dreiundvierzig.

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danke für all eure Kommentare, die motivieren mich so heftig <3

Taehyung

„Natürlich. Ja, klar. Kein Problem. Okay. Bis dann."
Ich lege mit hohler Stimme auf und sehe dann zu meinem Gegenüber. „Sorry", meine ich, aber er schüttelt nur den Kopf. „Du weißt, wie hatten gesagt keine Störungen während den Sitzungen."

„Tut mir leid," entschuldige ich mich noch einmal bei meinem Psychologen. „Aber es ging um meine Rückkehr."
„Und? Wie geht es dir damit?"

Meine Sitzung geht genauso weiter wie all die anderen davor. Und das seit fast einem Jahr. Nächste Woche würde ich das erste Mal zurück an die Arbeit gehen, nachdem Jungkook uns entwischt ist.

Oder vielleicht sollte ich eher sagen, nachdem ich ihn habe gehen lassen. Seine Spuren haben sich sehr schnell verloren und uns ist allen klar, dass er nicht mehr in Südkorea sein kann. Das letzte Mal konnten wir ihn in der Nähe eines Bahnhofs finden und der Rest ist reine Spekulation. Er ist untergetaucht, als hätte es ihn nie gegeben.

Vermutlich mit einer falschen Identität ins Ausland, aber wohin genau, weiß auch niemand. Immer mal wieder hatten wir kurze Momente, in denen wir dachten, wir kommen ihm näher. Wie zum Beispiel, als die Nachrichten von einem Fingerraub in Texas informierten, oder einer zerstückelten Leiche ohne Finger in Spanien. Aber wer weiß schon, ob dass nur Nachahmungstäter sind, oder ob Jungkook sich einfach nicht mehr zurückhalten konnte.

Eigentlich ist es mir auch egal. Mir geht es schlecht, seitdem er weg ist. Ich hatte Angstzustände, die ich dank meiner Therapie etwas in den Griff bekommen habe und außerdem schäme ich mich vor mir selbst und meiner Familie. Ich konnte niemandem bisher sagen, dass ich Schuld daran habe, das Jungkook fliehen konnte.

Alle sehen in mir nur den mutigen Polizisten, der fast sein Leben geopfert hätte, um Jeon Jungkook endlich zu fangen. Ich bin fast so etwas wie ein Held geworden, selbst die Medien haben über mich berichtet. Es war wirklich schwer, mein Gesicht aus der Presse herauszuhalten.

Aber Tatsache ist, dass ich einfach nur ein Feigling bin, der seine verwirrenden Gefühle letztlich über sein Lebensziel gestellt hat. Als ich Jungkook gesagt habe, dass er fliehen soll, hatte ich für einen kurzen Moment gehofft, dass er doch noch gefangen wird. Dann wäre mein Gewissen nicht so schwer beladen und gleichzeitig hätte ich mich ihm gegenüber nicht mehr so verräterisch gefühlt.

„-ehyung? Taehyung?", holt mich die fragende Stimme meines Therapeuten aus meinen Gedanken und ich sehe ihn seufzend an. „Du warst schon wieder woanders. Was beschäftigt dich denn noch?", bohrt er nach und ich zucke mit den Schultern. „Ich bin einfach nur etwas nervös, wenn es wieder zur Arbeit geht."

Er nickt verstehend, aber ich weiß genau, dass er mir nicht glaubt. Doch es ist mir egal und die Stunde endet, ohne das ich mich ihm anvertraut habe.
„Ab nächster Woche sehen wir uns dann nur noch montags", erinnert er mich als wir uns verabschieden. Meine Therapie wird nicht mehr so intensiv sein, jetzt, wo alle glauben, dass ich meine schlimmsten Dämonen besiegt habe.

Aber ein Dämon schlummert immer noch in meinem Kopf und manchmal macht er mir das Atmen schwer.

Aber dieser Dämon, ist mein kleines Geheimnis.

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