fünf.

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Jungkook

Wie konnte ich auch nur so dumm sein und denken, dass Taehyung schon am nächsten Tag im Supermarkt aufkreuzen würde? Er war immerhin erst gestern da und außerdem haben wir keine feste Zeit ausgemacht.

Enttäuscht schiebe ich den braunen Umschlag zurück in meine Tasche, die ich dann in dem kleinen Spind verstaue. Meine Mittagspause ist gleich vorbei und ich habe sie damit verbracht, meinen Kollegen bei ihren Gesprächen über das anstehende große Fußballspiel zuzuhören.

Eine absolute Verschwendung meiner Lebenszeit.
Obwohl... einer der Mitarbeiter hat ganz süße Finger. Sie sind unfassbar klein und feminin, aber absolut hinreißend. Und ein bisschen pummelig, aber das macht sie so niedlich.

Und wenn ich schon dastehen und mir Fussballgeschichten anhören muss, dann kann ich auch gut dabei diese kleinen Kunstwerke beobachten.

Leider habe ich mir die Regel gesetzt, niemals Kollegen für meine Sammelleidenschaft zu nutzen, zu groß wäre die Gefahr man könnte Rückschlüsse ziehen. Ohne diese dumme Regel wäre Park Jimin, der Träger dieser süßen Finger, schon längst in meinem Keller.

„Alles okay, Jungkook? Du starrst mich so an."
Die helle Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe zu Jimin, der sich jetzt seine kleine Hand vor seinen Mund hält, um sein verlegenes Lächeln zu verdecken.
Damit macht er es nur schlimmer.

„Ja, alles gut Jimin. Ich bin nur etwas müde", rede ich mich heraus und mein Kollege sieht mich besorgt an, ehe wir gemeinsam den Mitarbeiterraum verlassen.
„Hast du nicht gut geschlafen?"

„Nee, nicht so."
Das ist total gelogen, zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich richtig ausgeschlafen. Durch das Fehlen meines Lieblingsrituals bin ich bereits um zehn im Bett gewesen.

„Manchmal hilft es vor dem Schlafen wirklich runterzukommen. Einfach nur ganz gerade und entspannt im Bett liegen und an nichts denken. Meine Mutter hatte früher auch immer Schlafprobleme, aber dann hat sie-"

Ich blende Jimins Geklapper komplett aus und nicke nur ab und an, während ich mich durch die Regalreihen des Supermarktes Richtung Kasse schlängele.
„Ich Danke dir für die Tipps", sage ich mir einem erzwungenen Lächeln, als ich mich endlich aus der ungewollten Konversation entziehen kann.

„Kein Ding, immer wieder gerne. Ich hoffe ich konnte dir helfen." Jimin winkt mir noch mit seiner hübschen Hand zu und steuert dann den Ausgang an. Der Kleine arbeitet nur halbtags und kann daher schon gehen.

Zu schade, ich würde wirklich gerne öfter seine kleinen Kunstwerke beobachten, aber gerade schiebt er sie in seine Jackentasche und schlendert mit einem Lächeln davon.

Seufzend begebe ich mich wieder an meinen Arbeitsplatz, wo ich mich ganz auf die Hände meiner Kunden konzentriere. Leider ist heute ein absolut beschissener Tag und ich kann absolut keine schönen Finger entdecken.

Alt und runzelig.
Oh, abgekaute Nägel.
Entzündete Nagelbetten.
Zerrissene Haut.
Viel zu behaart.

Was für ein unglaublich beschissener Tag. Ich kann nur hoffen das das Essen mit Hoseok irgendetwas rettet.

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