vierundfünfzig.

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Taehyung

„Vermutlich kann ich froh sein, dass sie mich nicht für das Auflösen eines Pädophilenrings oder der Verfolgung von Menschenhandel eingesetzt haben", murmele ich genervt und klemme mir mein Handy zwischen Ohr und Schulter, als ich zum Obst greife und zwei Äpfel nachlässig in meinen Einkaufskorb werfe.

„Aber trotzdem. Das geht doch nicht! Ich hatte gehofft, du machst nur einfache Büroarbeit. Du weißt, dass mir deine Arbeit so noch nie zugesagt hat", zetert meine Mutter und ich ziehe die Augenbrauen bei der unangenehm hohen Stimme zusammen.

Seufzend erkläre ich ihr erneut: „Ich wollte zurückkommen. Ich habe mich dafür bereit erklärt. Also können sie mit mir machen was sie wollen."
Gut, ich hatte nicht direkt mit so viel Verantwortung gerechnet, aber jetzt ist es leider so. Und ich hab immerhin fähige Kollegen an meiner Seite.

„Wenigstens bist du noch viel im Homeoffice", meint meine Mutter jetzt und mein Herz setzt einen Schlag aus.
„Ach, nee, ich hab mich lieber dazu entschieden immer ins Büro zu gehen. Du weißt schon, bessere Arbeitsmoral und so ... und ich möchte keine Sonderbehandlung nur wegen meinem Erlebtem", gebe ich zu und bin mal wieder genervt von mir selbst, dass ich lügen muss.

Eigentlich würde ich gerne im Homeoffice arbeiten, aber die Lust darauf hat mir mein neuer Mitbewohner verdorben.

Ich höre sie besorgt ausatmen. „Ich halte das für keine gute Idee...", fängt sie langsam an und ich habe einen Knoten im Magen.
„Ich schon", unterbreche ich sie direkt und sage dann etwas freundlicher: „Du, ich bin jetzt aber auch an der Kasse und muss Schluss machen. Ich komme demnächst mal wieder zum Essen. Hab dich lieb!"

Fünfzehn Minuten später laufe ich immer noch mit kurzen Schritten über den Gehweg. Eigentlich hätte ich schon längst Zuhause sein können, aber ich dehne die Zeit extra lang. Passanten rempeln mich genervt an, aber es ist mir absolut egal. Vielleicht hab ich Glück und eine rennt mich um, dann sollte ich vielleicht erst noch einmal ins Krankenhaus. Oder so.

Leider werde ich nicht übergemangelt und ich komme heile daheim an.
Vor meiner Wohnungstür atme ich ziemlich sicher fünfzig mal tief ein und aus, ehe ich meinen Pincode eingebe und meinen Flur betrete.

Es ist still in der Wohnung und während ich meine Schuhe ausziehe und in meine Hausschlappen schlüpfe, kommt mir eine gute Idee: Jungkook kennt meinen Pincode nicht. Ich muss nur dafür sorgen, dass er vor die Tür geht und ihn dann nicht mehr reinlassen.

Leider verwerfe ich den Gedanken sofort wieder, denn der Serienmörder hat zu viel gegen mich in der Hand oder sonst lauert er mir draußen auf und es passiert wer weiß was.
Vielleicht sollte ich einfach das Land verlassen.

„Da bist du ja. Wie war die Arbeit?"
Erschrocken quieke ich unmännlich auf und halte mir die Hand an mein Herz, während ich mich zu Jungkooks gut gelaunter Stimme umdrehe.

„Oh, schreckhaft heute. Und spät bist du auch. Ich hab Waffeln gemacht, die sind jetzt natürlich nicht mehr warm", plaudert er freundlich weiter und deutet auf den gedeckten Tisch. Es riecht total lecker und mein Magen grummelt zufrieden.

„Oh? Danke", murmele ich etwas überfordert und lächelnd zeigt er auf meinen Platz. „Setz dich, ich muss unbedingt anfangen zu essen. Weißt du was es für eine Qual ist, die Dinger vor meiner Nase stehen zu haben, aber noch nicht essen zu können? Erinnert mich an deine Finger", jammert er und ich komme irritiert seiner Aufforderung nach.

Unschlüssig sehe ich auf den Berg Waffeln und weiß nicht, ob ich es wagen soll, davon zu essen. Weiß ich denn, dass Jungkook da reingemacht hat?
Er scheint meinen zögernden Blick zu merken und seufzt. „Du verteilst die Waffeln. Sollte ich was damit gemacht haben, erwischt es mich immerhin auch."

Immer noch mit mit Zweifeln geplagt, nehme ich mir schließlich Zögernd eine Waffel und gebe ihm auch eine. Sehr, sehr, sehr langsam fange ich unter dem wachsamen Blick von Jungkook an zu essen und schlucke einen sehr, sehr, sehr kleinen Bissen runter.

„Und?"
Er sieht mich erwartungsvoll und fragend an und ich nicke langsam. „Schmecken gut."
Erleichtert sacken seine angespannten Schultern herab und er schlägt selbst richtig zu. Puderzucker, Ahornsirup, Kirschen - er hat wirklich an alles gedacht.

Und während ich so meine Zweifel beiseite schiebe, genieße ich meine Waffel mit dem Serienmörder.

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