neunundfünfzig.

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Taehyung

Meine Haare richte ich noch ein drittes Mal und lächele mich dann aufmunternd im Spiegel an.
Jungkook hat mir nicht gesagt wie schick es wird, aber ich wollte sichergehen und lieber etwas zu gut aussehen.
Nachdem er sich so lieb um mein besoffenes Ich gekümmert hat, konnte ich das Date ja schlecht ausschlagen - und etwas freue ich mich auch. Schlimmer als das Zusammenwohnen wird es wohl nicht werden.

Im Esszimmer erwartet Jungkook mich schon an einem wunderbar gedeckten Tisch und ich bin sehr überrascht, denn eigentlich kann er so gar nicht kochen. Kerzen, ein frischer Blumenstrauß und wirklich gut duftendes Essen. Damn.

„Keine Sorge, das Essen habe ich bestellt, du wirst nicht vergiftet."
Mein Serienmörder lächelt mich an und seine weißen Zähne blitzen im dämmrigen Licht auf. Mein Magen wird ganz warm und ich grinse zurück: „Ein Glück, hatte schon mit meinem Leben abgeschlossen."

Er trägt ein dunkles Hemd, welches zu meinem Glück viel zu weit offen steht, und eine enge schwarze Hose. Dazu ein schlichter Gürtel und seine aufgerollten Ärmel geben seine Tattoos Preis. Seine Haare hat er ebenfalls wie ich leicht gelockt und sein Gesicht sieht viel zu selbstzufrieden aus.

„Also, wir essen hier damit ich nicht direkt bei unserem ersten Date festgenommen werde und danach gehts für uns Schwarzlichtgolfen!"
Er zieht meinen Stuhl zurück und ich bin bisher echt absolut hin und weg. Jungkook denkt wirklich an alles.

„Heute übrigens mal ohne Wein, sonst muss ich mich so schnell wieder ausziehen und das will ich mir für später aufbewahren", ärgert er mich und ich strecke ihm kindisch die Zunge raus.

„Du bist doof", verteidige ich mich schwach und mit roten Wangen, als ich Platz nehme. Jungkook setzt sich gegenüber von mir hin und lacht mich etwas aus. „Und du bist super sü- schräg wenn du besoffen bist."

Wir beginnen zu Essen und unser Gesprächsthema schwappt in ungefährliche Gewässer. Wir diskutieren über Dinge, von denen wir beide wenig Ahnung haben - Socken Stopfen, Angeln und Pflanzen - und ich dränge ihm auf, ihm irgendwann mal ein paar einfache Gerichte beizubringen.

Bisher ist der Abend wirklich angenehm und ich bin mehr als nur positiv überrascht. Wenn Jungkook sich mir gegenüber immer so verhalten würde, wie die letzten Tage, bin ich mir beinahe schon sicher, dass ich über meine Angst vor ihm hinwegkommen kann. Stück für Stück, langsam, alles mit der Zeit, aber eben irgendwann ohne Angst.

„Und? Möchtest du noch Nachtisch?", werde ich gefragt und meine Augen werden groß. „Es gibt Nachtisch? Natürlich! Was denn?"
Begeistert schaue ich den jungen Mann vor mir an und der tippt sich auf die Lippen.

„Der hochqualitative Nachtisch wäre ein Kuss durch diese absolut zarten Lippen. Die günstigere Variante wäre ein Panna Cotta mit Erdbeersosse", bietet er mir an und ich grinse fies.
„Ich möchte dich ja nicht allzu viel kosten, ich nehme das Panna Cotta."

Er schmollt, aber räumt unsere Teller auf dem Weg in die Küche ab und kommt mit dem Nachtisch in der Hand wieder. Ich bin rundum zufrieden, aber beäuge Jungkook trotzdem etwas kritisch.

„Was ist?", fragt er verwirrt, als er von seinem Panna Cotta aufsieht. Der Typ scheint das Zeug ja echt zu lieben.
„Gehst du nur mit mir auf ein Date für einen Kuss oder mehr?"
Mein Herz stolpert bei der Frage ein bisschen und Jungkook runzelt die Stirn.

„Nein, natürlich nicht, da hätte ich dich auch zu zwingen können wenn's mir nur ums Körperliche geht."
Ich blinzele irritiert bei der absolut ehrlichen Antwort, aber naja, was habe ich bei einem Serienmörder denn auch erwartet. Jungkook spricht aber einfach weiter.

„In erster Linie, damit wir uns näher kommen und Vertrauen aufbauen. Du weißt, ich mag dich, also natürlich wünsche ich mir einen Kuss oder auch mehr." Er zwinkert mir zu und schüttelt dann den Kopf. „Aber ich hab mich so ein bisschen eingelesen und weiß, dass es nicht das richtige Tempo wäre."

Ich stutze. „Eingelesen?"
Was soll das denn bedeuten? Wie hat denn der Titel von dem Buch geheißen: Wie bekomme ich Polizisten ein zweites Mal ins Bett?

„Naja...", er wird ein bisschen rot und des ist das erste Mal, dass ich Jungkook verlegen sehe.
Er druckst ein bisschen rum, aber schließlich spuckt er es aus. „Ich hab so ein paar Sachen zu Umgang mit Trauma und Panikattacken gelesen."

Sprachlos starre ich ihn an und er fühlt sich sichtlich unwohl. Jeon Jungkook, der grausam foltert, mordet und in seiner eigenen kranken Welt lebt, hat das Trauma, was er verursacht hat wahrgenommen und sich dazu eingelesen?!

„Nun schau nicht so, erinner dich doch dran das ich Medizin studiert hatte. Ich bin ja nicht ganz dumm, da kann ich schon mal ein paar wissenschaftliche Bücher und psychologische Fachzeitschriften lesen", verteidigt er sich etwas und ich bin fast noch mehr baff.

Der Kerl hat ganze Bücher gelesen?! Und ich dachte, er meinte so ein paar knappe Artikel mit fragwürdigen Quellen im Internet?

Ich beginne etwas zu lächeln, vielleicht hat er mir auch was ins Essen gemischt, aber ich bin absolut euphorisch.
„Das ist wirklich ein klasse Date bisher, Jungkook."












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In dieser fanfic hat Jungkook übrigens nicht seine Gesichtspiercings, damit er besser untertauchen und ein „unauffälligeres" Gesicht hat, wenn er zb Maske trägt☺️ die tattoos habe ich ihm aber mal gelassen hehe

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