siebenundsechzig.

115 17 9
                                    

Taehyung

„Oh? Planst du schon deinen Urlaub? Du bist doch gerade erst wieder hier ... und denk bitte an die starken Sonnenstrahlen dort, das lässt seine Haut sofort altern!"

Jin taucht plötzlich hinter mir auf und erschrocken klicke ich den Blogeintrag über Panama weg.
„W-Was?", mache ich dümmlich und er seufzt. „Aber doch nicht während der Arbeitszeit!", tadelt er mich spielerisch, auch wenn wir beide wissen, dass er während der Arbeit meistens Online-Shopping betreibt.

Er geht zurück zu seinem Platz und auch ich fange wieder an das zu tun, für das ich bezahlt werde. Jin hat mir wirklich erstmal die Lust auf Panama verdorben, auch wenn ich mehr als nur einen Urlaub will.

Ich schaue nach Orten, in die Jungkook und ich ... naja, auswandern könnten. Alles rein hypothetisch. Erstmal möchte ich sehen, was alles im Angebot ist, bevor ich mir ernsthaft darüber Gedanken machen kann.

Also, so wie ich Jungkook und sein Schwarzgeld einschätze, könnten wir uns ein Leben in Saus und Braus machen, ohne finanzielle Sorgen. Mit Essen erster Klasse, einem Haus ganz meinem
Geschmack entsprechend und so gut wie jede Annehmlichkeit, die die Welt zu bieten hat.

Gut, ich weiß nicht inwiefern wir vorsichtig sein müssten zu reisen oder wie Jungkook das bisher geregelt hat. Vielleicht greifen wir auch eher auf Zug und Schiff zurück und fliegen nur selten? Ich weiß es nicht, ich bin noch nie vor der Justiz geflohen.

Aber ich müsste meine Familie zurücklassen. Genauso wie die wenigen Freunde die ich habe. Obwohl ... vielleicht kann ich die ja oft besuchen kommen? Dann ohne Jungkook halt? Er würde mir sicherlich die Flüge hin und her spendieren...

Gott, was denke ich denn da? Jungkook ist doch nicht mein krimineller Sugardaddy. Und ich plane hier gerade eine Zukunft, in der ich komplett auf ihn angewiesen wäre.

Und ich kann doch überhaupt keine der Sprachen, die in Süd- und Mittelamerika gesprochen werden! Und was ist, wenn Jungkooks Vermögen gar nicht so groß ist und ich als männlicher Prostituierter oder Drogenkurier ende? Wobei... wäre ich dann nicht eh Jungkooks kleine Hure? Er hätte mich total in der Hand!

Ich seufze gestresst und nuckele nervös an meiner Apfelsaftflasche. Jin wirft mir irritierte Blicke zu, aber ich blende ihn geflissentlich aus und versuche stattdessen, regelmäßig ein und aus zu atmen.

„Alles okay?", werde ich gefragt und ich nicke hektisch. Wie gut das Namjoon heute nicht im Büro ist, der hätte mich mit seinem allwissenden Blick auseinandergenommen und zu Tode analysiert.

Könnte ich wohl auch im Ausland arbeiten, sobald ich die Sprache dort kann? Vielleicht nicht unbedingt wieder als Polizist in meiner Position, vielleicht lieber in der Verwaltung. Oder als Koreanischlehrer, falls das da unten jemand lernen will.

„Ich glaube, ich arbeite heute den Rest von zu Hause", entscheide ich spontan und Jin schaut überrascht, ehe er zu schmollen beginnt. „Oh man, ich sehe dich kaum noch momentan."

Ja, weil ich mich daheim von einem Massenmörder flachlegen lasse und das sehr genieße.

Außerdem hat Jungkook für heute angekündigt zu kochen und ich will lieber Zuhause sein, bevor er die Küche abfackelt.
Oder uns beide vergiftet.

„Sorry, ich fühl mich irgendwie nicht so gut", entschuldige ich mich vage und sofort tritt ein mitleidiger Ausdruck auf Jins Gesicht. Na super, ein weiterer Grund wieso auswandern nicht übel wäre: Hier schaut mich jeder an, als erwarten sie, dass ich jeden Moment zusammenbreche unter der Last die ich trage.

Dabei breche ich höchstens unter Jungkook zusammen, hehe.

„Wir sehen uns!", verabschiede ich mich schnell und gehe mit langen Schritten aus dem Büro.
Und was wäre mit Cuba?

The CollectorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt