Taehyung
Mit zitternden Händen schiebe ich die Liege schräg gegen die Tür und stelle die Räder fest. Mein Herz poltert unruhig in meiner Brust, aber Namjoon hat sich aus unserem Telefonat ausgeklinkt, um alles in die Wege zu leiten. Auf ihn kann ich nicht zurückgreifen, wenn mich die Panik übermannt. Laute Schritte poltern die Treppe herunter.
„Taehyung! Ich komme dich holen!", höre ich Jungkooks Stimme hämisch im Kellerflur und ich beiße auf meine rechte Faust, um stumm zu schreien. Tränen treten in meine Augen und ich presse meine Fingernägel in die Handinnenfläche meiner linken Hand, um mich durch den Schmerz etwas zu beruhigen.
„Du bist so süß. Landest direkt in meinem Spielraum." Er klopft höflich an der Tür und kichert dann: „Ich weiß das du da drin bist!"
Kalter Schweiß läuft meinen Rücken runter und ich zwinge mich kontrolliert und ruhig zu atmen.„Ich muss schon sagen, ich bin echt enttäuscht von dir. Das macht mich ganz irre!" Wieder ein Lachen und ich beginne lautlos zu weinen.
„Wir hatten uns so gut verstanden und ich habe echt mit dir gehadert. Aber jetzt machst du mir die Entscheidung ganz leicht! Aber keine Sorge, deine Finger bekommen einen Ehrenplatz. Ich werde dich jeden Abend bewundern und niemals verkaufen! Dafür möchte ich mich zu sehr an dich erinnern."Ich atme erstickt und gebe ein leises Geräusch der Verzweiflung von mir.
„Na siehst du, da bist du ja", lacht Jungkook freundlich und klopft noch einmal. „Ich habe alle Zeit der Welt und wenn du nicht rauskommst, komm ich irgendwann rein."Zittrig stoße ich die Luft aus und gebe mir jetzt keine Mühe mehr, leise zu sein.
„Aber wieso das alles, Taehyung? Wir hatten uns doch ehrlich gut verstanden."
Würde auf der anderen Türseite kein Psychopath stehen, würde ich ihm bei seinem enttäuschten Tonfall sogar glauben, dass ihn mein Verrat ehrlich erschüttert.„Tut mir leid. Haben wir uns auch", gebe ich mit krächzender Stimme zu und höre ein Seufzen von Jungkook. „Ich mochte dich, Taehyung. Vielleicht hätte ich mich sogar damit anfreunden können, deine Finger nur an dir zu sehen. Wieso machst du das kaputt?"
Ich schniefe wieder und in meinem Kopf herrscht Chaos. Doch ich muss Zeit schinden, ihn ablenken, sodass er nicht reinkommt, bevor Verstärkung da ist. Und es macht jetzt auch keinen Unterschied mehr, ob er die Wahrheit erfährt.
„Weil du meine Familie zerstört hast. Vor Jahren hast du meiner Cousine ihre Finger genommen", flüstere ich und lege meine Hände auf das kalte Metall der Liege.
„Da habe ich mir geschworen, dich zu finden."Es ist still drüben und ich werde nervös, als er eine Weile nichts sagt.
„Kinderfinger? Das ist dann wirklich schon lange her...", murmelt er schließlich und ich beginne panisch zu lachen, so abstrus ist die Situation und seine kalte Antwort.„Ja, Kinderfinger. Du hast sie gefoltert! Ich habe dich gehasst!", zische ich schließlich, nachdem ich mich von meinem Lachkrampf erholt habe und meine durcheinander wirbelnden Gedanken versuche zu ordnen.
„Habe?"
Ich bin still und verstehe Jungkooks Frage nicht. „Mh?", mache ich verwirrt und kralle mich fest in den Tisch.
„Du hast gesagt du hast mich gehasst. Also jetzt nicht mehr?"Mein Herz setzt einen Schlag aus und mein Gehirn funktioniert plötzlich nicht mehr. Ich weiß nicht was ich antworten soll - ich weiß nur, dass Jungkook einen wunden Punkt getroffen habe. Denn natürlich mag ein törichter Teil in mir ihn immer noch.
„Du bist mir schon sympathisch gewesen", räume ich schließlich heiser ein und räuspere mich dann. „Aber ich musste mich nur wieder daran erinnern, wer du bist und vor allem, was für eine Art Mensch - oder eher Monster."
„Wie lange weißt du denn schon von meiner Kunst? Hast du sie mal gesehen?", fragt er jetzt neugierig und ich kann nur vor Unglauben den Kopf schütteln. „Das ist, was dich interessiert? Ich habe die Leichen gesehen und was du aus ihnen gemacht hast, das reichte mir!"
Wieder ist es still und ich höre Jungkook seufzen. „Also bist du wirklich Polizist? Und nicht nur einfach jemand, der mich aus Eigeninteresse fangen will?"
Wie blöd kann man nur sein, denke ich verbissen und schnaufe. „Ja, ich bin bei der Mordkommission und du bist für mich die letzten Wochen nur meine Mission gewesen."„Autsch, das tut weh zu hören. Aber dann weiß ich wenigstens, dass ich dich anders beseitigen muss." Ein lautes Poltern ertönt, die Tür zittert und ich zucke erschrocken zusammen. Hat Jungkook sich jetzt ehrlich gegen die Tür geworfen?
„J-Jungkook?", frage ich nervös und von draußen kommt nur hämisches Lachen.
„Du hast mich ehrlich verletzt. Und dafür musst du jetzt wohl etwas leiden, mein Süßer."
Ein weiterer Knall und wieder zucke ich zusammen. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass die Verstärkung erst in fünf Minuten eintreffen kann.„Dann komm doch rein! Du wirst es nicht schaffen, mir meine Finger zu nehmen. Vorher siehst du die eine Zelle von innen!", drohe ich mit kratziger Stimme und Jungkook hört auf, sich gegen die Tür zu schmeißen.
„Was meinst du? Hast du Verstärkung informiert?" Endlich höre ich so etwas wie Nervosität in seiner Stimme und ich lächele.
„Natürlich, schon vor einigen Minuten."Und dann sage ich etwas, was ich im Nachhinein mehr bereue, als alles andere.
Etwas, was in dem Moment nur aus meiner Panik und dem Gefühl der Überforderung entstanden sein kann. Denn anders kann ich mir nicht erklären, wieso ich mir selbst in den Rücken falle.„Wenn du jetzt noch fliehst, kannst du es schaffen."
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The Collector
FanficJeon Jungkook liebt und sammelt schöne Finger. Und die Finger von Kim Taehyung sind ganz besonders schön. -/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/-/ •Horror •16+ •Vkook