It's keeping me awake ~ Little Talks (Of Monsters And Men)
Ich stellte den Topf auf den Herd. „Heiliger Bimbam! So was habe ich auch noch nie erlebt“, sagte Marie während sie sich neben mich gegen die Ablage lehnte. Ich zuckte nur mit den Schultern und schaute mich um. „Das Puddingpulver ist im Schrank über dir“, hörte ich Marie und nickte ihr dankbar zu. Dann nahm ich den Schemel neben mir und stellte ihn so hin, dass ich darauf steigen konnte um den Schrank zu erreichen. Ich war nicht besonders groß und zog bei so etwas immer den Kürzeren.
Marie beobachtete mich währenddessen mit Argusaugen und ich strich mir verunsichert eine Strähne meines schwarzen Haares hinters Ohr. Ich holte das Pulver aus dem Schrank und nachdem ich ihn wieder geschlossen hatte, stieg ich vorsichtig vom Hocker herunter. Schweigend schüttete ich das Pulver in den Topf und fuhr zusammen, als Marie plötzlich sagte: „Warum darf man dich nicht Emmi nennen?“
Verdammt. „Es gibt eigentlich keinen Grund. Ich mag den Spitznamen einfach nicht“, log ich, denn ich hatte schon als Kind beschlossen, anderen nichts von meiner Vergangenheit zu erzählen. Es war etwas, das ich erstmal selbst verstehen musste. „Aha.“ Es war offensichtlich, dass sie mir nicht glaubte. Was ja auch kein Wunder war, so wie ich den Prinzen deshalb angefahren hatte. „Ich will da nicht drüber sprechen, okay?“, schob ich deshalb hinterher. Marie blickte mich noch einmal skeptisch an und zuckte anschließend mit den Schultern.
Dann schaute sie auf den Topf und fing an zu lachen. „Hast du schon jemals Pudding gemacht?“ Beschämt schüttelte ich den Kopf. Marie nahm kopfschüttelnd den Topf vom Herd und sagte: „Hol mal aus der Schublade von vorhin zwei Schüsseln.“ Ich nickte und tat, was sie mir aufgetragen hatte. Früher wollte Mina mir mal beibringen, wie man Pudding kochte, aber dann ist es nie dazu gekommen. In der Buchhandlung war immer viel los.
Ich schaute Marie dabei zu, wie sie erst Zucker und Pulver in der Schüssel mit
etwas Milch vermischte und danach in einem Topf Milch aufkochte. Zuletzt mischte sie mit einem Schneebesen alles zusammen und rührte um, bis keine Klumpen mehr zu sehen waren.
Dann kippte sie alles in die zweite Schüssel. Sie drehte sich zu mir um.„Fertig. Siehst du, so einfach ist das.“ Ich nickte erleichtert und nahm die Schüssel in die Hand. "Danke." Gerade als ich aus der Küche laufen wollte, um der Prinzessin den Schokopudding zu bringen, stellte sich mir jemand in
den Weg. „Wo willst du denn hin?“, erkundigte Sophia sich provokant. So langsam fragte ich mich wirklich, warum sie so gemein zu mir war. Mit Marie schien sie jedenfalls gut befreundet zu sein. „Ich bringe der Prinzessin ihren Nachtisch“, antwortete ich so beherrscht wie möglich.Sophia zog die Augenbrauen hoch. „Dir ist aber schon bewusst, dass das meine Aufgabe ist, oder?“ Nein, das war mir nicht bewusst, was mir aber bewusst war, war, dass dieses Mädchen irgendetwas gegen mich zu haben schien und mich das langsam aber sicher wütend machte. Ich hatte ihr nämlich absolut nichts getan. Ich atmete einmal tief durch. Ich durfte nicht nochmal ausrasten, sonst würde ich heute Nacht wirklich auf der Straße verbringen.
„Okay, dann bring du ihn ihr.“ Ich drückte Sophia die Schale in die Hand und drehte mich um. Während ich zurück zu Marie ging, spürte ich ihren Blick in meinem Rücken und musste ein Grinsen unterdrücken. Das hatte ich doch mal gut gemeistert. Ich war nicht ausgerastet. Als ich wieder bei Marie ankam, flüsterte diese mir zerknirscht zu: „Eigentlich ist sie ganz nett. Ich weiß auch nicht was sie gegen dich hat.“
„Alles gut. So schlimm ist sie nicht“, antwortete ich schnell. „Dann ist ja gut. Komm mit, wir müssen noch zu Mittag essen.“ Mit diesen Worten zog mich Marie zu einer Küchenablage am Ende der Küche und schnappte sich aus einem Schrank daneben zwei Teller. Einen gab sie mir und deutete dann auf die Schüsseln und Teller, die vor uns standen.
„Bedien dich.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und nahm mir Kroketten, Nudeln mit Tomatensoße und Mozzarellascheiben. Marie warf
mir einen verwunderten Blick zu. Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und kramte eine letzte Mozzarella Scheibe zwischen den Tomaten hervor. Sie schüttelte den Kopf. „Also dich soll einer verstehen. Dein Geschmack ist schon sehr komisch. Pudding zum Frühstück und jetzt alles durcheinander. Und dann pulst du auch noch Mozzarella aus dem Salat heraus.“Ich musste grinsen. „Warum? Schmeckt doch alles? Und Tomaten ruinieren immer nur den Geschmack.“ Marie schaute mich entsetzt an. „Aber die Tomaten sind doch …“
„Sag jetzt bitte nicht, dass sie das Beste sind“, unterbrach ich sie. „Das Allerbeste“, erwiderte sie mit einem Grinsen im Gesicht und wandte sich ihrem vollgefüllten Teller zu. Damit war das Thema abgehakt und wir aßen still schweigend unser Mittagessen.
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Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner Hand
FantasyEmilia war noch nie normal. Dadurch, dass sie Erde und Luft beherrschen kann, muss sie aufpassen, was sie tut. Als sie eines Tages an ihrem Geburtstag in eine magische Welt gezogen wird, findet sie heraus, dass sie Teil einer uralten Prophezeiung is...