13. Kapitel

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Wake me up, say it's a dream ~ Alright (feat. KIDDO) (Alle Farben)

Ich saß wie erstarrt da. Das konnte doch nicht wahr sein. Das war doch nicht möglich. Und doch kam in mir eine Vorahnung auf und mit zitternder Stimme fragte ich: „Diese Kräfte. Was sind das für welche?" Josef schaute mich erst prüfend an, bevor er antwortete: „Aniral können sich und andere Sachen duplizieren, wobei nur dem Echten etwas passieren kann
und die anderen lediglich eine Illusion sind. Außerdem können wir Dinge, die bis zu zehn Meter entfernt sind, mit reiner Vorstellungskraft bewegen und ein paar Kleinigkeiten zaubern. Ach ja,
und wir können fliegen."

Ich schluckte. Was er da sagte, war unheimlich, vor allem, wenn man mein Gespräch vorhin mit Hugo beachtete. Aber das war es eigentlich nicht, was mich beunruhigte. Ich hatte gedacht, dass meine Kräfte, die ich schon immer hatte, hier dann ganz normal wären. Ich musste einfach nachfragen, ob die anderen das auch konnten.

„Ähm, ich..."
Weiter kam ich nicht, denn die Tür wurde von außen aufgerissen und der Prinz stürmte hinter seiner Schwester herein. Er lachte und sah dabei so glücklich aus, dass ich nicht anders konnte und lächelte. Als er uns allerdings sah, wurde er sofort wieder ernst und nahm seine Schwester an die Hand. Diese kicherte noch immer. Josef und Marie hoben zum Gruß die Hand und ich saßwie angewurzelt da.

Erwartungsvoll sah Benjamin mich an und zögerlich schaffte ich es, ebenfalls
die Hand zu heben. Den Blick hielt ich dabei auf den Boden gehaftet. Als ich wieder aufblickte, waren sie weg. Suchend schaute ich mich um und entdeckte sie schließlich oben auf den Kissen, wo vorher Marie und ich gesessen hatten. Wie lange hatte ich denn bitte auf den Boden geschaut und dumm meine Hand gehoben, wenn sie in dieser Zeit dort hochlaufen konnten?

„Ich glaube, wir reden wann anders weiter, oder?", sagte Josef da und ich nickte abwesend. Ich musste das erstmal alles verarbeiten. Langsam ging ich zur Tür hinaus. „Hey, Emilia, warte auf mich!", rief Marie mir hinterher. Ich drehte mich mit entschuldigendem Blick zu ihr um.

„Könntest du es verstehen, wenn ich jetzt alleine sein möchte?", fragte ich sie. Als sie nickte lief ich erleichtert los.
Ich rannte durch alle möglichen Gänge des Schlosses, lief mehrere Treppen auf und ab und begegnete zum Glück niemandem. Plötzlich stand ich wieder vor der Tür, durch die wir vorhin auf die Wiese gelangt waren.

Kurzentschlossen drückte ich sie auf und rannte auf die Mitte der Wiese zu. Dort ließ ich mich auf den Rücken fallen und atmete tief durch. Dann erst versuchte ich meine Gedanken zu sortieren und ging nochmal das ganze Gespräch im Kopf durch. Ich war also in einem Land oder Reich, in dem es keine Menschen, sondern sogenannte Aniral gab. Ich zweifelte nicht eine Sekunde an diesem Fakt, da ich mittlerweile genug Dinge gesehen hatte, die einfach nicht normal waren. Trotzdem war es nicht leicht, das abzutun.

Gedankenverloren atmete ich tief und ganz aus dem Bauch heraus aus und wurde kurz darauf von einer heftigen
Windböe umgedreht. Erschrocken setzte ich mich auf. War ich das gerade gewesen? Meine Kräfte schienen hier total aufzublühen. Erst das mit dem Gras gestern und jetzt das hier. War ich
vielleicht auch eine Aniral? Das würde zumindest erklären, warum ich diese Kräfte hatte.

Ich beschloss, Marie aufzusuchen und sie zu fragen, was für "Kleinigkeiten" Josef gemeint hatte.
Ich lief einen langen Flur entlang und wollte gerade abbiegen, als ich gegen jemanden stieß. „Pass doch auf!", fuhr ich die Person an. Als ich jedoch zurücktrat und sah, wer da vor mich stand, lief ich knallrot an.

„Hat dir noch keiner gesagt, dass man so nicht mit mir spricht?"
„Es tut mir leid dir sagen zu müssen, dass das wirklich noch keiner getan hat", entgegnete ich, um mein
laut klopfendes Herz zu überspielen. Der Prinz musterte mich skeptisch. „Dir ist klar, dass ich dich feuern kann, oder?", sagte er nur. Nein, leider war mir das bis eben nicht bewusst gewesen.

„Ja, ist es", antwortete ich schnell und ging an ihm vorbei. Er sagte kein weiteres Wort und als ich um die nächste Ecke gebogen war, atmete ich erleichtert aus. Im nächsten Moment jagte ein Windstoß durch den Gang. Ich musste damit aufhören, wenn ich nicht wollte, dass hier alles durch die Luft flog.

„Wieder alles okay?", hörte ich da Marie fragen und drehte mich zu ihr um. „Ja. Ich habe dich gesucht."

"Im Bereich des Prinzen?" Ups. „Ich wusste nicht, dass Benni ...
Benjamin hier wohnt", antwortete ich.
„Alles gut. Was gibt's denn?", fragte sie und lief in die Richtung, in die ich gegangen war, weiter.
„Ähm, ich wollte dich fragen, was Josef mit Kleinigkeiten meinte", stellte ich ihr meine Frage.

„Oh, ich glaube, das wäre nicht so spannend, wenn ich dir jetzt alles aufzählen würde. Eine Sache kann ich dir aber sagen. Wir können unser
Seelentier herbeirufen und mit ihm sprechen, wenn wir uns mit ihm verbunden haben." Ich runzelte die Stirn.
„Warte ich zeig’s dir", sagte Marie. Sie schloss die Augen und schien in sich
hineinzuhorchen. Auf einmal lächelte sie und dann schlug sie die Augen wieder auf.

Ein Eulenruf ließ mich herumfahren und ich sah, wie eine kleine Schleiereule auf uns zu flog. Sie landete auf Maries Schulter und fing an Geräusche zu machen. Marie lachte und streichelte sie. Dann sagte sie: „Ich habe dich auch vermisst. Wie geht's deiner Familie?" Die Eule schien tatsächlich in ihrer Sprache zu antworten, denn Marie nickte verständnisvoll. „Das wird bestimmt wieder."

Mir klappte der Mund auf. Da sagte Marie: „Das ist übrigens Thea. Thea, das ist Emilia." Die Eule schaute mich mit zur Seite gelegtem Kopf an und krächzte dann etwas.
„Sie freut sich, dich kennenzulernen, Emilia", dolmetschte Marie.
„Ebenfalls.", brachte ich schließlich heraus. Das war einfach nur verrückt.

Marie verabschiedete sich von Thea und ließ sie davonfliegen. „Das war krass", entfuhr es mir. Sie lächelte mich an.
Ich zögerte kurz, doch dann beschloss ich, dass ich es einfach wagen musste. „Ich hätte noch eine Frage", erklärte ich ihr. Sie nickte und ich nahm das als Zeichen auf, weiterzusprechen.

„Könnt ihr Wind erzeugen oder so was?", fragte ich einfach geradeheraus. Ich musste einfach wissen, ob ich eine Aniral war. Inzwischen war ich schon fast davon überzeugt, dass es so war. Doch Marie lachte los. „Nein. Das können wir nicht."
Ich schaute zu Boden. Es wäre ja auch nur zu schön gewesen, wenn ich endlich herausgefunden hätte, was mit mir los war. Ich wollte am liebsten in mein Bett und von der Küche Geschirr klappern hören. Plötzlich vermisste ich Mina sehr.

„Kann ich eigentlich nach Hause gehen?", fragte ich langsam. Maries Antwort überraschte mich. „Ja klar. Du darfst nur keinem was von uns erzählen." Ich starrte sie an. „Kann ich jetzt sofort gehen?"
Sie nickte. Ich konnte es kaum glauben. „Wie?"
„Komm mit", antwortete sie. Bildete ich es mir ein, oder klang sie ein wenig traurig? Wie auch immer, ich wollte nur noch nach Hause. Ich hatte hier ohnehin nie was zu suchen gehabt.

Ich lief mit ihr zur Bücherei und als wir eintraten, blickte uns Josef erwartungsvoll an. „Womit kann ich euch helfen?", erkundigte er sich bei uns.
„Kannst du uns das Tor zu Emilias Zuhause öffnen? Sie würde gerne zurück gehen", erklärte ihm Marie. „Klar. Ich habe ohnehin damit gerechnet. Komm her." Ich lief auf ihn zu und er breitete seine Hände
über mir aus. Marie sah traurig aus und winkte mir zu. Ich winkte zurück und wartete.

Plötzlich erschien über mir ein Sog, der mich mit sich reißen wollte. „Spring einfach hoch", erklärte Josef mir und ich nickte dankbar. „Macht’s gut!", rief ich ihnen noch zu, dann sprang ich ab und es wurde schwarz um mich.

Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt