The truth is to be found ~ Wild & Free (Lena)
Benjamin
„Ich will meinen Pudding haben.“ Innerlich schlug ich die Hände vors Gesicht. Warum musste Enya die Situation noch schlimmer machen? In der Reihe vor dem Kamin geschah nichts. „Ich will meinen Pudding!“, beschwerte sich meine Schwester. Wütend schaute ich zu ihr. Konnte sie nicht ein einziges Mal auf ihren verdammten Pudding verzichten?!
Leicht verunsichert sah ich zu Emilia. Starr hielt sie den Blick auf den Boden gerichtet. Trotzdem erkannte ich die tiefen Augenringe. Es tat uns beiden nicht gut, seelisch, geistig und physisch voneinander getrennt zu sein. Von links stieß Sophia sie an, bevor sie ihr irgendetwas zuzischte.
Emmi zuckte heftig zusammen und ließ die Schüssel aus ihren zitternden Händen fallen. Laut kam sie auf dem Boden auf. Der Pudding spritzte in alle Richtungen und nun drehten sich auch
Venia und Enya um. Schockiert starrte Emilia auf ihre nun dreckigen Schuhe. Niemand rührte sich. Alle sahen sie an.„Mein Pudding!“, schrie meine kleine Schwester entsetzt und riss Emmi
damit aus ihrer Starre. Sie blickte auf, sah mir in die Augen. Tränen glitzerten in ihnen. Ich öffnete den Mund um irgendetwas zu sagen, doch bevor ich dazu die Gelegenheit bekam, rannte
Emilia aus dem Raum.
Was war nur passiert, dass sie dermaßen neben der Spur war?Grübelnd und mit klopfendem Herzen saß ich auf meinem Stuhl. Ich musste herausfinden, was ihr zugestoßen war. Doch wie sollte ich das anstellen? Meine Eltern waren unerreichbar. Was hieß … einen Moment! Ich konnte zu meinen Eltern! Vielleicht würde ich ein paar Versuche brauchen, aber es war möglich. „Ich muss los! Ich habe mich mit Tris verabredet.“ Ich konnte nicht länger warten. Emilia musste geholfen werden. Mir musste geholfen werden.
„Was ist denn heute los? Ich bin kein Morgenmensch, verdammt! So viel Stress so früh am Morgen ist nicht gut für mein armes noch nicht so altes Herz! Aber ist okay. Lass mich im Stich.“ Venia wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. „Sie werden so schnell groß, die Kinder heutzutage. Geh! Geh zu deinem Tris! Ich passe auf deine arme kleine Schwester auf, die jetzt auf ihren neuen Pudding warten muss. O nein! Sie weint schon! Geh! Behelligt uns nicht weiter mit Eurer Anwesenheit, mein holder Prinz!“
Venia stieß Enya mit der Hand an, woraufhin diese sofort anfing so zu tun als würde sie weinen. Ich schüttelte den Kopf über die beiden und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Er lacht, Enya! Hast du das gesehen? Der Trauerkloß hat noch andere Gefühle heute Morgen!“, flüsterte Lavinia. Sofort wurde ich wieder ernst. „Ich muss los.“„Hey, was immer los ist, du bekommst das hin. Wir sind nicht umsonst verwandt, Ben“, meinte sie nun ernster. Sie war die einzige, die mich Ben nannte. Und Ben war der einzig vernünftige Spitzname des Namen
Benjamin. Ich wusste gar nicht, wie oft ich meinen Eltern schon gesagt hatte, sie sollten aufhören, mich Benni zu nennen. Aber hörten sie auf mich? Nein. Allerdings hatte ich auch nicht
auf Emilia gehört. Und schon wieder waren meine Gedanken bei diesem Mädchen. Meinem Mädchen. Schnell nickte ich Venia lächelnd zu, bevor ich aus dem Raum stürmte. So schnell ich
konnte rannte ich den Korridor entlang.Als ich um die Ecke bog, rannte ich prompt in eine Person hinein. „Entschuldigung“, sagte ich schnell und wollte schon weiter sprinten, als mich die Person am Arm festhielt. „Was …“ Verwirrt drehte ich mich zu ihr um. „Su!“
„Jap. Ich bin’s. Weißt du zufällig, wo Sophia ist? Wir wollten uns eigentlich treffen.“
„Sie hat noch Dienst. In einer halben Stunde oder so ist sie fertig“, antwortete ich.„Ah … Ja, okay das ergibt Sinn. Ich bin auch viel zu früh da. Wo willst du so eilig hin? Und wie siehst du überhaupt aus!? Geht’s dir gut? Ich kenne dich jetzt seit acht Jahren und noch nie hast du so scheiße ausgesehen“, meinte sie.
„Vielen Dank. Ich muss mit meinen Eltern sprechen. Es geht um Emilia. Sie ist seit gestern völlig durch den Wind“, erklärte ich ihr. Das war noch freundlich ausgedrückt. Kaum merklich
versteifte sich Su. „Was ist los? Weißt du etwas?“ Aufmerksam sah ich sie an.Su druckste herum. „Nein … Was heißt, eigentlich schon, aber du solltest das lieber mit deinen Eltern besprechen.“ Ich hob die Augenbrauen. „Sag mir, was los ist. Wenn ich die Wahrheit erfahren kann, ohne mit meinen Eltern reden zu müssen und dafür in die Dramons zu springen, dann wähle ich diese Variante. Sag’s mir.“
„Ich habe deinen Eltern vor acht Jahren aber versprechen müssen, niemandem jemals etwas davon zu erzählen“, murmelte Su und biss sich auf die Unterlippe. „Vor acht Jahren!? Wie lange geht das denn schon? Sag mir die Wahrheit! Ich befehle es dir als dein
Prinz.“ Eigentlich hasste ich es, Freunden Befehle zu erteilen, aber manchmal hatte ich keine andere Wahl. So wie jetzt. Das mit Emilias Bett damals ignorierten ich jetzt einfach mal.Su sah mich mit gequältem Gesichtsausdruck an. „Also gut, aber können wir dafür in einen Raum
gehen, wo uns niemand belauschen kann? Das wäre sonst sehr, sehr unpraktisch.“ Ich nickte irritiert. „Komm mit.“Als wir in meinem Zimmer waren, drehte ich mich zu Su um. „Jetzt aber.“ Sie nickte. „Also … es … äh …“
„Su!“
„Mann! Das ist nicht so leicht! Okay, warte.“
Ich verdrehte die Augen. Musste man ihr denn alles einzeln aus der Nase ziehen? Ein paar Sekunden später, in denen ich immer nervöser wurde, sah mir Su fest in die Augen.„Ich erzähl’s dir von Anfang an.
Vor acht Jahren haben meine beste Freundin und ich gemeint, wir müssten unbedingt ihren Bruder ausspionieren
und rausfinden, wo er jeden Nachmittag hingeht. Wir haben uns zuerst meine Walkie-Talkies genommen und sind ihm dann hinterherlaufen. Dabei haben wir uns getrennt, weil wir dachten, dass wir so bestimmt näher an ihn rankommen. Jedenfalls haben wir einen auf James Bond gemacht.Auf einmal hat mich jemand an der Schulter angetippt und wollte wissen, was ich täte. Ich habe natürlich ganz stolz gesagt, dass ich den Bruder meiner besten Freundin ausspioniere.
Der alte Mann, der gefragt hatte, war beeindruckt von meiner Fähigkeit, mich hinter allem und jedem zu verstecken, meiner Freundin alles zu berichten und genau richtig viel Abstand zu dem Bruder zu haben.Ich war auf jeden Fall stolz wie Bolle und als der Mann dann auch noch wissen wollte, ob ich mir vorstellen könnte, für den König zu arbeiten, wäre ich fast vor Stolz geplatzt. Ich habe natürlich zugestimmt und ein paar Tage später hatte ich ein Treffen mit dem Königspaar und meinen Eltern. Der König wollte, dass ich ein Mädchen in der Menschenwelt ausspioniere. Ich sollte ihm jede Woche einmal einen Bericht liefern, wie es dem Mädchen ging. Am liebsten wäre es ihnen, wenn ich ihr Vertrauen gewänne und ihr näher kommen würde, damit ich auf sie aufpassen konnte.
Meine Eltern und ich sind also in die Menschenwelt gezogen. Das Mädchen fand ich dank der Bilder des Königs recht schnell und nach ein paar anfänglichen Schwierigkeiten begann sie, mir zu trauen. Ein paar Wochen später waren wir super Freundinnen.
Jeden Sonntag sprangen meine Eltern und ich in die Menschenwelt und besuchten den König, damit ich ihm alle Neuigkeiten mitteilen konnte.Vielleicht kannst du dich daran erinnern, dass ich nur sonntags bei euch aufgekreuzt bin? Als wir beide, du und ich, Freunde geworden sind und
du mit Tristan, den du schon seit dem Kleinkindalter kennst, immer meinen Diener gespielt hast, war ich auf einer Mission. Bis zu meinem dreizehnten Geburtstag. Der König hatte mich
gebeten, auf seine Tochter aufzupassen, die die Auserwählte war und einmal alle retten würde. Er bat mich, auf Emilia aufzupassen.“Starr stand ich da. Ganz langsam und schmerzhaft wie ein Parasit kroch die Erkenntnis in mir hoch. Mir wurde übel. Emilia und ich hatten die selben
Eltern.
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Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner Hand
FantasyEmilia war noch nie normal. Dadurch, dass sie Erde und Luft beherrschen kann, muss sie aufpassen, was sie tut. Als sie eines Tages an ihrem Geburtstag in eine magische Welt gezogen wird, findet sie heraus, dass sie Teil einer uralten Prophezeiung is...