52. Kapitel

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But that was long ago ~ Head In The Clouds (Hayd)

„Du bist das Gleichgewicht? Das ist voll cool! Ich habe zwar etwas später meine Seelenaniral gefunden, aber dafür bist du was ganz Besonderes. Und das nicht nur wegen deiner komischen Kräfte“, sagte Elyra, als ich geendet hatte. Ich lächelte sie an.
„Aber jetzt sei mal ehrlich. Der Prinz lässt dich nicht kalt, oder? Du wirst immer ganz leicht rot im Gesicht, wenn du seinen Namen sagst“, flüsterte Elyra und ich könnte schwören, dass sie grinste.

Wie aufs Stichwort schoss mir das Blut in den Kopf. „Das … äh … ja.“ Sie quiekte aufgeregt. „Ich hab’s doch gewusst! Habt ihr euch schon geküsst?“
„Was? Nein! Warum sollten wir?“, protestierte ich.
„Er schaut dich die ganze Zeit an. Mich hat er quasi gar nicht beachtet, seit ich hier bin. Ich glaube, er steht auf dich“, flüsterte Elyra, obwohl Benjamin sie ohnehin nicht verstehen konnte. Zumindest hoffte ich das.

Unbewusst sah ich zu ihm und bemerkte, dass er mich tatsächlich ansah. Wie lange tat er das wohl schon? Laut Elyra eine ganze Weile.
„Und, was sagst du zu meinem Seelentier?“, fragte ich ihn.
„Was?“, fragte er leicht verwirrt. Dann sah er das Eichhörnchen auf meinem Oberschenkel. Das Blut wich ihm aus dem Gesicht und er krabbelte rückwärts von mir weg. Was war denn jetzt los?

„Alles okay?“, fragte ich irritiert.
„Ja, alles gut“, gab er zurück.
„Ist er immer so? Wenn ja, dann solltest du deine Wahl vielleicht nochmal überdenken und stattdessen seinen besten Freund nehmen. Der sieht auch ganz schön gut aus. Also für einen Aniral, meine ich“, gab Elyra ihren
Senf dazu.
„Nein, ist er nicht. Und nein, werde ich nicht. Jetzt ist es ohnehin schon hoffnungslos. Ich kann es nicht ändern und es wird sich auch nie ändern“, antwortete ich ihr.

Mir war klar, dass ich gerade sozusagen ein Liebesgeständnis auf Lebenszeit gemacht hatte, doch da Benjamin nicht
wusste, um was es ging, zählte es nicht. „Was ist los?“, hakte ich nach. Benjamin schluckte. „Das Eichhörnchen.“
„Elyra? Was soll mit ihr sein?“, fragte ich.
„Ich habe Angst vor Eichhörnchen. Als Kind hat mir mal eins das ganze Gesicht zerkratzt, nachdem es von einem Baum auf mich gesprungen ist. Die Narbe kommt daher“, antwortete er und zeigte auf eine winzig kleine Narbe,
die mir gar nicht aufgefallen wäre, härte er nichts gesagt, während er den Blick nicht von meinem Seelentier nahm.

„Sie tut dir nichts. Versprochen.“ Jetzt lag es wohl an mir, ihn davon zu
überzeugen, dass mein Tier nichts tat. Welch Ironie des Schicksals.
„Das kannst du nicht wissen“, sagte er. „Doch. Ich weiß es. So, wie du wusstest, dass Mika mir nichts antun würde. Vertrau mir. Und vertrau Elyra.“
„Ziemlich viel Vertrauen, meinst du nicht?“ Trotzdem kam er ein bisschen
näher.

„Elyra ist nicht das Eichhörnchen, das sich damals gekratzt hat. Mich hast du damals auch den Pudding servieren lassen, obwohl meine Vorgängerin dir ihn über den Kopf gekippt hat. Es ist das gleiche Prinzip. Man kann Menschen, Aniral oder Tiere nicht darauf reduzieren, was jemand anderes gemacht hat. Jeder ist unterschiedlich und nur, weil dich mal vor vielen Jahren ein Eichhörnchen verletzt hat, bedeutet das nicht, dass dieses hier es auch tun wird. Ich habe dir auch nicht den Pudding über den Kopf gekippt, obwohl ich am Anfang wirklich einen guten Grund dazu gehabt hätte. Aber du hast mir irgendwie vertraut, dass ich es nicht tue. Und ich habe es nicht getan. Jetzt vertraue Elyra und sie wird auch nichts tun.“

O mein Gott. Ich hattenicht gewusst, dass ich zu solchen Reden in der Lage war. Auch Benjamin schien perplex. Dann nickte er sachte. Ich streckte ihm die Hand entgegen und als er sie langsam ergriff, zog ich ihn zu mir hin, bis er wieder dort saß, wo er vorher gesessen hatte. Elyra kletterte langsam von meinem Bein und auf Benjamins drauf. Er hielt ganz still, während sich das Eichhörnchen auf seinem Oberschenkel zusammenrollte.

Vorsichtig ließ ich seine Hand los. „Gar nicht schlimm, oder?“, fragte ich ihn. „Mhm“, war alles, was er sagte.
„Du musst wirklich keine Angst haben. Ich kenne Elyra zwar erst seit paar Minuten, aber sie tut dir nichts.“ Ich konnte förmlich sehen, wie sich in
seinem Kopf die Zahnräder drehten, als er nachdachte. Schließlich streckte er eine Hand aus und berührte Elyra ganz leicht mit dem Zeigefinger. Sie lag still da. Ich bedankte mich gedanklich bei
ihr dafür, dass sie Benjamin nicht reizte und Geduld hatte.

Keine zwei Minuten später saß Elyra
auf seiner Hand und er streichelte sie mit der anderen. „Sie ist echt ganz okay“, sagte Benjamin.
„Ganz okay?! Ich bin der Hammer! Du hast dank mir keine Angst vor Eichhörnchen mehr! Wie unhöflich kann man eigentlich sein?“, beschwerte sie sich. „Was hat sie gesagt?“, fragte er mich.
„Sie mag dich“, log ich mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
„Du bist doof."

Ich musste lachen und als Benjamin mich fragend ansah, winkte ich ab. Er musste nicht wissen, dass Elyra mich doof fand.

Den restlichen Tag verbrachte ich damit, mit Elyra zu reden und sie kennenzulernen. Sie hatte keine Mutter mehr, da diese vor zehn Jahren von einem Ast erschlagen wurde. Ihr Vater war aber anscheinend der beste, den es gab. Ich erfuhr wirklich eine Menge über sie.

Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt