21. Kapitel

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Conversations with a stranger I barely know ~ Bad Habits (Ed Sheeran)

Eine Klingel riss mich aus dem Schlaf. Müde rieb ich mir die Augen und blinzelte ein paar Mal. „Guten Morgen, Dornröschen", sagte Marie munter. Als ich die Augen endgültig öffnete, sah ich,
dass alle anderen bereits vollständig angezogen waren und um mein Bett herumstanden. Sophia hielt eine Kuhglocke in der Hand, mit der sie mich offensichtlich gerade geweckt hatte. „Ha. Ha", gab ich trocken zurück.

„Lasst uns anfangen. Lektion 1: Telekinese. Du wirst jetzt diese Feder dort hinten mit der Kraft deiner Gedanken bewegen", erklärte Sophia mir. „Lektion 1?", fragte ich verwirrt. „Es gibt insgesamt 5 Lektionen. Wir werden jede Woche eine davon trainieren, bis du Dinge bewegen, fliegen, dich duplizieren kannst, dein Seelentier gefunden hast und dein Seelentier rufen kannst. Und zwar genau in dieser Reihenfolge."

Marie hatte nicht einmal geatmet, als sie das heruntergerattert hatte und schnappte jetzt gierig nach Luft.
„Okay...", antwortete ich zögerlich. „Mach schon. Denkst du, wir warten
noch ewig?", schnaubte Benjamin genervt. Ich schob meine neu aufkommende Wut zur Seite und konzentrierte mich auf die Feder, die ich vor der Tür auf dem Boden entdeckt hatte. Ich fixierte sie mit meinen Augen und stellte mir vor, wie sie sich erhob und zu mir flog.

Als genau das passierte, stockte mir der Atem. Das war unglaublich! Vorsichtig streckte ich meine Hand nach ihr aus und sie schwebte sanft auf meine Handfläche. „Das war schon ganz gut. Jetzt zieh dich an und komm dann wieder auf die Lichtung im Wald. Wir gehen schon mal vor", sagte Sophia und die drei liefen aus dem Raum, nachdem sie sich bei mir verabschiedet hatten. Warum war Sophia seit kurzem so nett zu mir? Lag es daran, dass ich in dieser komischen Prophezeiung oder Legende oder was auch immer das war, vorkam? Allerdings verhielt sich Benjamin noch immer genauso wie am Anfang.

Ich zog mich an und ging dann in die Küche. Als ich vor der Tür angelangt war, rannte Alfred wie vorgestern an mir vorbei. Bevor sich die Tür hinter ihm schloss schlüpfte ich hindurch. Es
musste schon nach acht Uhr sein, denn die Königsfamilie schien schon gegessen zu haben. Eilig schnappte ich mir ein übrig gebliebenes Brötchen und klemmte zwei Salami-Sticks dazwischen.

Ich gab auf. Ich hatte mich vollkommen verlaufen. Was für eine schwachsinnige Idee war das von den anderen gewesen, mich alleine loszuschicken? Ich war bestimmt schon an der falschen Stelle in den Wald eingebogen und lief schon seit mindestens einer Stunde quer durch den Wald, in der Hoffnung, irgendwo auf die Lichtung zu stoßen. Müde ließ ich mich an einem Baumstamm runter und setzte mich ins weiche Gras. Frustriert stopfte ich mir den letzten Rest meines Brötchens in den Mund.

„Die wird doch jetzt nicht aufgeben, oder? Die ist doch jetzt so lange gelaufen", erklang über mir eine hohe und piepsige Stimme. Aufgeschreckt sprang ich auf und kollidierte dabei fast mit einer Liesel. Diese wich erschrocken zurück. „Diese Aniral sind echt schlimm! Sie sind so unberechenbar! Und dieses Mädchen muss besonders schlimm sein. Wie die mich anguckt mit ihren blauen Augen! Schlimm! Ich bin doch keine Attraktion! Ganz schlimm", keifte die Liesel.

Ich traute meinen Ohren kaum. So eine Frechheit! Sie redete von mir, als wäre ich nicht da und sagte dabei keine netten Sachen. „Sie sollte dringend mal ihre Haare kämmen. Die sehen ja aus wie ein Vogelnest!", machte die Liesel weiter. „Jetzt reichts aber!", platzte es aus mir heraus. „Was habe ich dir denn getan, dass du mich so runtermachst?"
Augenblicklich verstummte die Liesel. „Du ... Du kannst mich hören?", fragte sie unglaubwürdig.
„Äh, ja?", gab ich fragend zurück. Konnten das nicht alle?

„Was ... Warum ...?" Die Liesel flog
mehrmals im Kreis und schien total durcheinander zu sein. „Alles okay?", fragte ich sie. Die Liesel ließ sich statt einer Antwort auf Höhe meiner Augen sinken und blickte mich an. „Kannst du mich verstehen?", fragte sie langsam. „Ja, das kann ich", gab ich amüsiert zurück. Warum drehte sie denn so völlig ab? Sie stob auf und flog zwei Bögen um mich. „Sieht ganz normal aus. Vielleicht tut sie auch nur so?", sagte sie nachdenklich. „Ich tue nicht nur so", seufzte ich.

Abrupt stoppte die Liesel vor meinem Gesicht. „Wer bist du? Mich konnte noch nie jemand verstehen."
„Ich bin Emilia", gab ich zurück. „Ich bin Larissa", stellte sie sich vor. „Schöner Name." Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte und deshalb ließ ich sie das wissen, was in meinen Kopf kam. Larissa schüttelte sich. „Das stimmt nicht. Larissa ist schlimm! Dein Name ist schön. Emilia ist schön. So wie du." Ich lächelte sie an. Larissa war doch sympathisch. „Der Name Larissa ist genauso wunderhübsch wie du", sagte ich.

Sie lächelte. „Dankeschön."
„Gern geschehen."
„Was machst du eigentlich hier? Ich habe dich beoba... äh gesehen, wie du durch den Wald gelaufen bist. Und dabei hast du nicht besonders orientiert ausgesehen", sagte Larissa.

Shit! Durch die Begegnung hatte ich komplett vergessen, dass ich
schleunigst zu der Lichtung musste. „Kennst du den Weg zu der Lichtung?", fragte ich sie schnell. Larissa lächelte. „Ich kenne viele Lichtungen." Ich war vielleicht doof. „Ich meine eine Lichtung, die ungefähr 20 Minuten vom Schloss entfernt ist."
„Sag das doch gleich."
„Also kennst du sie?", hakte ich nach. „Ja, klar kenne ich sie. Ich kann dir sogar den Weg zeigen", sagte Larissa stolz.

„Danke", antwortete ich ehrlich. „Ich darf aber mitkommen", fügte Larissa da noch hinzu und mir wich das Lächeln aus dem Gesicht. „Was?", fragte ich verdattert.
„Ich kann dich doch nicht einfach gehen lassen! Du bist die erste Aniral mir der ich sprechen kann! Also komme ich mit", erklärte sie mir. Ich seufzte. „Na gut. Dann lass uns gehen."

Die Kraft der Elemente - Alles liegt in deiner HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt