"Flo es ist jetzt kurz vor halb 8 willst du nicht langsam los zur Schule?", schreit meine Mutter die Treppe nach oben. Als würde ich sie nicht verstehen, wenn sie es normal sagt.
Genervt ziehe ich erneut meinen Eyeliner nach und checke mein Outfit im Spiegel. Lästige Schuluniform.
Ich wünschte echt, dass ich einfach meine eigenen Sachen tragen könnte, anstatt mich in einen Rock zu quetschen, der mir gerade so über die Oberschenkel geht. Bei der Reinigung meiner neuen Schulkleidung ist etwas schief gelaufen, weshalb ich nun vorerst so rumlaufen muss. Wieso meine Mutter die Schuluniform auch immer extra in die Reinigung bringt, bleibt mir ein Rätsel.
"Flo?" Jetzt klingt meine Mutter etwas genervter und ich höre, wie sie die Treppe nach oben stapft. Schnell schnappe ich mir meine Tasche und ziehe die Tür meines Zimmers mit einem lauten Knall zu.
"Ich komme schon", entgegne ich meiner Mutter und bahne mir meinen Weg an ihr vorbei.
Unten angekommen, sehe ich Dad, wie er an unserer großen Kücheninsel sitzt und in der Zeitung herumblättert. "Bye, Dad. Bis später." Ohne seine Antwort abzuwarten, gehe ich hinaus in die immer noch kühle Luft. Bald haben wir zum Glück wieder Frühling. Die Bäume bekommen wieder ihre grünen Blätter und alles ist einfach schöner und die Stimmung besser.
Schnell laufe ich zu unserem persönlichen Fahrer hinüber, der mir bereits die Tür aufhält. "Guten Morgen", versuche ich, Tony anzulächeln.
Dieser lächelt mir freundlich zurück und zückt seine kleine Kappe, die ihm etwas verrutscht ist.Der Weg hin zu meiner neuen Schule zieht sich ewig. Ich frage mich echt, in welches Loch mich meine Eltern nun wieder gesteckt haben.
Vor der Schule öffne ich die hintere Tür des Autos und steige selbstbewusst aus. Denn auch wenn ich gerade nicht so wirklich weiß wohin mit mir, versuche ich immer, einen selbstbewussten Eindruck zu machen.
Im Endeffekt ist es mir sowieso egal, was die Leute von mir denken. Eine Eigenschaft, die ich eins zu eins von meinem Vater, dem sogenannten eiskalten Geschäftsmann, übernommen habe.
Allein auf dem Weg in das, zugegeben, ziemlich schicke Gebäude drehen sich ein paar Jungs nach mir um und pfeifen mir hinterher. Nichts, das ich nicht schon von meiner alten Schule kenne.
Ich war schon immer das It-Girl und das wird sich vermutlich nicht so schnell ändern auch nicht hier in London.
Innen angekommen bläst mir die warme Heizungsluft entgegen und ich bin tatsächlich etwas erleichtert, dass die kalte Luft draußen bleibt und es hier drinnen wesentlich wärmer ist.Sofort rennt ein Mädchen auf mich zu und strahlt mich bis über beide Ohren aus ihren hellbraunen Augen an. "Hey, du musst die Neue sein, oder?"
Ich starre das Mädchen etwas lange an und nicke nur kurz mit dem Kopf. Sie sieht furchtbar aus.
Bevor ich einen bösen Kommentar über ihre Haare mache, die weiß Gott nicht einmal durchgekämmt aussehen, beiße ich mir lieber auf die Lippe und warte bis sie fortfährt.
"Ich bin Jessy. Ich hab den Auftrag bekommen, dich herumzuführen und dir alles zu zeigen", lächelt das kleine dunkelhaarige Mädchen.
"Äh, danke, aber ich komme schon zurecht." Ich laufe an dem Mädchen vorbei und ziehe den Stundenplan aus meiner großen Louis Vuitton Tasche. Hm okay, ich habe jetzt Physik bei Dr. Crown in Zimmer 204.
Ich halte Ausschau nach einer Treppe und als ich eine sehe, steure ich direkt darauf zu, ohne nach links und rechts zu schauen. Die könnten hier aber auch echt mal einen Plan aushängen, wo sich die Räume befinden.Kurz bevor ich die erste Stufe erreiche, stoße ich mit einer festen Schulter zusammen und verliere kurzzeitig das Gleichgewicht. Egal, wer das war, den werde ich fertigmachen.
Als ich mich energisch umdrehe blicke ich in eisblaue Augen und verliere mich kurz in ihnen. Der Mann, der mir gegenübersteht, hält mich am Arm fest. Deswegen bin ich also nicht hingefallen, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich gleich auf meinem Hintern liegen werde. Langsam lässt er meinen Arm los, ohne den Blick von mir zu lösen.
Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding und ich vergesse für kurze Zeit, dass ich einen Mund zum Reden besitze.
"Das war ganz schön knapp", höre ich eine tiefe und klare Stimme, die aus der Richtung des Mannes vor mir kommt.
Ich entreiße ihm meinen Arm und schüttle mich kurz. "Du bist doch in mich reingerannt." Ich mache am Absatz kehrt und springe die restlichen Stufen nach oben. Unangenehm.Vor dem Klassenzimmer muss ich erstmal lange ausatmen. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass ich den ganzen Weg nach oben gefühlt gerannt bin und deshalb jetzt etwas aus der Puste bin.
Ich atme ein und aus und bleibe so eine Weile stehen, bis Dr. Crown an mir vorbeigeht und mich ins Klassenzimmer bittet.

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Schweigsames Verlangen
RomanceFlorence genießt in ihrem Leben und auch an ihrer neuen Schule eine Menge Aufmerksamkeit vor allem von Seiten der Jungs. Sie war noch nie wirklich interessiert an irgendwelchen Bekanntschaften. Doch dann trifft sie diesen einen Typen, der sie zum Sc...