Kapitel 6

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Mit weit aufgerissenen Augen sah ich dabei zu, wie Arian außer sich vor Wut auf einen Typen einschlug, der ohne sich zu wehren, die brutale und gnadenlose Schläge über sich ergehen lies. Blankes entsetzen machte sich in mir breit, als ich bemerkte, dass keiner auch nur den Anschein machte, dem anderen Mann zu helfen. Es war seine Familie, demnach musste es irgendein Cousin von ihm sein, den er gerade erbarmungslos verprügelte. Wieso taten die anderen denn nichts? War das in dieser Familie üblich, sich am Frühstückstisch gegenseitig zu verprügeln? Ich wollte Arian anschreien, ihm sagen, dass er aufhören solle.

Er aufhören solle, diesen armen Typen Krankenhausreif zu schlagen, jedoch appellierte meine innere Vernunft darauf, meinen Mund zu halten. Es hatte einen Grund, dass sich keiner einmischte. Immer und immer wieder schlug Arian auf den schon total entstellten Typen ein und sah dabei kein wenig angestrengt aus. Im Gegenteil. Er sah dabei so verdammt gelassen aus, als wäre es etwas, was man alltäglich machen würde.

Ich musste etwas tun. Ich konnte nicht einfach tatenlos weiter ansehen, wie er diesen Typen noch zu tode prügelte. Mit zittrigen Beinen war ich von meinem Platz aufgestanden und direkt auf Arian zugelaufen. Alles in mir schrie danach, mich wieder auf meinen Platz zu setzen und brav die Klappe zu halten. Aber ich war weder brav noch war ich jemand, der wegsah wenn andere Menschen verletzt wurden.

„Arian! Arian beruhig dich!", zitterte meine Stimme und war nichts mehr als ein hauchen. Doch Arian hörte mich nicht. Er war so in seiner Wut gefangen, dass er nichts mehr um sich herum wahrnahm. Der blanke Zorn hatte ihn und seinen Körper übermahnt, was mich schwer schlucken lies.

Ich wusste, dass ich ihn in so einem Moment nicht einfach mit Worten aus seinem eigenen Kampf gegen seiner unkontrollierten Wut herauslocken konnte. Ich musste mit anderen Karten spielen. Mit Karten, die ich niemals bei ihm anwenden wollte. Doch ich musste dem von Arian verprügelten Kerl helfen. Was auch immer er in den letzten 10 Minuten getan hat, es konnte nicht so schlimm gewesen sein, um deswegen zu Brei verprügelt zu werden.

„Arian! Zemer... Zemer beruhig dich"

Es fiel mir unglaublich schwer, Arian mit Zemer anzusprechen, aber ich wusste, dass dies der einzige Weg war, um ihn zu desorientieren und aus seinem Wahn zu befreien. Ich umschlang seinen Körper mit meinen zierlichen Armen, während er vor Wut so stark bebte, dass es schien, als würde er gleich wie ein sprudelnder Vulkan explodieren. Doch als ich ihn sanft über seine Arme streichelte und meine ruhige Stimme einsetzte, um ihn zu beruhigen, erstarrte er plötzlich in seiner Position und schien von meiner Zärtlichkeit überrascht zu sein.

„Solltest du noch einmal meine Frau anschauen, werde ich dich töten.", sprach Arian mit seiner unfassbar rauen stimme und hatte sich anschließend zu mir gedreht und blickte mich misstrauisch an.

Wie erstarrt hatte ich meine Arme immer noch um Arians Körper und hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als mir klar wurde, dass er seinen eigenen Cousin wegen mir so zugerichtet hatte. Wann soll mich dieser Typ denn angesehen haben? Wieso hatte ich das nicht bemerkt? Hatten mich nicht alle angeglotzt, als ich den Raum betreten hatte?

Wieso störte es Arian ausgerechnet bei diesem Kerl. Wieso störte es ihm im allgemeinen, wenn ich doch nur ein Mittel zum Zweck war. Ich war ihm doch scheiß Egal. Wieso also war er so verdammt besitzergreifend und dominant, wenn es um mich ging.

„Zemer also huh?", entgegnete mir Arian mit einem hauch von lächeln, was seine brodelnde Wut in ihm jedoch nicht überspielte. Arian raste vor Wut...oder war es vielleicht doch Eifersucht, die er verspürte? Nein, das konnte nicht sein. Arian Rudaj war doch nicht wegen mir eifersüchtig!

„Ihr habt sie gesehen. Das reicht. Sollte sich jemand morgen trauen, eine Sekunde zu lange, die Augen auf meiner Frau zu lassen, werde ich mich nicht wie eben zurück halten", Arian packte mich dabei besitzergreifend am Arm und drehte sich nochmals zum Tisch um : „Das gilt auch für euch", er sah zu seinen Brüdern, was mich verwirrt zu ihm auf sehen lies.

Forever MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt