Kapitel 38

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Arians Pov

Alles in mir raste vor Wut. Ich hasste diesen Tag. Nein hassen war noch untertrieben, ich verabscheute meinen Geburtstag. Jedes verdammte Mal kamen mir alle Erinnerungen von damals in den Kopf, was mich so unfassbar wütend machte. Ich verachtete meine Vergangenheit, verabscheute das naive und dumme Kind, das ich einst gewesen war. Wenn ich von Anfang an so gewesen wäre wie jetzt, dann hätte mein Vater niemals diese maßlose Wut auf mich gerichtet. Ich hätte ihn nicht nur jetzt stolz gemacht, sondern auch damals, als ich noch ein Kind war.

Doch dieses Jahr war es definitiv der beschissenste Tag gewesen. Was dachte sich Argjentina dabei, mir ein scheiß Geschenk zu geben? Hatten ihr die Jungs nicht gesagt, dass ich keine Geschenke mochte!? Während ich an ihr verweintes Gesicht und das kleine Geschenk dachte, ballte ich meine Hände so fest zu Fäusten, dass das Messer sich in meiner Haut einbohrte und meine Haut dabei aufschnitt.
Blut tropfte langsam aus der Wunde und vermischte sich mit dem frisch gemähten Rasen unter mir. Ich wollte keine Geschenke. Ich war ein Mann, ich war Arian Rudaj. Keiner brauchte mir irgendwas zu schenken, dafür hatte ich mein eigenes verdammtes Geld.

Während ich erneut an Argjentinas Gesicht dachte, wie ihre Tränen über ihre Wangen gelaufen waren  und sie weinend weggerannt war, spürte ich, wie mein Herz in meiner Brust wild zu schlagen begann. Ein Sturm aus Schmerz und Selbsthass tobte in meinem Inneren. Ich konnte nicht ertragen, dass ich diese Frau, die ich eigentlich über alles liebte, jeden Tag verletzte. Doch trotz all meiner Qualen konnte ich es nicht ändern. Ich war gefangen in meinem eigenen Gefühlschaos, unfähig, ihr die Liebe zu zeigen, die sie so sehr verdiente.

Der Tag ihres Unfalls war ein Wendepunkt gewesen, der meine Welt erschüttert hatte. Ich hatte die Kontrolle über mich verloren, sodass meine Gefühle die Oberhand ergriffen hatten. In diesem Moment hatte ich mir geschworen, dass ich mich nie wieder so unkontrolliert benehmen würde. Doch die Schatten meiner Vergangenheit und die Dämonen, die in mir lauerten, hinderten mich daran, ihr die Worte zu sagen, die sie so sehnsüchtig erwartete.

Sie musste mit meinen Ausbrüchen leben und sie akzeptieren, so wie ich auch viele Dinge akzeptieren musste. Es war eine quälende Realität, die mich immer tiefer in den Abgrund der Selbstverachtung trieb. Ich war gefangen zwischen meiner Liebe zu ihr und der Unfähigkeit, sie auf die richtige Art und Weise zu zeigen. Ein ständiger Kampf, den ich in meinem Inneren führte, während mein Herz wild gegen meine Brust pochte, als würde es versuchen, aus diesem Gefängnis auszubrechen und ihr die Wahrheit zu gestehen.

Ich verfluchte mich selbst für meine Unzulänglichkeit und die ständige Verletzung, die ich ihr zufügte. Es war ein endloser Kreislauf aus Schmerz und Reue, aus dem ich keinen Ausweg fand. In meiner Dunkelheit sehnte ich mich nach Licht, nach der Möglichkeit, ihr zu sagen, wie sehr ich sie liebte. Doch ich blieb stumm, unfähig, meine Gefühle angemessen auszudrücken. So blieb mir nur die Last der Geheimnisse und die Bitterkeit meiner eigenen Schwäche.

Meine Wut in mir wurde so gewaltig, das alles andere um mich herum sich zu drehen begann. Ich konnte nichts mehr sehen, nichts mehr hören und nichts mehr fühlen. Alles, was ich noch wollte, war sie - Leandra.

Diese verdammte Hure hatte es gewagt, Argjentina zum Weinen zu bringen. Von Anfang an, hatte sie sie provoziert und all meine verdammten Brüder waren so verflucht blind gewesen, um es nicht gleich zu bemerken.

Was erwartete Enes dieser Trottel denn auch? Dachte er wirklich er konnte seine zukünftige Frau in einem unserer Stripclubs kennenlernen?! Angewidert dachte ich an den Abend zurück, als diese Nutte zu uns ins Hinterzimmer gekommen war, in dem sich unser Büro vom Stripclub befand und hatte mich dabei immer wieder mit ihren Blicken durchlöchert. Sie war keine gute Frau und vor allem nicht für Enes. Sie verkörperte alles, was mir an dieser Branche widerstrebte - die Oberflächlichkeit, die Ausbeutung, die Gier. Es war einfach lächerlich, dass Enes sich in solch einer Umgebung nach Liebe umsah.

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