Kapitel 33

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Die Luft war erfüllt von einer Mischung aus Erleichterung, Glückseligkeit und einer Prise Unfassbarkeit. Jeder Atemzug war wie ein Geschenk, das ich mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit aufsog. Mein Körper schmerzte in jeder Faser, als ob er sich von den Strapazen des künstlichen Komas erholen müsste. Es war ein Zustand der Sedierung, der mich in eine tiefe Dunkelheit gehüllt hatte und nun langsam abklang.

Ich war mir der unglaublichen Glücksmomente bewusst, die mich erfassten, denn im Medizinstudium hatte ich gelernt, dass nur wenige Menschen, von alleine, aus einem künstlichen Koma erwachten. Doch das Schicksal hatte mich mit einer wahren Wunderkombination gesegnet. Da mein Herz für einen Moment aufgehört hatte zu schlagen, wurden mir, neben der Reanimation auch die Medikamente wie Adrenalin und Amiodaron eingespritzt, sodass ich eine zweite Chance erhalten hatte. Und noch etwas überwältigte mich mit einem Gefühl des Staunens – meine Sprachfähigkeiten waren intakt. Ich konnte sofort nach dem Erwachen sprechen. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich realisierte, welches Wunder das war. Inmitten der körperlichen Schmerzen und der noch vorhandenen Benommenheit hatte ich nicht erwartet, dass meine Stimme mich so vertraut und mühelos begrüßen würde. Glücklicherweise wies ich nach dem Erwachen unverzüglich intakte Sprachfähigkeiten auf, was keine gewöhnliche Konsequenz eines solchen Zustands war. Doch ich hatte Glück, dass die Sedierung des künstlichen Komas nur von kurzer Dauer war, wodurch sie keinen nachhaltigen Einfluss auf meine sprachlichen Fähigkeiten hatte und ich somit direkt Arian sagen konnte, wie sehr ich ihn liebte.

Die körperlichen Qualen rückten in den Hintergrund, als ich die Worte vernahm, die Arian zu mir gesagt hatte. Er liebte mich. Meine Gedanken überschlugen sich vor Freude und ich spürte, wie sich die Schmetterlinge in meinem Bauch bedrohlich regten, als wollten sie ausbrechen und die Welt in ein Flügelflattern der Begeisterung hüllen.

Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmte mich, und ich konnte nicht anders, als stumm Allah zu danken. Mein Herz wurde mit grenzenloser Liebe und Demut erfüllt, während ich das unfassbare Verständnis erlangte, dass alles im Leben einen Grund hatte. Wie hatte ich nur an Allah zweifeln können? Wie hatte ich nur den Gedanken hegen können, dass er mich vielleicht nicht lieben könnte?

In diesem Moment erinnerte ich mich an die Worte, die in Sura 94, Vers 5 offenbart worden waren: "Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung." Es war ein tiefes Verständnis, das mich durchströmte, während ich erkannte, dass ich niemals an der Weisheit dieser Worte hätte zweifeln dürfen. Jede Prüfung, jeder Härtefall im Leben hatte einen tieferen Sinn. Sie waren nicht dazu gedacht, uns zu bestrafen, sondern vielmehr dazu, uns zu prüfen und zu stärken – all jener, die Allah liebte.

An diesem Tag, der für viele andere der schlimmste in ihrem Leben sein könnte, war er für mich der schönste Tag geworden. Ich fühlte mich mehr geliebt als jemals zuvor. Inmitten der Prüfungen und Herausforderungen hatte ich die Gewissheit erlangt, dass Allah immer bei mir war, mich liebte und mich durch jede Dunkelheit und jeden Sturm begleitete.

Meine Tränen waren Tränen der Dankbarkeit, meine Worte waren ein stummes Gebet der Hingabe. Ich wusste, dass ich in den Armen der Liebe und Gnade Allahs ruhte. Jeder Moment meines Lebens hatte eine tiefere Bedeutung, und auch wenn die Wege manchmal verschlungen und schwierig waren, fühlte ich mich in diesem Augenblick getragen von einer unsichtbaren Kraft, die mich in eine neue Dimension der Liebe und des Vertrauens führte.

Die Erkenntnis, dass jede Prüfung ein Akt der Liebe war, durchströmte mich wie ein strahlendes Licht. Ich wusste, dass ich nicht allein war, dass mein Schicksal von einer höheren Macht gelenkt wurde. Mein Herz füllte sich mit Dankbarkeit, Demut und einem tiefen Gefühl der Verbundenheit.

Es war immer noch schwer für mich, die Ereignisse in Worte zu fassen. Doch ich wusste, dass der Unfall, der mich in diese schmerzhafte Lage versetzt hatte, einen Grund hatte. Er hatte Arian die Augen geöffnet, um zu erkennen, dass er mich liebte, so sehr wie ich ihn liebte. Unsere Herzen waren untrennbar miteinander verbunden, und nun konnte er es nicht mehr ignorieren. Eine Gänsehaut überzog meine Arme, als ich an den Moment kurz vor der Bewusstlosigkeit dachte, als Arian mir seine Liebe gestanden hatte. Es war atemberaubend. Was mich jedoch am meisten sprachlos machte, war die Tatsache, dass er es gesagt hatte, ohne irgendetwas im Gegenzug zu erwarten. Er dachte, ich hätte mein Bewusstsein bereits verloren. Er wollte es mir sagen, weil sein Herz es verlangt hatte. Es war die schönste Liebeserklärung, die ich mir vorstellen konnte. Arian beherrschte die Kunst, seine Gefühle so perfekt zu umspielen, dass dieser eine Satz für immer in meiner Erinnerung verankert bleiben würde. Es war ein Bekenntnis bedingungsloser Liebe, das mich zutiefst berührte und mich in diesem Moment der Dunkelheit zum Leuchten brachte.

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