Kapitel 37

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In meinem Inneren tobte ein Sturm aus Verwirrung und Schmerz. Es war, als ob ich in den undurchdringlichen Tiefen seiner Gedanken gefangen war. Wie konnte er es nur so schwer finden, mir zu erklären, warum er keine Geschenke mochte? Ich sehnte mich danach, wenigstens einen Hauch von Verständnis zu erlangen, während sich die Fragen in meinem Kopf stapelten. Hatte er denn nicht bemerkt, wie meine Aufregung an diesem besonderen Tag kaum zu übersehen war? Konnte er nicht erkennen, wie sehr meine Augen vor Freude geleuchtet hatten?

Mein Herz fühlte sich an, als würde es von unsichtbaren Fesseln erdrückt. Es war unser erster gemeinsamer Geburtstag als Paar, und ich hatte gehofft, dass wir ihn in inniger Verbundenheit feiern würden. Selbst wenn er keine Freude an materiellen Geschenken empfand, hätte er es zumindest auf eine respektvolle Art und Weise kommunizieren können. Schließlich war er ein erwachsener Mann.

Ich konnte verstehen, dass seine charakterlichen Eigenschaften durch das Trauma, das er durch seinen Vater erlitten hatte, geprägt waren. Doch selbst diese Erklärung rechtfertigte nicht seine respektlose Art mir gegenüber .
Ich hatte ihm kein Mal Vorwürfe gemacht und ihn zu nichts gedrängt. Ich hatte ihn nicht einmal zur Rechenschaft gezogen, als er seit dem Unfall aufgehört hatte, mir seine Liebe zu gestehen, denn ich verstand, dass es für Arian viel schwerer war, als für mich oder andere Personen, seine Liebe auszudrücken.

Warum konnte er meine Bemühungen nicht wertschätzen? Ich hatte seine kleinen Gesten der Zuneigung jedes Mal geschätzt, selbst wenn sie für ihn vielleicht unverständlich waren.
Mit Tränen in den Augen kämpfte ich mich vom Wasserbrunnen hoch und versuchte, meine aufgewühlten Gefühle zu beruhigen. Mit zittrigen Händen steckte ich den Schlüsselanhänger behutsam in meine Tasche, als Erinnerung an meine enttäuschten Hoffnungen. Würde ich jemals wieder zu hören bekommen, dass er mich liebte? Musste mir tatsächlich etwas schlimmes passieren, damit Arian mir seine Liebe gestehen konnte?

Ich nahm einen letzten tiefen Atemzug, um mich zu sammeln, und lief noch einmal zum Wasserbrunnen, um mein Gesicht zu erfrischen. Der kalte Wasserstrahl erfrischte meine Haut und half mir, äußerlich Ruhe auszustrahlen.
Schließlich schloss ich mich den anderen Gästen an, die an den prächtig geschmückten Tischen im Garten saßen. Ein Blick auf die Szenerie ließ mich für einen Moment meine eigenen Sorgen vergessen. Die Tische waren ein wahrer Augenschmaus, mit jeder Einzelheit liebevoll gestaltet. Prachtvolle Blumengestecke in leuchtenden Farben zierten die Tischmitte, während zarte Kerzen ihr warmes Licht über das Geschehen warfen. Das Porzellangeschirr glänzte im sanften Schein der Lampions, und das fröhliche Lachen der Gäste erfüllte die Luft.

Als mein Blick über die versammelten Familienmitglieder schweifte, spürte ich, wie mein Herz in meiner Brust zu rasen begann, als ich Arians intensiven Blick auf mir ruhen sah. Am Ende des prächtig geschmückten Tisches saß er - der Mann, der für mich die Vollkommenheit verkörperte und gleichzeitig immer wieder mein Herz aufs Neue zerbrach. Breitbeinig saß er dort, eine Zigarre zwischen seinen Fingern, und seine Augen durchbohrten mich mit einer angespannten Intensität. Keine einzige Regung in seinem Gesicht gab mir Aufschluss darüber, was in diesem Moment in seinem Inneren vorging, was mich nur noch nervöser machte.

Doch ich war noch immer zu verletzt, um mich neben ihm zu setzen. Mein Blick wanderte suchend umher und fiel auf seine Brüder, die ihm gegenüber saßen und laut miteinander lachten und redeten. Sie alle schienen so glücklich und ausgelassen zu sein... alle bis auf Arian. Allein dieser Anblick brach mein Herz in tausend Stücke. Warum konnte er nicht einfach nur glücklich sein? Ich war mir bewusst, dass es einfacher gesagt als getan war, doch es schmerzte mich zutiefst zu sehen, wie er in seinem eigenen Gefühlschaos gefangen war.

Sein muskulöser Körper strahlte eine unerschütterliche Stärke aus, aber in seinen Augen konnte ich die tiefen Narben erkennen, die sein Inneres gezeichnet hatten.

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