Kapitel 60

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Arians Pov..

Mit jedem Schlag meiner verzweifelten Faust auf den eiskalten Boden des sterilen Krankenhauszimmers spürte ich eine Mischung aus Wut und Verzweiflung, die mich mit roher Gewalt zu Boden drückte. Der Schmerz, den ich in meinen Händen empfand, war nichts im Vergleich zu den unerträglichen Schuldgefühlen, die mich zu ersticken drohten.

Meine panische Hand umklammerte meinen eigenen Hals, als ob ich versuchte, den erdrückenden Druck von meinem Gewissen abzuschütteln. Meine Atemwege schienen sich in dem Moment zu verengen, als mir klar wurde, dass mein unüberlegtes Handeln das Leben unseres Kindes ausgelöscht hatte. Ein kalter Schauer durchzog meinen Körper, als die bedrückende Erkenntnis mich traf: Ich hatte nicht nur unser Kind verloren, sondern auch Argjentina für immer.

Das Wissen, dass sie mir niemals verzeihen würde, ließ mich erzittern. Die Frau, die ihre eigene Kindheit und Jugend geopfert hatte, um ihren Vater zu heilen, war nun mit dem Verlust zweier geliebter Menschen konfrontiert und das alles wegen meiner Unvernunft. Eine Woge der Verzweiflung und der bitteren Einsicht erfasste mich: Ich hatte alles verloren, was mir im Leben wichtig war.

Wie würde sie reagieren, wenn sie die furchtbare Wahrheit erfuhr? Die Erkenntnis, dass nicht nur ihr Vater gestorben war, sondern auch unser gemeinsames Kind, schlug wie ein faustschwerer Hammer auf mein gebrochenes Herz. Ich erinnerte mich an die Blicke, die sie voller Liebe und Schutz ihrem ungeborenen Kind geschenkt hatte. Wie konnte ich es zulassen, dass das alles passiert war?

Die Vorstellung, dass mein impulsives Handeln nicht nur unser Kind, sondern auch ihre tiefste Liebe und Hoffnung vernichtet hatte, war unerträglich. In diesem schmerzlichen Moment wurde mir klar, dass ich nicht nur ein Leben, sondern auch eine Zukunft zerstört hatte. Argjentina würde mich als Verräter sehen, als jemanden, der das Unverzeihliche getan hatte.

Die Dunkelheit umgab mich wie ein schmerzhaftes Gefängnis, und ich fühlte mich zutiefst allein. Meine Handflächen waren vom Aufprall auf den Boden aufgeschürft, doch der physische Schmerz war nichts im Vergleich zu dem emotionalen Abgrund, in den ich gestürzt war. Die Worte "Ich bereue es" hallten in meinem Kopf wider, doch sie änderten nichts an der Realität, die ich geschaffen hatte.

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich nicht nur einen geliebten Menschen, sondern auch meine eigene Seele verloren hatte. Das Gewicht meiner Schuld drückte mich nieder und ich fragte mich verzweifelt, ob es jemals einen Weg geben würde, diese Dunkelheit zu überwinden und vielleicht sogar etwas von dem zu retten, was einst so kostbar und rein gewesen war.

"Arian, du musst jetzt klar denken. Wir wissen, wie schwer das alles ist, aber du brauchst jetzt einen klaren Kopf", riss mich Enes' Stimme aus meiner Verzweiflung und zwang mich, ungläubig zu ihm aufzusehen. Sein markantes Gesicht war von tiefem Schmerz gezeichnet, und ich konnte sehen, wie seine Brust unter dem enganliegenden schwarzen Hemd heftig auf und ab ging. Das Hemd, das in unserem vorherigen Kampf gegen diese verdammten Bastarde zerrissen worden war, ließ seine Tattoos durchscheinen, als wären sie stille Zeugen unseres Leidens.

"Ich brauche einen klaren Kopf, huh?! Ich habe mein Kind verloren und damit auch Argjentina! Weißt du überhaupt, was das bedeutet, Enes?!", schrie ich ihn wutentbrannt an und trat dabei so nah an ihn heran, dass ich seinen gleichmäßigen Atem auf meinem erhitzten Gesicht spüren konnte. Doch er schien keine Spur von Einschüchterung zu zeigen, ganz im Gegenteil. Sein Blick war voller Mitleid, als er mich ansah. Er schüttelte langsam den Kopf, was mich beinahe in den Wahnsinn trieb. Ich brauchte kein verdammtes Mitleid, vor allem nicht, wenn alles meine Schuld war.

"Ich habe damit die Frau meines Lebens verloren! Ich kann mir nicht einmal ausmalen, wie sie reagieren wird, wenn sie davon erfährt!"

Alles in mir schrie danach, Dinge zu zerstören. Ich musste den inneren Schmerz irgendwie kanalisieren, und da half nur pure Gewalt und der Schmerz, den ich mir selbst zufügte. Doch bevor ich mir selbst Schaden zufügen konnte, packten mich meine anderen Brüder plötzlich an den Armen und umarmten mich so fest, dass ich mein Zittern nicht länger unterdrücken konnte. Die Wärme ihrer Umarmung durchströmte mich, während ich spürte, wie mein Körper immer mehr zu beben anfing.

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