Kapitel 25Nikolai (oben) / Skrillex „Still here"
Es war noch früh am Morgen, die Dämmerung hatte kaum eingesetzt und trotzdem war das Kissen neben mir verwaist. Erschöpft rieb ich mir mit beiden Händen über mein müdes Gesicht. Mir war bereits kurz nach unserem kennenlernen aufgefallen, das Payton Probleme mit dem Schlafen hatte.
Ich konnte es ihm nicht verdenken, müsste ich sein Leben führen, würde ich wohl nie ein Auge zutun. Doch in der letzten Woche war ich der irrwitzigen Vermutung erlegen, es wäre besser geworden. Einige Male schaffte ich es sogar vor ihm aufzustehen und ihn bis weit in den Tag schlafen zu lassen. Aber das war wohl nur der Erschöpfung zuschulden nach einer intensiven Nacht zu zweit.
Lustlos schwang ich die Beine über die Bettkante und schaute kurz auf meine Automatikuhr. Es war noch dunkel genug das die filigranen Zeiger schwach leuchteten. Kurz vor fünf Uhr morgens, der lange Sekundenzeiger glitt fast schwerelos über das blassblaue Zifferblatt bis der Minutenzeiger sich der zwölf einen weiteren Schritt näherte.
Die Balkontür war einen Spaltbreit geöffnet und plötzlich hörte ich Payton's leise Stimme, doch ich konnte die Worte nicht ausmachen. Meine Neugier überwog und so öffnete ich lautlos die Tür und trat auf die eiskalten Steinfliesen des Balkons. Mein Bettgefährte stand mit dem Rücken zu mir und hatte sein Smartphone fest gegen sein rechtes Ohr gepresst. Der Wind zerzauste seine dunklen Locken und peitschte mein viel zu weites Shirt gegen seine schlanke Gestalt. Nervös rieb er seinen rechten Fuß über seine linke Wade.
Ich trat hinter ihn, bemerkte die Gänsehaut auf seinen nackten Armen. Vorsichtig umarmte ich den Jungen, der mir in kurzer Zeit so wichtig geworden war. Kurz versteifte er sich, dann entspannten sich seine Muskeln wieder und er lehnte den Rücken an meine Brust. „Ben es tut mir leid." flüsterte er schuldbewusst in das Telefon.
So sehr ich mich auch bemühte ich konnte die Antwort seines Freundes nicht hören.
„Trotzdem, ja ich weiß Susanna ist das egal sie sieht nur das Geld. Wenn sie sogar Jeff wieder ins Haus lässt." ein Seufzer kam über seine Lippen. Und mich trieb plötzlich die dringende Frage um. Wer war Jeff? Noch so ein schmieriger Macho wie sein Boss?„Ich bin froh das es dir gut geht und Ben du kannst mich jederzeit anrufen." sagte er aufmunternd. Dann beendete er das Telefonat.
„Geht es ihm gut?" fragte ich leise, während Payton noch immer abwesend über die Brüstung des Balkons starrte.
„Ja, er meinte es war kein Spaziergang, aber er hatte schlimmeres erwartet. Ein ganz normaler Tag im Irrenhaus. Seine Worte nicht meine." er zuckte mit den Schultern, drehte sich aber noch immer nicht um.
Weder er noch sein Freund wussten das LeRoy einige Anzeigen wegen sexueller Belästigung hatte. Doch die verliefen immer im Sande, da er die Frauen mit Geld ruhig stellte. Mehrfach debattierte ich mit meinem Vater über diese Probleme, aber er war nicht gewillt seinen besten Headhunter aufzugeben.„Payton komm wieder ins Bett du bist eiskalt." flüsterte ich in sein Ohr. Doch er war wie festgewurzelt. Ein seltsames Deja vu überkam mich. Die Situation erinnerte mich zu sehr an unsere letzte Nacht im Canyon. Was machte mich eigentlich besser als LeRoy? Ich zwang mich Payton genauso auf, kaufte ihn für einige glückliche Stunden.
„Du musst nicht bei mir schlafen wenn du nicht willst." schlug ich sachlich vor. Auch wenn das, dass letzte war was ich wollte.
Wahrscheinlich benötigte er einfach nur etwas Freiraum. Ich ließ ihn los und trat einige Schritte zurück. Endlich drehte er sich um, tiefe Augenringe überschatteten sein blasses Gesicht. „Hast du überhaupt geschlafen?" fragte ich besorgt und ging einen zögerlichen Schritt auf ihn zu.
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Payton
RomanceWie lange werde ich das noch tun? Meinen Körper verkaufen, meine Seele verkaufen das letzte bisschen Selbstbewusstsein das ich versuche mit aller Macht zu bewahren. Wer auch immer glaubte es wäre einfach sich zu prostituieren, ist verrückt. Tagtägl...