Vier

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Seit Tagen versuchte er dich zu erreichen. Er war so penetrant, dass es dir bereits auf die Nerven ging. Ohne schlechtes Gewissen, lehntest du jedes Mal seine Anrufe ab.

Die letzten Jahre hatte es ihn auch nicht interessiert, wo du warst oder wie es euch ging.

Doch du musstest ihm wohl klarmachen, dass er dich in Ruhe lassen sollte. Ansonsten würden die ständigen Anrufe, nicht weniger werden.

„Hallo, kann ich dir weiterhelfen?", deine Stimme nahm einen eisigen Ton an. Glücklicherweise war Ren bereits in der Vorschule und somit bekam er deine tiefsinkende Laune nicht mit.

„Ist das die Art, wie man seinen alten Herrn begrüßt. Ich dachte ich hätte dich besser erzogen", spottete er bereits und du konntest nicht anders als die Augen zu verdrehen.

„Was willst du? Spuks aus", zischst du. Dir war es egal, was er von dir hielt.

„Aber, aber. Ich wollte meinen Enkelsohn kennenlernen. Es war doch ein Junge oder?"

Ein verbittertes Lachen entrann deiner Kehle. Selbst das wusste er nicht. Arschloch. Vor allem fragtest du dich, woher der Sinneswandel kam. Immerhin hatte er dich verstoßen..

„Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber ich habe kein Interesse daran, dir meinen Sohn vorzustellen."

Du hofftest, dass es damit gut sei. Doch da hattest du dich geirrt.

Rückblende:

Mit zittrigen Händen hieltst du den positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Blicktest auf die Ablage im Badezimmer, auf der die restlichen vier lagen.

Alle positiv.

Es gab keinen Zweifel. Du wusstest, dass auch ein einziger gereicht hätte. Doch die Hoffnung starb zuletzt, oder?

Aus Reflex und vor allem aus Gewohnheit, nahmst du schnell dein Handy zur Hand. Wähltest die Nummer, die in deiner Favoritenliste an erster Stelle stand.

- Die von Ihnen gewählte Rufnummer ist nicht vergeben -

Und wieder einmal, traf dich die Realität hart ins Gesicht. Du warst alleine. Auf dich alleine gestellt. Er hatte dich verlassen.

Mit pochendem Herzschlag liefst du in dein Zimmer. Als du das Bild auf deinem Nachtschrank sahst, blieb dein Herz, für einen kurzen Moment stehen – Du lächelnd zwischen den beiden Jungs.

'Ob du ihn anrufen könntest?'.. schnell schütteltest du den Kopf. Er hatte damit nichts zu tun und war für die Entscheidungen seines besten Freundes, nicht verantwortlich..

In diesem Moment, wünschtest du dir nichts lieber als deine Mutter an deiner Seite. Doch diesen Wunsch könnte dir niemand erfüllen. Somit tatst du das, wovor du dich am meisten fürchtetest: Du musstest es deinem Vater beichten.

Eigentlich warst du ihm egal. Er störte sich nicht einmal daran, dass du fast jeden Tag mit Freunden unterwegs und abends bei deinem Freund geschlafen hattest. Hauptsache du brachtest gute Noten nach Hause, damit er sein Gesicht wahren konnte.

Die Schweißperlen liefen dir eisig über dein heißes Gesicht. Dir wurde kotzübel. Ob das nun an der Schwangerschaft lag oder an der Situation, in der du dich befandest..

Mit einem zögerlichen Klopfen, wurdest du schlussendlich in das Arbeitszimmer deines Vaters hereingebeten.

Otōsan.."

Was gibt es denn so wichtiges Risa? Du weißt doch, dass ich viel zu tun habe..", seufzte er und deine Fingernägel gruben sich in deine Haut. Du hattest Angst.. und du hattest niemanden mehr..

I-Ich.. also.. ich.."

Wütend schlug dein Vater seinen Ordner zu und musterte dich gereizt. Er hasste es, wenn man stammelte. Bei seinem kalten Blick, fuhr dir der Schauer genauso kalt den Rücken herunter.

Ich bin schwanger", platzte es aus dir heraus. Du wusstest nicht, ob du nun erleichtert sein solltest oder ob du lieber im Erdboden versinken wolltest.

Dein Vater wurde ganz blass um die Nase herum, doch er fand schnell wieder die Fassung.

Pack deine Sachen!", befahl er dir, ohne dich dabei anzusehen.

Huh? Was sollte das?

Wenn du dich schwängern lässt, dann kannst du auch bei ihm wohnen", er warf dir einen herablassenden Blick zu.

D-Das.. Das kann ich nicht..", vergeblich versuchtest du dir die Tränen zurückzuhalten.

Er ist nach seinem Abschluss ins Ausland gegangen.."

Na toll", fluchte dein Vater vor sich hin. Statt etwas Empathie aufzubringen, ließ er dich mit seinen angewiderten Blicken, noch tiefer in Scham versinken, als ohnehin schon.

Ich werde mich um einen Arztbesuch kümm-"

NEIN!", fielst du ihm sofort ins Wort.

Skeptisch sah er dich an.

Sag bloß, du willst das Ding behalten? Wenn ja, dann weißt du was passieren wird", ungläubig musterte er deinen Bauch.

Natürlich wolltest du das. Dir war bewusst, wie schwer es sein wird. Dir war auch bewusst, wie scheiße es wird, dies alleine durchstehen zu müssen. Doch dieses Kind.. dieses Kind, war ein Produkt eurer Liebe. Deiner Liebe. Die du wirklich, ohne auch nur einen Moment zu bereuen, empfunden hattest. Du liebtest ihn und du würdest auch dieses Kind lieben. Da warst du dir sicher.

Gib mir bitte eine Woche.. dann habe ich meine Angelegenheiten geklärt und verlasse das Haus!", teiltest du ihm mit gesunkenem Haupt mit.

Und was war mit deinem Ziel?"

Innerlich verdrehtest du deine Augen. Nie hatte er deine Wünsche und Träume akzeptiert.. also wieso verdammt, kam er gerade jetzt damit. Doch du wirst auf diesen Traum verzichten müssen.

Eine Woche und du bist mich los!", somit gingst du gar nicht auf seine Frage ein.

Gut!", meinte er. Damit war er einverstanden. Denn ein schwangeres, immer noch minderjähriges Kind, war keine gute Publicity für sein Unternehmen.

Decisions - Miya Osamu x OC/ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt