Zehn

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Nachdem ihr gegessen hattet, klingelte dein Handy nonstop. Du wusstest auch ohne darauf zu sehen, wer dich zu dieser späten Stunde belästigen wollte. Somit ignoriertest du es einfach.

Osamu schien deinen Stimmungswechsel bemerkt zu haben, auch wenn du dich bemüht hattest deine Fassade aufrechtzuerhalten.

Ungewollt sah er auf dein Handy, welches auf dem Tisch lag. Derselbe Name blinkte immer und immer wieder auf.


Ashida Hiroshi


Selbstverständlich hattest du den Mann, der definitiv keine Vaterfigur für dich war, mit Namen eingespeichert. Osamu hob seine Augenbrauen an und fragte sich, woher du einen Geschäftsmann seines Kalibers kanntest. Ob er dir einen Job anbieten wollte oder vielleicht arbeitest du sogar für ihn?! Der Grauhaarige wusste nämlich immer noch viel zu wenig über dich, somit auch nicht deinen Beruf.

„Du kennst Ashida Hiroshi?", fragte er erstaunt. Natürlich wollte er nicht, dass du dachtest er sah bewusst auf dein Handy. Dennoch brannte ihm die Frage zu sehr auf der Zunge, also musste er es einfach aussprechen.

Du seufzt.

Natürlich hättest du dir jetzt etwas ausdenken können. Doch du sahst keinerlei Gründe dafür, so jemanden wie Osamu anzulügen. Deshalb entschiedst du dich für die Wahrheit.

„Er ist mein Vater.. oder besser gesagt, mein Erzeuger", murmeltest du gegen Ende hin.

Osamu's Augen weiteten sich. Er hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

„Aber der Nachname?", völlig neben der Spur, sprudelte die nächste Frage aus ihm heraus.

„Ich hab den Namen meiner Mutter angenommen", teiltest du ihm mit. Deine Eltern hatten sich scheiden lassen, einige Jahre vor ihrem Tod. Ob sie dich unterstützt hätte, wenn sie noch dagewesen wäre? Bestimmt..

Dein Blick wurde trüb und dein Besucher bereute sofort seine Neugierde. Er wollte dich keinesfalls in eine unangenehme Situation bringen.

„Du musst nic-"

„Schon gut.. ist ja nichts dabei", lächeltest du sanft.

„Wir haben nur nicht.. na ja.. das beste Verhältnis. Mein Vater ist ein profitorientierter Mensch, dem Geld an erster Stelle steht. Seinen Erfolg hatte er über alles gestellt.. einer der vielen Gründe, weshalb meine Mutter sich von ihm scheiden ließ..", Osamu hörte dir aufmerksam zu.

„Als meine Mutter verstarb.. musste ich bei ihm leben, und das.. weil ich noch nicht volljährig war. Doch es interessierte ihn nicht, ob ich anwesend war oder nicht. Hauptsache ich machte kein Ärger und warf kein schlechtes Licht auf sein geliebtes Unternehmen.. Als ich ihm in der Oberschule beichtete, dass ich mit Ren schwanger war, gab er mir nur zwei Optionen..", unbewusst sahst du auf die Zimmertüre deines Kindes.

„Abtreiben oder sein Haus verlassen", Osamu sah dich schockiert an. Welcher Vater würde seine minderjährige Tochter, die zudem noch schwanger war.. rausschmeißen?

„Das war der Grund, weshalb ich Japan verlassen hatte.."

„Und wieso bist du wieder hier?", er musste es wissen. Lag es an Ren's Vater?

Du blinzeltest kurz ungläubig. Nach all den Informationen war es das, was er wissen wollte? Deine Mundwinkel zuckten leicht nach oben.

„Ich hab ein Jobangebot bekommen, sonst hätte mich wohl niemand mehr in dieses Land bekommen", lachtest du leicht auf. Osamu konnte deinem Vorgesetzten nicht dankbarer sein. Sonst hätte er dich wohl nie kennengelernt.

Es war ihm unangenehm, doch er musste es wissen. Er musste wissen, mit was er es zu tun hatte. Er wollte dich besser kennenlernen und diese Information gehörte nun mal dazu.

„E-Ehm.. hattest du einen festen Freund.. als-", er schämte sich es auszusprechen. Er wollte dir auf keinen Fall unterstellen, einfach so mit jemandem intim geworden zu sein. Für eine Partygängerin hielt er dich auch nicht. Doch er konnte ja nicht wissen, wie du zu deiner Schulzeit drauf warst.

Du lachtest kurz auf. Es war süß, wie unangenehm ihm diese Frage war.

„Ja ich hatte einen Freund. Wir waren zwei Jahre zusammen, bis er mich vor seinem Abschluss abserviert hat.."

Osamu konnte es nicht glauben. Er hatte dich abserviert und das.. obwohl du schwanger warst?

Sofort sprach er seine Gedanken aus.

„Obwohl du schwanger warst?"

Jetzt miedst du den Blick des Grauhaarigen, als du antwortetest.

„Ich hab es erst erfahren.. als er bereits das Land verlassen hatte.. er-er weiß nichts davon."

Decisions - Miya Osamu x OC/ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt