Teil 1: Amorous | Arthur Leclerc x ???

215 16 2
                                    

Amorous



Monaco
8. Juni 2021



„Nun erzähl doch mal."
Eine Aufforderung, die Lorenzo und er auch noch zu gut kannten. Er wusste nicht, wie lange ihre Mutter schon nachbohrte, aber er glaubte nicht, dass sie damit sehr viel Erfolg haben würde. Wenn Arthur etwas nicht erzählen wollte, dann tat er es auch nicht. Da war er so stur, wie sie alle.
„Mama, da gibt es nichts zu erzählen", behauptete er, sichtlich genervt davon, sich hier schon wieder in der Rolle eines Teenagers wiederzufinden. Er war immerhin auch schon zwanzig, aber er hatte die undankbare Position, eben der Jüngste zu sein und wie ihre Mutter immer betonte: Ihr einziges Kind, welches ihr noch blieb.
Da konnte sie manchmal wirklich dramatisch werden, aber sie meinte es gar nicht so. Es war ihre Art ihnen zu sagen, wie schrecklich sie von ihr vermisst wurden, wenn sie nicht zu Hause waren. Sicherlich war es auch völlig normal, dass sie an Arthur ein bisschen mehr hing und den stillen Wunsch hatte, dass er nicht so bald ausziehen würde.
Er konnte sich ja auch nicht davon freisprechen, dass er für ihn eben auch immer der kleine Bruder blieb, egal wie alt er wurde. Es gab Dinge, die konnten sich auf emotionaler Ebene ganz schlicht und ergreifend nicht ändern.

„Komm schon, ich sehe es dir an der Nasenspitze an", ließ sie auch nicht locker und brachte Arthur bloß dazu, die Augen zu verdrehen.
Zu seiner Schande konnte er diese Verschwiegenheit zwar verstehen, teilte die Neugier seiner Mutter allerdings ein wenig. Er wüsste es auch gerne und fand es mindestens so offensichtlich wie sie, dass es da wohl jemanden gab, der Arthur nicht kaltgelassen hatte. Nur war er da eben auch nicht schlauer, als der Rest der Familie.
„Da gibt's keinen", stellte Arthur zwar klar, aber seine abwehrende Haltung verriet ihm das genaue Gegenteil. Dass er ihnen nicht mit einer Freundin kommen würde, war ihnen längst bekannt und er war froh, dass sein Bruder wenigstens in dieser Hinsicht keine Bedenken haben musste. Es war leichter, solche Geheimnisse vor der Welt zu haben, als vor der eigenen Familie.
„Dass du verliebt bist, sieht aber jeder!" Und auch da konnte er seiner Mutter nur zustimmen. Arthur war nicht unbedingt gut darin, sowas vor ihnen zu verheimlichen. Er konnte sehen, wie er sich auf die Lippe biss und versuchte, sich aus dieser Unterhaltung zu winden.

„Verliebt zu sein heißt ja nicht, dass das auf Gegenseitigkeit beruht", gab Arthur irgendwann zurück und obwohl er sich ansonsten nichts anmerken ließ, hatte er den Eindruck, dass sein jüngerer Bruder an dieser Stelle ein wenig traurig darüber war.
Ob ihre Mutter das auch wahrnahm, wusste er zwar nicht, doch ihre begeisterte Reaktion ließ darauf schließen, dass ihr diese Feinheit in ihrer Euphorie etwas entgangen war.
„Oh, ich wusste es, du bist verliebt!", kam es von ihr und Arthur sah aus, als würde er jetzt am liebsten vor ihr davonlaufen. Noch blieb er jedoch sitzen. Die Frage war wohl nur, wie lange das so bleiben würde.
„Jetzt weiß ich, wo Charles seine Hartnäckigkeit her hat...", kommentierte er lediglich, allerdings so leise, dass sie auch davon keine Notiz nahm.
„Sag schon, wer ist es?"
Er sah schon, was als nächstes passieren würde.
„Niemand!", wurde Arthur etwas deutlicher, was ebenfalls ignoriert wurde. Langsam bekam er durchaus ein bisschen Mitleid mit ihm.
„Ist er auch Rennfahrer? Kennen wir ihn?", hagelte es nur noch mehr Fragen. Ob ihre Mutter da absichtlich ignorant war oder ihre Aufregung es verhinderte, dass ihr was auffiel, ließ er mal dahingestellt.

Diesmal fiel Arthurs Blick hilfesuchend auf Lorenzo und ihn.
„Sagt ihr auch mal was dazu?!", wollte er von ihnen wissen, in der Hoffnung, dass sie ihn da ein wenig in Schutz nehmen würden, aber da musste er alleine durch. Sie hatten diese Gespräche mit ihrer Mutter schließlich schon deutlich öfter gehabt.
„Nö", kam es also unisono von ihnen, was absolut nicht das war, was Arthur hören wollte.
„Toll...", gab dieser enttäuscht und frustriert von sich, ehe er sich von seinem Platz erhob und ins Haus zurückging.
Ihre Mutter sah ihm kurz nach, lehnte sich auf dem Gartenstuhl aber direkt wieder zurück und murmelte: „Da gibt es jemanden. Ganz sicher." Und dann nahm sie Lorenzo und ihn ins Visier. „Wisst ihr etwas?"
„Äh, nein?", antwortete er, wobei ihm selbst auffiel, dass das auch eher wie eine Frage klang.
„Was sollen wir denn wissen?", zeigte Lorenzo sich aber ebenfalls verständnislos.
„Wenn er dir nichts sagt, sagt er uns auch nichts", ergänzte er noch, denn so gut sollte sie Arthur kennen. Wobei es eher so war, dass Arthur ihnen in der Regel eine Schweigepflicht aufnötigte, wenn er mit ihnen zuerst über etwas redete und dann durften sie ihr gar nichts sagen.
„Ja. Also wie kommst du nur auf sowas?", untermauerte Lorenzo.
„Echt..."
Allerdings sollte er vielleicht doch mal mit seinem Bruder sprechen. Im Gegensatz zu den anderen war ihm ja nicht entgangen, dass er etwas davon sagte, dass Verliebtsein nicht auf Gegenseitigkeit beruhen musste. Nun machte er sich durchaus Gedanken.

Er hörte ihre Mutter noch seufzen, als er ebenfalls aufstand und reingehen wollte.
„Na gut... Das krieg ich noch raus..."


Grid TalesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt