Teil 3: Screwed Up | Max Verstappen x Lando Norris

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Screwed Up


Bahrain
26. November 2020



Er bedauerte, dass sie nicht mehr Zeit hatten.
Für diese Art der Zweisamkeit würde er sich wahnsinnig gerne mehr Zeit nehmen, aber der Terminstress ging heute erst so richtig los und wieder bis Montag darauf zu verzichten, kam auch nicht in Frage. Sie mussten ihre Gelegenheiten schon nutzen, wenn sie sich irgendwie ergaben. Sonst würden sie sich irgendwann wie hirnlose Teenager verhalten, die so ausgehungert waren, dass sie unvorsichtig wurden. Das konnten sie sich in ihren Vierzigern nun wahrlich nicht mehr leisten.
Gut, dass die ersten Meetings immer so früh waren. Bis sie zurück bei den Teams sein mussten, bestand ein gewisses Zeitfenster und zu ihrem Glück hatte sonst keiner die Toilette aufgesucht. Es wäre sehr unprofessionell, sich ausgerechnet hier erwischen zu lassen. Aber er war schon als erster vorgegangen und Andreas als letzter aus dem Besprechungsraum gegangen, sodass sie ganz sicher sein konnten, dass alle anderen weg waren.
So lange sie also nicht allzu laut sein würden, konnte nichts schiefgehen. Sie mussten nur auf irgendwelche Geräusche achten, um sich rechtzeitig ganz still zu verhalten, sollte sich doch noch jemand hierher verirren.

Die Jahre lange Erfahrung machte es ihnen glücklicherweise auch ein bisschen leichter.
Er ging methodischer vor, als sonst. Zeit nehmen und lange Vorspiele war etwas für gemeinsame Nächte im Hotel – die durch ihre Arbeit fast nie zustande kamen – oder während ihrer Freizeit zu Hause. Im Urlaub könnten sie sich wieder richtig darauf einlassen und jeden Moment auskosten. Das ging nicht, wenn man nebenbei noch die Uhr im Blick behalten musste.
Andreas war schon auf den Knien und seine Hand in seinem Haar, kaum dass die Kabinentür hinter ihnen abgeschlossen war. Er konzentrierte sich ganz darauf, nur an wirklich erregende Dinge zu denken, damit alles ein bisschen schneller ging.
Bestimmten waren sie noch keine fünf Minuten zugange, als er ihm schon das Zeichen gab, dass das genügte und ihn dazu brachte, sich wieder aufzurichten. Für die Vorbereitung konnte er sich auch nicht sehr viel mehr Zeit nehmen. Zum Glück hatte er es hier ja auch nicht mit einer Jungfrau auf dem Gebiet zu tun. Ein bisschen unpersönlich war es schon, wenn man sich nicht mal Zeit für einen Kuss nahm, aber das störte in diesem Moment keinen von ihnen so wirklich.

Als er eindrang, griff er auch direkt schon nach vorne, damit sie auch beide etwas davon hatten.
Er passte den Rhythmus an und hoffte, dass er sie gemeinsam schnell zum Höhepunkt bringen konnte. Das war längst nicht so befriedigend, wie bei entsprechender Ruhe und ohne Hektik, aber bis das Rennwochenende vorbei war, sollte es erst einmal reichen.
Er bewunderte Andreas manchmal ein bisschen dafür, dass er bei ihrem Akt so ruhig bleiben konnte, obwohl er in seiner Hand ja deutlich fühlen konnte, wie erregt er ebenfalls war. Trotzdem musste er selbst sein Stöhnen jedes Mal an seiner Schulter dämpfen. Sonst würde er wohl noch vergehen. Diese Hitze. Diese Enge. Das brachte ihn alles um den Verstand.
Am Ende waren es vielleicht fünfzehn Minuten, die sie hier verbracht hatten, ehe sie kurz nacheinander kamen und für nicht mehr als zehn Sekunden reglos und ein wenig atemlos verharrten.
Dann zog er sich auch schon zurück und sie richteten ihre Kleidung. Vorsichtshalber kontrollierten sie jedes Mal, ob nicht doch irgendwas danebengegangen war. Verräterische Spuren waren schließlich das Letzte, was sie gebrauchen konnten.
Weder Andreas wollte von Zak schief angesehen werden, noch hatte er selbst ein gesteigertes Bedürfnis, Helmut solche Dinge zu erklären. Sein Job war auch so schon anstrengend genug.

„Eigentlich sollten wir vernünftiger sein", warf Andreas leise ein, während er sich einen Moment an die Tür in seinem Rücken lehnte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
„Sollten wir", bestätigte er diese Worte.
Vernünftig waren sie inzwischen beide nicht mehr. Andreas hingegen immer noch mehr, als er selbst. Das musste er ihm zugestehen. Ihm fiel es augenscheinlich leichter, sich nicht komplett von seinen Trieben steuern zu lassen. So viel Selbstbeherrschung hätte er auch gerne. Vielleicht sollte er ihn mal nach seinem Geheimnis fragen.
„Wir sollten aufhören, uns solche Orte dafür zu suchen", ergänzte Andreas noch und da konnte er ihm genauso wenig widersprechen, denn ein gewisses Risiko blieb dabei immer. Oder legte er es womöglich gerade deswegen immer so darauf an?
„Ja. Das sollten wir auch", gab er Andreas also recht, der zwar verbal genau die richtigen Ansätze fand, aber sein Blick verriet, dass er sich beim nächsten Mal wieder dazu hinreißen lassen würde. So gut kannte er ihn inzwischen auch.
„Aber lass mich raten, das werden wir nicht", stellte Andreas fest und brachte ihn damit dazu, ihn dreckig anzugrinsen, denn sein Kopf würde sich liebend gerne schon mit dem nächsten Mal beschäftigen.
„Nein, werden wir nicht."

So viel stand fest, aber eine Sache gab es da noch, die sie lieber zuerst besprochen hätten.
Dann musste es also die Kurzfassung sein. Er musste Andreas schon in seine Pläne einweihen und heute wäre der ideale Tag dafür. Sie konnten ja nicht riskieren, dass Max und Lando möglicherweise noch mehr kopflose Aktionen wagten und sich damit selbst vom Sport ablenkten. Sie sollten diese Sache klären und das besser noch vor dem ersten, freien Training morgen.
Sie hatten ja in Istanbul schon besprochen, dass ihr Wissen über die Beziehung der Beiden ein Vorteil für sie sein konnte, dass sie ihnen dadurch helfen konnten, unentdeckt zu bleiben und ausreichend Zeit zusammen zu bekommen, damit sie es eben nicht so riskant auf dem Klo treiben mussten, wie sie es gerade mal wieder getan hatten.
Wie gut, dass sie sich selbst dabei ja mit keinem Wort erwähnen mussten. Heute stand noch nicht so viel an und sie sollten schauen, wo sie das unterbringen konnten. Nach den Auftritten der Beiden gestern, über die sie noch lange telefoniert hatten, gab es ja schließlich keinen Zweifel mehr, dass sie etwas konfus waren und Handlungsbedarf bestand. Nicht, dass sie am Ende noch auf die Idee kamen, ihre unsinnigen Studien fort zu führen.


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