Teil 2: Revenge | Kevin Magnussen x Esteban Ocon

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Revenge


Monza, Italien
3. September 2020



Esteban



Er hatte nicht vergessen, was Magnussen in Spanien mit ihm abgezogen hatte.
Ganz im Gegenteil. Es beschäftigte seine Gedanken fast unaufhörlich. Seine Wut war nicht weniger geworden, ganz im Gegenteil. Sie war nur noch größer geworden. Zumal er seither das Gefühl hatte, das feiste Grinsen des Dänen würde ihn überall hin verfolgen. Gott, wie er diesen Poser doch hasste! Und gleichzeitig übte er diese unerklärliche Anziehungskraft auf ihn aus. Ein Schwachpunkt, den er sich kaum eingestehen wollte...
Er musste dringend etwas dagegen tun. Er durfte ihn nicht damit durchkommen lassen, dass er ihn einfach durchnahm und ihn dann mit Ständer einfach stehenließ. So gut der Sex auch gewesen war, aber so ließ er nicht mit sich umgehen. Und gewiss verfügte Magnussen auch über gewisse Schwachstellen, die man nur zu nutzen wissen musste.
Tatsächlich hatte er seine Augen und Ohren in den vergangenen Wochen immer offengehalten, um alle kleinen Details aufzusaugen, die er hier oder dort aufschnappen konnte. Auch, wenn Magnussen es wohl selbst nicht bemerkt hatte, war er zu einer Art Schatten von ihm geworden. Wenn er wissen wollte, wo er am besten zuschlagen konnte, musste er seinen Tagesablauf kennen.

Außerdem einte sie eine ganz spezielle Gemeinsamkeit.
Sie waren wohl beide sehr von sich eingenommen und rechneten nicht damit, dass ihnen jemand beikommen konnte. Und Magnussen fühlte sich nach ihrem leichtsinnigen Intermezzo in Barcelona verdammt sicher. Höchste Zeit, dass er daran etwas änderte. Sollte der Däne seinen sonstigen Gewohnheiten folgen, wusste er schon, was er nach seinen Terminen machen würde. Wissen war Macht. Etwas, was auf die Formel 1 genauso zutraf, wie auf andere Lebenslagen.
Zum Glück hatte er sämtliche Vorkehrungen schon getroffen, alles in die Wege geleitet. Er würde ihn eiskalt erwischen, da war er sich bereits sicher. Wenn Magnussen glaubte, ein paar Jahre Lebenserfahrung mehr würden ihm dabei helfen, es mit ihm aufzunehmen, dann irrte er sich gewaltig. Seine Rachepläne hatte er immer durchgezogen und bislang war ihm niemand ungeschoren davongekommen. Das würde diesmal auch nicht anders laufen.
Er warf einen Blick auf seine Uhr und stellte fest, dass es höchste Zeit war. Magnussen wartete schließlich schon auf ihn, auch wenn er es noch nicht wusste. Aber wenn er ihm eins sehr deutlich verraten hatte, dann, dass er mindestens so untervögelt war, wie er selbst und es liebte, seine Spielchen zu spielen. Mal sehen, wie er damit zurechtkam, wenn sie es auf seine Weise spielten. Und das waren Gedanken, bei denen er endlich wieder gute Laune bekam, wenn die Rennergebnisse dafür schon nicht sorgten.

Frustrierend blieb seine Saison nämlich, egal wie er es drehen und wenden wollte. Ein Umstand, an dem er dringend arbeiten musste und guter Sex war immer auch ein guter Weg, um seinen Stress abzubauen. Wenn er seinem australischen Teamkollegen sonst schon nicht so wirklich beikommen konnte, dann ja vielleicht, wenn er seinen Frust woanders parkte.
Er konnte es kaum erwarten, endlich wieder auf der Welle des Erfolgs zu schwimmen. Er kontrollierte lieber, ob er auch alles dabeihatte, was er brauchte, um Magnussen dahin zu bekommen, wo er ihn haben wollte. Er war wirklich gespannt auf den Ausgang seiner Aktion. Er bildete sich ein, den anderen ziemlich schnell durchschaut zu haben. Der hatte es mindestens so nötig wie er selbst und noch einmal würde er ihm nicht erlauben, so mit ihm umzuspringen.
Obwohl es fast schade war, dass es diesmal anders laufen würde. Magnussen hatte seine Sache gewiss gut gemacht und ihm noch so manchen glückseligen Traum von ihrer Aktion beschert, aber wenn er ihm zu viel Freiraum gab, lief er Gefahr, sich zu seinem Spielzeug zu machen und auch, wenn er sich generell für nichts zu schade war, gab es doch für alles seine Grenzen.


Kevin



Völlig ausgepowert ließ er sich auf die Liege fallen.
Das hatte gutgetan. Seit er die Trainingseinheiten in die Abendstunden verlegte, ging es ihm erheblich besser. Da konnte er all den Frust rauslassen, der sich bei ihm immer so anstaute und das war nicht wenig, wenn man bedachte, wo er mit dem Haas-Team stand. Er verdrängte bewusst den Gedanken, wo er heute stehen würde, wenn er nicht dauernd in Autos sitzen würde, die scheinbar alles dafür taten, um gegen ihn zu arbeiten.
Er musste zugeben, so richtigen Spaß machte ihm das Ganze nicht mehr. Er hatte einfach null Aussicht auf Erfolg, während ihm die brauchbaren Jahre als Sportler langsam aber sicher davonliefen. Man hatte eben nur eine vergleichsweise kleine Zeitspanne, um sich zu beweisen und gegen seine Konkurrenten zu behaupten und scheinbar war bei ihm nicht zusammengekommen, was zusammenkommen sollte.
Viel ändern konnte er daran allerdings auch nicht. Was blieb ihm schon anderes übrig, als im Haas seinen Job so gut zu machen, wie es eben ging? Alles andere lag nicht in seiner Macht und so langsam kamen neue Talente in die Formel 1, die ihnen ihre Cockpits streitig machten. Er hasste es, wenn er mit stumpfen Waffen kämpfen musste, aber Aufgeben war eben niemals eine Option für ihn.

Ihm fielen bereits ein wenig die Augen zu.
Möglicherweise hatte er es wieder ein wenig übertrieben, aber es staute sich aktuell so viel an, dass es schwierig war, sich zurück zu nehmen. Er hatte nur Sport als Ventil für alles, was schieflief. Ein erfülltes Sexleben könnte helfen, daran was zu ändern, aber wenn er daran dachte, wie das aktuell aussah, musste er höllisch aufpassen, seinen Frust nicht wieder von Neuem anzureizen.
Der dumme, naive Ocon war ihm da in Spanien eine nette Abwechslung gewesen. Er könnte sich immer noch darüber amüsieren, wie er ihn überrascht hatte. Diese kleine Ratte bildete sich wirklich ein, gegen ihn aufbegehren zu können. Das wäre fast schon niedlich gewesen, wenn der Franzose sich dabei nicht selbst ein Bein gestellt hätte. War der ernsthaft auf den bekloppten Gedanken gekommen, dass er es mit ihm aufnehmen könnte? Offensichtlich schon und vielleicht sollte er tatsächlich ein bisschen Mitleid mit ihm haben.
Hatte er aber nicht. Ocon hatte es nicht anders gewollt. Er hatte die harten Tatsachen ja selbst spüren können. Und ja, er spielte nicht selten mit dem Gedanken, diese kleine Aktion mal zu wiederholen. Schließlich lief ansonsten nicht viel und der andere schien ihm von der Sorte zu sein, die einfach immer und überall Sex haben konnten. Weshalb also sollte er das nicht ein bisschen für sich nutzen, wenn Ocon es schon so bereitwillig anbot?

So langsam wurde ihm kalt.
Wo lieb sein Physio denn? Der ließ ihn doch sonst auch nicht warten? Er war schon kurz davor, wütend aufzuspringen, sich wieder etwas überzuziehen und sich auf die Suche nach ihm zu machen. War er eigentlich nur noch von Inkompetenz umgeben? Konnte denn nicht einfach mal etwas funktionieren? Die Wut, die er so erfolgreich mit seinem Training zu bekämpfen versuchte, kochte langsam wieder in ihm hoch.
Doch in diesem Augenblick wurden seine Gedanken unterbrochen, als er nun Hände auf seinem Rücken spürte, die damit begannen, seine angespannten Muskeln wieder etwas zu lockern. Da hatte der Kerl ja noch mal Glück gehabt. Er war wirklich nicht in der Gemütsverfassung für Fehler von Menschen, denen er vertrauen musste. Es wunderte ihn, dass er sich nicht einmal für sein Zuspätkommen entschuldigte, also knurrte er ein recht unfreundliches: „Das wurde aber auch Zeit!"
Er wollte gerade seine nach oben gestreckten Hände falten und unter sein Kinn legen, als eben diese ohne jede Vorwarnung ergriffen wurden und irgendwie im Bruchteil einer Sekunde an der Liege fixiert wurden, auf der er lag. Ruckartig hob er seinen Kopf um sich selbst davon zu überzeugen, was hier passierte und konnte es doch nicht glauben. In welchem Film war er denn jetzt?
In diesem Moment vernahm er allerdings schon ein deutlich zu amüsiertes Lachen, das jemandem gehörte, den er hier gewiss nicht erwartet hatte...


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