Deeply
Monaco
24. Mai 2022
„Arthur! Hey! Das ist Salat. Den isst man. Den starrt man nicht an, bis er in seine Bestandteile zerfällt", wurde er von seiner Mutter angesprochen.
So ganz war er selbstverständlich nicht bei der Sache. Er hatte gedacht, dass Frustrierendste an Monaco würde dieses Jahr sein, dass alle diesen Kurs fahren konnten, nur er selbst nicht. Was für ein Irrtum. Er hatte viel zu viel Zeit um über Dinge nachzudenken, an denen er jetzt sowieso nicht mehr ändern konnte. Was sollte er denn auch machen? Drugovich konnte Logan jetzt zwar nicht mehr wehtun und Oscar hatte ihn nicht verraten, aber Logan wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Klar dachte er darüber nach, es ihm noch einmal zu erklären, nur was sollte das ändern? Er hatte Logan seine Beweggründe genannt und ob er das annehmen wollte oder nicht, das war seine Entscheidung. Es würde nichts bringen, ihn aufzusuchen und reden zu wollen. Zumal er ohnehin noch warten müsste, bis er diese Gelegenheit überhaupt wieder hätte. Es sei denn, er hatte ihn noch nicht aus seiner Kontaktliste gelöscht, aber das war ja bekanntermaßen immer das Erste was man machte, wenn man sauer und enttäuscht war.
„Ähm... Bist du sicher, dass das nicht funktionieren wird?", versuchte er sich also an einem Lächeln und einem kleinen Scherz, in der Hoffnung, dass seine Mutter ihm das auch abkaufen würde. Er hatte ihr bis heute nichts von seinen Schwärmereien für Logan erzählt. Warum auch? Er würde schon damit klarkommen, wie es jetzt war.
„Sag uns was los ist oder iss vernünftig", blieb seine Mutter allerdings erstaunlich hart für ihre Verhältnisse, aber ihm hätte auch klar sein können, dass sie irgendwas ahnte.
„Du machst den tollsten Salat. Der ist großartig. Darauf muss man mental vorbereitet sein", behauptete er also, denn derart blöde Antworten waren aus seinem Mund nichts Neues. Das würde sie ihm immer noch eher glauben, als wenn er sich jetzt an einer dummen Ausrede versuchte. Ihm würde auf die Schnelle sowieso nichts Vernünftiges einfallen.
„Wenn du das sagst", wunderte seine Mutter sich allerdings und sah ihn immer noch so skeptisch an. Dabei wollte er damit nur in Ruhe gelassen werden. Er wollte ihr das jetzt nicht von Anfang bis Ende erklären müssen. Zumal sie ihm dann vorwerfen würde, dass er ihr das ein ganzes Jahr lang vorenthalten hatte.
„Das Dressing ist toll", verkündete er also, während er sich eine etwas zu volle Gabel Salat in den Mund geschaufelt hatte. Ein Salatblatt mehr und man hätte überhaupt kein Wort mehr verstanden und es machte das etwas dümmliche ‚Mit-geht's-gut'-Lächeln auch schwierig.
„Danke?", ließ seine Mutter das eher wie eine Frage klingen, weil sie eben ganz genau wusste, dass er ihr normalerweise nie viele Komplimente machte, auch nicht über das Essen. Obwohl es sicherlich angebracht wäre. Aber meistens sagten Charles oder Lorenzo das schon zu ihr und er musste doch nicht der Depp sein, der seinen älteren Brüdern alles nachplapperte.
„Echt super. Wie machst du das? Zeigst du mir das später?", gab er auch weiterhin alles, um seine Mutter vom eigentlichen Thema abzulenken. Eigentlich war ihm schon wieder nach was ganz anderem zumute, aber er konnte sich dahingehend gut zusammenreißen.
„Wenn du meine Küche heile lässt", stellte seine Mutter ihm mit einem Schulterzucken lediglich eine einzige Bedingung, die sich deutlich schwerer erfüllen lassen würde, als man meinen mochte. Er hatte einfach ein Talent dafür, Dinge kaputt zu bekommen. Selbst dann, wenn sie eigentlich unmöglich kaputt zu bekommen sein sollten. Darin hatte er augenscheinlich ein besseres Händchen, als in Liebesdingen.
„Kann ich dir nicht versprechen. Ich geb mir aber Mühe", versicherte er also in der Hoffnung, dass das leidige Thema nach seinem Liebesleben damit endlich vom Tisch war. Dann könnte er endlich in Ruhe seinen Salat essen und sich überlegen, wie er die restliche Zeit hier rumbekam, ohne dauernd an Logan zu denken und an all die Dinge, die komplett schiefgelaufen waren.
„Du könntest mir die Person ruhig mal vorstellen, für die du sowas auf einmal können willst", kam es dann allerdings von seiner Mutter und sorgte dafür, dass er sich an seinem Salat verschluckte anfing zu husten. Warum konnte sie das nicht einfach lassen? Er griff lieber schnell nach seinem Wasserglas und versuchte, den Hustenreiz einigermaßen zu unterdrücken, während er sicher schon ganz rot anlief.
„Ich...", setzte er an, aber das war doch scheiße!
Wieso musste er sich denn jetzt wieder erklären? Verdammt, er wollte seine Ruhe haben und er wollte nun einmal nicht immer alles zu Hause erzählen. Wozu denn auch? Es war doch sein Leben und überhaupt. Er wusste gerade wirklich nicht, wie er sich da noch rauswinden sollte. Er dachte zwar angestrengt darüber nach, nur hatte er den Kopf nicht frei.
„Mama, jetzt lass ihn doch mal essen. Der Salat wird warm", warf Charles allerdings ein und lenkte die Aufmerksamkeit mit diesem dummen Spruch gekonnt auf sich. Seine Mutter wandte sich nämlich sofort ein bisschen genervt in seine Richtung.
„Sehr witzig", kommentierte sie und schien wahnsinnig enttäuscht darüber zu sein, dass sie wieder nicht die Antworten bekam, die sie sich schon eine ganze Weile erhoffte. Nicht, dass sie ihn ständig nerven oder belagern würde, aber ihr war anzusehen, dass es ihr nicht gefiel, über diese Sache nicht im Bilde sein zu dürfen.
„Du kannst dich nicht beschweren, dass er nichts isst, wenn du ihn dann selbst nicht mehr dazu kommen lässt", begründete Charles noch und stellte sich ganz klar auf seine Seite. So, wie er es immer tat und doch freute es ihn jedes Mal, wenn er feststellte, dass er sich auf Charles immer verlassen konnte.
„Schon gut. Ich warte doch nur schon so lange", seufzte seine Mutter schließlich auf.
Ihm war auch klar, dass sie das nicht böse meinte. Sie war eben seine Mutter und hätte er Kinder, würde er sich gewiss genauso Gedanken um sie machen. Nur manchmal wollte er einfach mal in Ruhe gelassen werden und nicht über sich reden. Er wollte aus dieser Kindrolle raus, in der seine Mutter ihn unbewusst immer wieder steckte, weil er eben der Jüngste und im Gegensatz zu Charles und Lorenzo für sie noch da war.
„Und du kannst auch noch ein bisschen mehr warten", fand Charles, der ihr mit seiner Haltung und seinen Worten zu verstehen gab, dass es nicht nötig war, ihn weiterhin zu einer Antwort drängen zu wollen. Dass seine Mutter etwas enttäuscht sein würde, war klar.
„Wenn's sein muss...", murmelte sie noch, aber wenn sie erst nachgab, dann würde sie auch nicht weiterbohren. Darauf konnten sie sich verlassen. Bloß, dass sie jetzt so betreten aussah, machte ihm fast sofort wieder ein schlechtes Gewissen. Er überlegte gerade, ob oder was er zu ihr sagen könnte, als Lorenzo sich allerdings ebenfalls einschaltete.
„Charlotte und ich hatten uns überlegt, nächste Woche mit dir einen kleinen Ausflug zu machen. Sie hat ein paar Tage frei", wandte Lorenzo sich direkt an seine Mutter und er war froh, dass er damit erst einmal nicht mehr diesem eindringlichen Blick ausgesetzt war.
„Dann nutzt die Zeit doch zusammen. Ihr seht euch doch auch selten genug", bewies sie, dass sie ihren Jungs normalerweise nicht auf die Nerven fallen wollte, aber es war für sie eben auch alles nicht so einfach.
Natürlich hatte sie einen wunderbaren Freundeskreis und alle wollten auch für sie da sein, aber es schmerzte sie immer noch, dass sie eben immer von Pärchen umgeben war und dass sie so langsam alle aus dem Haus waren, machte es ihr noch schwerer. Sie bemühte sich, nur war das loslassen für sie nun einmal etwas sehr Schwieriges. Darum versuchten sie Drei auch oft etwas mit ihr zu machen und ihr zu zeigen, dass sie immer noch eine Familie waren und zusammenhielten, selbst, wenn sie sich oft lange nicht sahen.
„Das werden wir. Aber wir würden auch gerne was mit dir machen. Wo wir schon mal genügend Zeit haben", versicherte Lorenzo ihr und bezog sie nun direkt in die Planung des Ausflugs mit ein, wodurch sie endlich abgelenkt war. Dass sie auch lächelte zeigte, dass sie zumindest nicht allzu sehr enttäuscht darüber war, wieder nicht erfahren zu haben, was sie so gerne wissen wollte.
„Danke...", meinte er noch in Charles' Richtung, als die anderen Beiden abgelenkt genug waren, um nicht auf sie zu achten.
„Kein Problem."
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Grid Tales
Fanfiction⊱ Wie sieht so eine Teambesprechung mit der FIA aus? Auf welche Art und Weise haben Nico und Lewis sich früher so duelliert? Was ging bei Checos Marketingtermin so gehörig schief? Was versteht man unter einem kleinen brasilianischen BBQ? Eine bunte...