Kapitel 297

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Wincent

Am nächsten Morgen beginnen die Proben für das bevorstehende Konzert morgen Abend recht früh. Schon nach dem Frühstück haben wir uns mit dem Orchester getroffen. Da nicht allzu viel Zeit besteht, proben wir getrennt voneinander. Das bedeutet: Elli und ich sehen uns nicht allzu oft. Den kleinen Mann vermisse ich auch schon ein bisschen. Ich bin echt mal gespannt, was das erstmal werden soll, wenn ich wieder auf Tour gehen werde und Elli nicht mitkommen wird. Oh Gott, da muss ich mal mit ihr reden. Sie müssen einfach mitkommen... Als ich zum Mittagessen in den Speisesaal komme, sehe ich wie meine Frau mit dem Kleinen durch den Raum läuft. ,,Da sind ja meine beiden Schätze", strahle ich und gehe direkt auf die zwei zu. ,,Na, wie läuft die Probe?", frage ich Elli, als wir uns geküsst haben. ,,Sehr gut. Es macht so Spaß. Ich glaube das Konzert wird einfach nur mega", strahlt sie. ,,Kann ich ihn mal haben?" ,,Klar, Papa ist wieder da. Das bedeutet, Mama ist abgeschrieben", lacht sie und gibt ihn mir. ,,So meinte ich das nicht Schatz", sage ich und schaue sie an. Ich möchte nicht, dass sie dieses Gefühl hat. ,,Beruhig dich Wince. Das war ein Scherz. Ich hab mir ja schon gedacht, das du ihn vermisst hast. Ich bin ja schon eine Stunde hier", lacht sie. Puh, nochmal Glück gehabt. Gerade als ich mich neben meine Frau setze, steht sie wieder auf und haucht mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Verwirrt schaue ich sie an. ,,Ich muss los. Wie gesagt, meine Pause begann früher. Bis später", erklärt sie und rauscht schon davon. ,,Solche Tage hasse ich", murmle ich und fange an, meinen Salat zu essen. ,,Ach das ist doch nur ein Tag Wincent", lacht Mama und auch Shay schaut mich schmunzelnd an. Wir haben die beide mitgenommen, sodass gesichert ist, dass Paul in guten Händen ist. Der Veranstalter hat uns sogar angeboten eine Aufsicht zu organisieren. Aber das wollten wir beide nicht. Elli und ich können uns beim besten Willen nicht vorstellen, den Kleinen in die Obhut von jemanden fremden zu geben. Jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt.

Auch ich muss nach dem Mittagessen wieder los. Zwischen den kurzen Pausen, in denen das Orchester alleine spielt, machen Mats und ich noch ein paar Fotos. Als ich wieder auf der Bühne stehe und mit dem Rücken zur Tür stehe, fängt Mats plötzlich anzugrinsen. Nach der ersten Strophe von ,,Was machst du nur mit mir", drehe ich mich um und sehe Elli auf einen der Stühle sitzen. Augenblicklich fange ich ebenfalls an zu grinsen. ,,Was machst du denn hier?", lächle ich und lasse mich in einer kurzen Pause neben ihr nieder. ,,Ich bin fertig für heute", sagt sie und klingt doch einen Hauch zu erschöpft. ,,Schon?", frage ich und lege einen Arm um sie. ,,Ja, wir spielen ja nur ein kurzes Set. Das reicht für heute", seufzt sie und lehnt sich an mich. ,,Und jetzt dachte ich mir, ich schaue mal was mein geliebter Mann so treibt", schmunzelt sie und schaut zu mir hoch. Ich kann gar nicht anders und muss sie einfach küssen. ,,Und Paul?", frage ich sie. ,,Der ist mit Oma und Tante in Hamburg unterwegs", kichert sie. ,,Oh man, die beiden vergöttern ihn", lache ich und hauche ihr nochmal einen Kuss auf die Schläfe. Irgendwann kommt der Dirigent Jean-Christoph zu uns und unterhält sich ein bisschen mit uns. Als wir ihm erzählen, das wir einen kleinen Sohn haben, ist er gleich Feuer und Flamme und will viel mehr wissen. Natürlich komme ich mal wieder aus dem Schwärmen nicht mehr raus. Da muss ich in kommenden Interviews wirklich aufpassen. Nicht das ich zu viel erzähle, dass wollen wir nämlich nicht. Der Kleine soll eine möglichst normale Kindheit haben und da gehört verständlicherweise dazu, dass er in aller Ruhe aufwachsen kann.

Nach einem gemeinsam Abendessen mit der gesamten Crew fallen wir recht spät am Abend todmüde ins Bett. Der Tag ging doch länger als gedacht. Am Ende kamen noch ein paar Interviews und Einspieler dazu, die abgedreht wurden. Mittlerweile haben wir schon den nächsten Tag und wir befinden uns zum ersten Mal im großen Saal der Elphi, wo auch das Konzert stattfinden wird. Und was soll ich sagen? Es ist einfach atemberaubend. Ich kann immer noch nicht fassen, das ich diese Möglichkeit erhalten habe. ,,Kannst du das glauben?", fragt Elli leise und kommt zu mir auf die Bühne. ,,Nein", sage ich wahrheitsgemäß und ziehe sie zu mir. Gerade brauche ich einfach nur ihre Nähe. ,,Ist da jemand aufgeregt", schmunzelt sie und fährt durch mein Haar. ,,Mmh", murmle ich und verstecke mein Gesicht an ihrer Brust. Da ich sitze, hat sie dafür die perfekte Größe. ,,Wince", lacht sie und schiebt mich von sich weg. ,,Die sind bequem", schmolle ich und wechsle eben zu ihren Lippen. ,,Bist du nicht aufgeregt?" ,,Doch", antwortet sie direkt und schau mich grinsend an. ,,Aber so habe ich dich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen." ,,Hör dich auf. Du machst es nicht besser", murmle ich und fahre mir heute zum zehntausendsten Mal durch die Haare. Als Ellis Generalproben anstehen, setze ich mich ebenfalls mit meiner Band in die erste Reihe und schaue ihr zu. ,,Ellis Stimme ist einfach so unglaublich", flüstert Manu neben mir. ,,Oh ja, sie weiß glaub gar nicht, was für ein Potential sie hat", antworte ich leise.

Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt