Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommen

Kapitel 265

Wincent

Durch das Klingeln meines Weckers werde ich gegen Mittag wieder geweckt. Seufzend drehe ich mich auf die Seite. Ich hab ihn schon dreimal ausgedrückt, aber jetzt muss ich wirklich mal aufstehen. Denn mittlerweile haben wir schon 14:00 Uhr, aber ich musste nach den acht Stunden Fahrt ein bisschen schlafen. Kurz schreibe ich mit Elli und erkundige mich, wie es ihnen zu Hause geht, bevor ich erstmal unter die Dusche springe. Eine Stunde später komme ich im Studio an. ,,Da ist er ja endlich", ruft Kevin, der sich gerade einen Kaffee macht. ,,Sorry, hab bisschen länger gepennt", sage ich und stelle meinen Rucksack ab. ,,Kein Ding, du bist ja auch ein Stückchen gefahren." ,,Wie gehts Elli und den Kids?", fragt Matti der am Tisch sitzt. ,,Den Kids geht es gut bei Elli geht es auch. Die letzten Tage ginge es mit den Schmerzen. Sie hatte fast keine", antworte ich und setze mich neben ihn. ,,Und dem Babyboy?", lächelt Kevin. ,,Dem geht es auch super. Die Frauenärztin sagt, er entwickelt sich prächtig. ,,Das ist sehr gut", strahlt Matti. Die nächste Stunde verbrachten wir einfach damit zu quatschen und erstmal einen Plan für die kommenden Tage zu machen. Irgendwann sind wir dann doch mal rüber ins Aufnahmezimmer gegangen. Gerade als wir dabei sind, ein letztes Lied aufzunehmen, welches wir unbedingt noch schreiben wollten, klingelt mein Handy. ,,Wince, das ist Tommy", sagt Kevin und hält es mir hin. Schnell ziehe ich mir die Kopfhörer vom Kopf und schnappe mir mein Handy. ,,Hey Sportsfreund, was ist los?" ,,Hey Wincent, störe ich gerade?", fragt er unsicher. ,,Nehmen gerade einen Song auf, aber egal. Was ist denn los? Du hörst dich so komisch an", sage ich und setze mich hin. ,,Keine Ahnung", murmelt er. Sofort werde ich hellhöriger. ,,Tommy, was ist passiert?", frage ich weiter und ernte von Kevin einen besorgten Blick. ,,Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob was passiert ist. Mila, Leo und ich sind gerade bei Oma Ingrid und Opa Hans." ,,Oh schön, warum seid ihr denn nicht daheim?" ,,Ich glaube Elli gehts nicht gut", sagt er kaum hörbar. Sofort bin ich alarmiert. ,,Aber das darf ich eigentlich nicht sagen", schiebt er gleich panisch hinten dran.

,,Alles gut Tommy, das ist überhaupt nicht schlimm. Mach dir darum mal keine Sorgen", sage ich direkt. ,,Okay", murmelt er. ,,Und jetzt sag mir was los ist", rede ich sanft auf ihn ein. ,,Ich glaube Elli geht es nicht ganz so gut", antwortet er leise. ,,Was genau meinst du?",,Wir waren draußen spielen und plötzlich hat es angefangen zu regnen. Elli hat uns aber nicht gerufen, Mila und Leo haben sich komplett schmutzig gemacht. Als wir reingegangen sind, hat sie mit den Beiden geschimpft und sie in die Badewanne getan. Es lief alles gut, aber irgendwie war irgendwas komisch. Nach dem Baden, ist Elli im Flur an mir vorbei gelaufen und ich dachte, sie hätte geweint. Dann habe ich sie telefonieren gehört und kurz darauf kam schon deine Mama an. Sie hat Elli ins Bett geschickt und hat die Mädels fertig gemacht. Danach meinte sie schon zu mir, dass ich meine Sachen zusammen packen soll. Gerade sind wir bei Oma und Opa, weil sie noch einen Termin hat", rattert er runter. Ich muss mich erstmal sammeln und die Informationen ordnen. ,,Und was ist jetzt mit Elli?", frage ich weiter. ,,Die ist daheim. Oma Ingrid hat eben kurz mit ihr telefoniert." ,,Okay, danke das du es mir gesagt hast", seufze ich. ,,Ich bekomme deswegen jetzt aber keinen Ärger oder?", fragt er verunsichert. ,,Nein, natürlich nicht", antworte ich sanft. Kurz rede ich noch mit ihm, bevor wir uns wieder verabschieden.

,,Was ist los?", fragt Kevin direkt, als ich mein Handy zur Seite lege. ,,Elli geht es glaub nicht gut", seufze ich und fahre mir durchs Gesicht. ,,Was ist denn passiert?" Kurz gebe ich wider, was mir eben Tommy erzählt hat. ,,Scheiße, versuch sie doch mal anzurufen", gibt Kevin von sich. ,,Das mache ich jetzt auch", murmle ich und greife wieder nach meinem Handy. Aber leider geht sie nicht ran. Also schreibe ich ihr eine Nachricht: ,,Hey Maus, was ist denn los? Hab gehört, dass es dir nicht gut geht. Bitte meld dich ❤️." Ich schreibe auch Mama eine Nachricht, dass sie mich später bitte mal anrufen soll. Denn ich kenne Elli und ihre Verharmlosungen. Zur Ablenkung arbeiten wir noch ein bisschen weiter, bis mein Handy klingelt. ,,Das ist Mum, ich geh mal kurz rüber", sage ich zu Kevin, denn wir sitzen gerade beim Schnitt. ,,Mama, was ist mit Elli?", frage ich direkt und schließe die Tür hinter mir. ,,Wincent, beruhig dich erstmal", antwortet sie seufzend. ,,Wie soll ich mich nach Tommys Anruf beruhigen", murmle ich und setze mich aufs Sofa. ,,Ich mach mir wirklich ein bisschen Sorgen wegen Elli", sagt sie und ich höre wie auch sie aus dem Raum geht. ,,Sie schont sich einfach nicht", murmle ich. ,,Wince, ich glaube das mit den Kindern ist in ihrem Zustand gerade nicht so optimal", sagt sie nach einer kurzen Stille. ,,Denkst du?" ,,Ja, wenn du da bist, ist es ja kein Problem. Aber wenn sie sie alleine hat, ist es doch schon was anderes. Wenn sie das mit dem Rücken nicht hätte, würde ich gar nichts sagen, aber sie muss aufpassen Wincent." ,,Ich weiß Mama, du kennst sie", seufze ich.

,,Deswegen. Auch wenn ich das nicht gerne sage, Elli ist körperlich angeschlagen und dann kommt da die Schwangerschaft dazu", spricht sie weiter. ,,Denkst du, die Schwangerschaft war zu früh?", frage ich leise und bekomme gerade ein komisches Gefühl. ,,So will ich das nicht sagen Schatz. Aber auch wenn es blöd klingt, Elli ist nicht gesund. Deshalb muss sie auch mehr auf sich achten. Sie muss nun auch an den kleinen Mann in ihrem Bauch denken. Er hat noch einige Zeit im Bauch vor sich und so eine Frühgeburt ist nicht witzig. Dann kommt noch dazu, dass es Elli auch nicht gut geht. Sie hat Schmerzen und ich will nicht dran denken was passiert ist, wenn der Bandscheibenvorfall schlimmer wird", redet sie einfühlsam auf mich ein. Als ihre Worte bei mir ankommen, kämpfe ich mit meinen Tränen. ,,Ich weiß", flüstere ich und kneife in meine Nase. ,,Ich wollte dir keine Angst machen", sagt sie sanft. ,,Ich versuche keine Angst zu haben, aber es ist schwer", murmle ich und fahre mir durchs Gesicht. ,,Elli und ich haben jetzt mal ausgemacht, das die Kids diese Woche bei uns bleiben. Tommy wird am Mittwoch nochmal zu ihr gehen, aber sonst hat sie mir nun versprochen sich diese Woche auszuruhen und mal die Zeit für sich zu nehmen." ,,Okay, das ist gut. Danke", flüstere ich und lehne mich zurück. Wir reden noch ein bisschen miteinander, bevor wir uns auch verabschieden. Drüben bei Kevin berichte ich ihm vom Telefonat und sehe, das ich eine Nachricht von Elli bekommen habe.

,,Entschuldige das ich nicht rangegangen bin, habe geschlafen. Mache mir gleich was zu essen. Mach dir bitte keine allzu große Sorgen. Mir gehts wieder besser. Hoffe ihr seid erfolgreich. Telefonieren wir später?❤️" Ohne groß zu überlegen drücke ich auf anrufen. Nach kurzen Tuten, geht sie schon dran. ,,Hey Schatz, arbeitet ihr nicht?", fragt sie direkt. ,,Ne, machen gerade Pause. Elli, sag mir bitte, wie es dir wirklich geht", sage ich sanft. ,,Es geht mir wirklich besser Wincent. Heute Mittag muss ich mich verhoben haben." ,,Schatz, bitte geh zum Arzt", rede ich weiter sanft auf sie ein. ,,Ich verspreche dir, wenn es morgen nicht besser ist, geh ich", antwortet sie. Sofort stutze ich. ,,Ich dachte dir geht es besser? Warum sagst du dann jetzt, falls es morgen nicht besser ist." Am anderen Ende der Leitung ist Stille. ,,Elisa", sage ich irgendwann eindringlich. ,,Ich meinte, wenn es morgen nochmal so ist", murmelt sie daraufhin. ,,Elli, bitte", seufze ich und schließe kurz meine Augen. Plötzlich höre ich ein leises Schluchzen. ,,Süße, du musst doch jetzt nicht weinen", sage ich und setze mich wieder auf. ,,Ich habe solche Angst", weinte sie weiter und ich habe echt mühe, sie wieder zu beruhigen. ,,Shh, es ist alles gut Schatz. Mach dich bitte nicht verrückt. Stress ist für euch Beide auch nicht gut", versuche ich es weiter. Irgendwann schaffe ich es wirklich sie beruhigt zu bekommen. Ich rede noch ein bisschen mit ihr, bis wir uns wieder verschieden. Elli möchte sich noch ein bisschen hinlegen und ich muss wieder rüber zu Kevin.

Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Elli geht es Gottseidank wieder besser. Jedenfalls hat sie mir das versichert. Wir telefonieren auch jede frei Minute miteinander. Ich habe auch den Eindruck, dass ihr die freien Tage ohne die Kinder gut tun. Da wir mit dem Album so gut wie fertig sind, bin ich gerade mit Dario unterwegs. Wir sind ein bisschen in die Natur gefahren und machen noch ein paar Fotos. Dort vergingen wir ein paar Stunden und schießen wirklich ein paar schöne Bilder. Auf dem Weg zurück holen wir für alle noch was zum Essen. Zurück im Studio essen wir alle gemeinsam zu Abend, bevor wir uns wieder an die Arbeit setzen. Wir sind nun in den letzten Zügen. Heute müssen wir nur noch die Reihenfolge der Songs festlegen und ein paar weitere Kleinigkeiten. Wenn alles gut läuft, kann ich übermorgen wieder nach Hause fahren. Gerade als ich die Songtitel auf Zettel schreibe, klingelt mein Handy. ,,Willst du nicht rangehen?", fragt Mats. ,,Gleich", murmle ich und schon endet der Anruf. Aber als ich den letzten Zettel auf den Boden lege, fängt es wieder an zu klingen. Seufzend greife ich danach und als ich sehe, dass Mama anruft, erstarre ich direkt. Ohne Grund ruft sie mich im Studio wohl nicht an. ,,Ja", gehe ich ran und bei den folgen Worten, fängt mein Herz augenblicklich an zu klopfen und ich kann nicht verhindern, das ich unkontrolliert anfange zu zittern.