Kapitel 313

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Wincent

Seit gestern Mittag sind wir wieder zu Hause. Die letzten Tage waren eindeutig zu viel für Elli. Seit gestern Abend geht es ihr überhaupt nicht gut. Letzte Nacht habe ich kaum geschlafen und ich war kurz davor ins Krankenhaus zu fahren. Gerade sitze ich in meinem Büro und habe ein Meeting bezüglich meinem geplanten Weihnachtsalbum, das am Ende des Jahres rauskommen soll. Elli liegt drüben im Schlafzimmer und schläft. Heute Morgen war auch unser Hausarzt da und hat nach ihr geschaut. Doch gleich muss ich Paul fertig machen, um Leo und Mila abzuholen. Denn heute sind sie bei uns daheim. Tommy geht nach der Schule mit zu einem Kumpel. Den Muss ich erst heute Abend abholen. Pünktlich verabschiede ich mich von Anna und gehe wieder nach unten. Dort spüle ich noch ein paar Flaschen aus und stelle sie in den Sterilisator. Danach gehe ich nach oben ins Schlafzimmer, da Paul sein erstes Mittagsschläfchen bei Elli macht. Elli liegt noch schlafend im Bett, aber Paul ist schon wach. ,,Hey mein Schatz. Du bist ja schon wach", flüstere ich und hole ihn aus dem Beistellbettchen. Sofort quietscht er erfreut auf. ,,Shh, nicht die Mama wecken", schmunzle ich und laufe nach draußen. In seinem Zimmer lege ich ihn auf die Wickelkommode und ziehe ihn um. ,,Jetzt holen wir mal die Mädels ab. Dann ist hier wieder Leben in der Bude", grinse ich und gehe mit ihm nach unten. Kurz lege ich ihn in die Babywiege und gehe nochmal schnell nach oben. Elli wird gerade wach, als ich ins Schlafzimmer komme. ,,Ich fahr schnell die Große holen", flüstere ich und setze mich neben sie auf die Bettkante. ,,Ist gut. Nimmst du Paul mit?" ,,Ja, ich wollte danach noch schnell einkaufen gehen." ,,Okay", murmelt sie erschöpft und legt sich zurück ins Kissen. ,,Willst du etwas bestimmtes haben?", frage ich und streichle ihr über die Wange. ,,Vielleicht Schokopudding." ,,Okay, bring ich dir mit." ,,Kannst du die Vorhänge bisschen aufmachen?" ,,Ich fahr schnell. Wenn was ist, ruf mich bitte an", sage ich leise und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. Ich mache noch schnell die Vorhänge auf und gehe dann wieder nach unten.

Ich hole die Babyschale aus dem Flur und stelle sie auf dem Sofa ab. ,,Dann wollen wir mal", seufze ich und lege den Kleinen hinein. ,,Ich weiß, das nervt", sage ich, als er sich ein bisschen beim Anschnallen wehrt. Er liebt zwar das Autofahren, mag es aber gar nicht angeschnallt zu werden. Schnell ziehe ich mir noch eine Jacke über und schon gehts los. Als allererstes halte ich beim Supermarkt um noch ein paar Sachen einzukaufen. ,,Als erstes brauchen wir ein bisschen Obst und Gemüse", erzähle ich Paul, während ich zwei Gurken in den Einkaufswagen lege. Währenddessen beobachtet er ganz aufmerksam seine Umgebung und nuckelt am Ohr seines Schnuffelhasen. Im Augenwinkel sehe ich, wie ich von einer kleinen Mädchengruppe beobachtet werde. Instinktiv mache ich die Verdickung vom Maxi Cosi hoch und dreh den Einkaufswagen zu mir. Als ich näher komme, werde ich auch schon angesprochen. ,,Oh mein Gott Wincent. Du bist es wirklich." ,,Ja, das bin ich", schmunzle ich und greife nach einer Packung Milch. Ich nehme wahr, wie sie versuchen in den Kindersitz zu schauen, aber ich stelle mich gekonnt vorne dran. ,,Können wir vielleicht ein Foto machen?", fragt ein anderes Mädchen. ,,Tut mir leid. Das mache ich jetzt hier ungern, sonst artet es noch aus. Und wir sind auch auf dem Sprung und haben gar nicht so viel Zeit", sage ich und schaue sie entschuldigend an. Gegen meine Erwartung sagen sie gar nichts dazu und drehen sich einfach Kopfschüttelnd um. Doch als ich weiterlaufe und die Verdeckung ein bisschen runtermache, weil sich Paul beschwert, habe ich das Gefühl, als hätte jemand ein Foto gemacht. Hoffentlich nicht, denn ich möchte keine Fotos von ihm im Internet sehen.

Den kompletten Einkauf über fühle ich mich total unwohl, den immer wieder sehe ich jemanden von der Gruppe in meiner Nähe. Durch meine Unsicherheit, wird aber auch Paul unruhiger. Gerade als ich in der Babyabteilung stehe, Windeln und Milchpulver einpacke, fängt er an zu weinen. ,,Shh, ist gut mein Schatz, Wir haben es gleich geschafft", versuche ich ihn zu beruhigen und gebe ihm den Schnuller. Als ich weiter laufe, halte ich eine Hand auf seinem Bauch und rede sanft auf ihn ein. Und schon wieder stehen zwei Mädels in unmittelbarer Nähe. Doch diesmal haben sie einen freien Blick auf Paul. Da er sich so nicht beruhigen lässt, hole ich ihn aus dem Maxi Cosi und nehme ihn auf den Arm. ,,Ich bitte euch, es werden jetzt keine Fotos gemacht. Wenn ich allein unterwegs bin. Kein Ding, aber nicht mit dem Baby", wende ich mich nun persönlich an die zwei. ,,Ja, alles gut", winken sie direkt ab und stecken ihr Handy in die Hosentasche. Da Paul die fremden Stimmen wahrgenommen hat, schaut er direkt zu ihnen. ,,Komm, wir brauchen nur noch was zu trinken", sage ich zu ihm und hätte fast vor den beiden den Namen gesagt. Schnell erledige ich auch das und mache mich auf den Weg zur Kasse. Draußen schmeiße ich alles ins Auto und schnalle Paul wieder an. ,,Mein Gott", seufze ich und lehne meinen Kopf ans Lenkrad. ,,Seit wir dich haben, bin ich richtig unsicher geworden", murmle ich und streichle ihm durchs Haar. Ich starte den Motor und fahre weiter zur Schule. Lange muss ich auf die beiden nicht warten und schon fahren wir kurz darauf schon nach Hause.

Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt