Kapitel 307

269 14 3
                                    




Elli

Seit drei Tagen bin ich nun zu Hause. Gestern hatten wir das Treffen mit dem Architekten und nach einer kleinen Diskussion mit Wincent, bin ich doch mitgegangen. Wir waren richtig begeistert und nun kann alles offiziell beginnen. Morgen hat Wincent Geburtstag. Er hat seine Familie und Freunde darum gebeten, nichts großes zu planen. Im Moment liege ich oben im Bett und döse ein bisschen vor mich hin. Die komplette Situation überfordert mich im Moment sehr. Egal ob psychisch, oder auch physisch. Zu den körperlichen Beschwerden kommt auch diese Angst. Ich habe so eine große Angst es nicht zu überleben. Gerade als ich wieder hier alleine liege und in Gedanken versunken bin, kommt diese Angst wieder hoch. Ich kann nicht verhindern das ich anfange zu weinen. Ich möchte doch einfach nur ein gesundes Leben führen oder wenigsten leben. Ein qualvoller Schluchzer erweicht mir und vergrabe mein Gesicht in mein Kissen. ,,Schatz?", höre ich plötzlich Wincents Stimme. ,,Hey, ich bin da. Komm her", sagt er besorgt, setzt sich neben mich und zieht mich an seine Brust. Ich kralle mich in sein Shirt und mir ist völlig egal das er durchgeschwitzt ist, da er eben noch Sport gemacht hat. ,,Shh, Elli du musst dich beruhigen", flüstert er und streichelt mir über den Rücken. Doch seine Zärtlichkeiten sorgen dafür, dass es noch schlimmer wird. Viel zu groß ist meine Angst ihn zu verlieren oder das er mich gehen lassen muss. ,,Wincent", wimmere ich und klammere mich immer mehr an ihn. ,,Ich bin doch hier, es ist alles gut", spricht er sanft auf mich ein, aber ich drohe immer mehr in den Abgrund zu sinken. Sanft wiegt er mich hin und her. Dabei spricht er die ganze Zeit beruhigend auf mich ein. Irgendwann schaffe ich es doch mich wieder zu beruhigen. Als ich mich von ihm löse, muss ich wieder husten. ,,Geht es?", fragt Wincent besorgt und streicht mir eine wirre Haarsträhne hinters Ohr. ,,Ja", hauche ich und schließe meine Augen. ,,Du bereitest mir gerade ein paar Sorgen Schatz", flüstert er und schaut mich besorgt an. ,,Es geht wieder", murmle ich leise, weiche aber seinem Blick aus.

,,Pass auf, ich geh schnell duschen und dann komme ich zu dir. Paul ist gerade auch erst eingeschlafen", sagt er leise und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Ich erwidere gar nichts und lege mich einfach wieder bequemer hin. Als ich das Rauschen des Wassers höre, muss ich schon wieder gegen meine Tränen ankämpfen. Gerade als ich mich einigermaßen einbekommen habe, höre ich Paul weinen. Langsam stehe ich auch, schnappe mir meine Tasche und gehe rüber zu ihm. ,,Hey mein Schatz. Es ist alles gut. Mama ist", flüstere ich und nehme ihn hoch. ,,Ich glaube, ich weiß was los ist", schmunzle ich und rieche nochmal. Also lege ich ihn auf die Wickelkommode und hole frische Sachen aus der Schublade. Als ich die Hose wieder hochziehe, überkommt mich ein heftiger Hustenanfall. Ich muss mich an der Kommode festhalten um nicht umzukippen. ,,Elli, wo bist du?", höre ich Wincent nach mir rufen. Doch ich kann vor lautem Husten nicht antworten. ,,Ah hier bist du", sagt er, als er ins Zimmer kommt. ,,Komm, setz dich mal hin", spricht er sanft und hilft mir zum Sessel. ,,Paul", krächze ich und versuche tiefer einzuatmen. ,,Ich mache ihn fertig, alles gut." Er legt ihn wieder ins Bettchen, aber er fängt wieder an zu weinen. ,,Bleib kurz liegen. Ich bring nur Mama ins Bett", sagt er zu ihm und kommt wieder auf mich zu. Er legt einen Arm um mich und stützt mich somit. ,,Leg dich schonmal hin", flüstert er und legt die Decke über mich. Aber auch als er wieder bei Paul ist, höre ich ihn weinen. Kurz darauf höre ich Wincent die Treppen nach unten gehen. Ich habe mich in der Zwischenzeit mit Hilfe meines Sprays wieder beruhigen können.

,,Elli?", fragt Wincent plötzlich leise. Also öffne ich meine Augen wieder und sehe ihn mit Paul in der Tür stehen. ,,Ich würde mal eine Runde mit ihm spazieren gehen. Er ist total unruhig." ,,Kann ich mitkommen?", frage ich ihn. ,,Denkst du, du packst das?" ,,Es geht ja jetzt wieder. Ich war schon so lange nicht mehr draußen an der frischen Luft", erwidere ich. ,,Dann komm mit, dann gehen wir einfach nur eine kurze Runde." Während Wincent den Kleinen fertig macht, ziehe ich mich um und gehe nochmal ins Badezimmer. ,,Bist du soweit?", lächelt Wincent und legt Paul in den Kinderwagen. ,,Ja", antworte ich und schnappe mir meine Jacke. ,,Willst du ihn schieben ? Dann kannst du die Tasche unten rein legen", schlägt er vor und deutet auf den Kinderwagen. Nickend nehme ich ihm den Wagen ab und Wincent legt mir meine Tasche mit dem Sauerstoffgerät unten in den Korb. ,,Wenn du nicht mehr kannst, sag es bitte. Dann drehen wir wieder um", sagt er als wir loslaufen. ,,Ich mache mal eine kurze Story", spricht er irgendwann und holt sein Handy aus der Hosentasche. Er filmt sich und die Wiese nebenan und wünscht seinen Fans ein schönes Wochenende. Kurz schwärmt er noch von der Landschaft, bevor er sein Handy wieder ausschaltet. Unterwegs kommt uns plötzlich eine junge Familie mit zwei Kindern entgegen. Als sie an uns vorbeilaufen, schaut mich die Frau ein bisschen zu lange, komisch und bemitleidend an. Sofort fühle ich mich wieder unwohl. ,,Ignorier solche Menschen. Die kennen dich doch gar nicht und wissen auch nicht, was bei dir los ist", sagt Wincent leise und legt wieder einen Arm um mich.

,,Ich war so glücklich", flüstere ich leise. ,,Was meinst du jetzt genau?" ,,Als ich schwanger war und wir Paul bekommen haben. Ich dachte mir, jetzt hast du all das geschafft, was du dir je erträumt hast. Und jetzt? Jetzt habe ich Angst zu sterben", schluchze ich wieder los. ,,Hey, hey, komm her", murmelt Wincent und zieht mich wieder an seine Brust. ,,Du wirst das schaffen. Denk bloß nicht daran", flüstert er und an seiner Stimme erkenne ich, dass auch er mit den Tränen kämpft. Als ich mich einigermaßen beruhigt habe, laufen wir zurück nach Hause. ,,Ich würde mich gerne wieder hinlegen", murmle ich und hole Paul aus dem Kinderwagen und hauche ihm einen Kuss auf die Stirn. ,,Dann gib ihn mir und geh hoch", lächelt Wincent und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. Schweren Herzens gebe ich ihm Paul und mache mich auf den Weg nach oben ins Schlafzimmer. Mir fällt es so verdammt schwer mich nicht so wie gewünscht um Paul kümmern zu können.

Wincent

Seufzend blicke ich Elli nach und lege Paul in die Federwiege. Den restlichen Nachmittag habe ich noch einige Telefonate erledigt. Am Abend habe ich mir etwas zu Essen bestellt, aber Elli hat schon geschlafen. Also habe ich alleine gegessen und habe mich später zu ihr ins Bett gekuschelt. Mittlerweile haben wir schon den nächsten Morgen und ich kuschle gerade ein bisschen mit Paul. Eine halbe Stunde später bewegt sich Elli neben mir. ,,Guten Morgen", lächle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Morgen und alles gute zum Geburtstag", strahlt sie mich an und haucht mir einen liebevollen Kuss auf den Mund. ,,Danke", schmunzle ich und küsse sie nochmal. So liegen wir eine kurze Ewigkeit da und knutschten. ,,Ich habe überhaupt kein Geschenk für dich", murmelt sie und schaut mich entschuldigend an. ,,Ach was", winke ich ab. ,,Du hast mir schon das größte Geschenk gemacht und das liegt hier bei uns. Und zweitens, du lebst Elli. Das ist für mich das größte und wichtigste", flüstere ich zum Ende hin und schaue sie mit Tränen in den Augen an. Sie rück näher zu mir und kuschelt sich an meine Seite. ,,Aber ich will dir trotzdem einen schönen Tag bereiten. Also, bleib hier und ich rufe dich gleich", lächelt sie und steht auf. Schmunzelt schaue ich ihr nach und widme mich wieder Paul zu.

Eine knappe halbe Stunde später ruft mich Elli. ,,Dann wollen wir mal schauen was die Mama da vollführt hat", kichere ich und nehme Paul hoch. Als wir nach unten laufen, steht Elli am gedeckten Frühstückstisch und singt leise ,,Happy Birthday." ,,Ich wünsch dir nochmal alles gute zum Geburtstag. Du bist der beste Papa und Ehemann, den wir uns beide vorstellen können. Du hast alles Glück der Welt verdient. Ich liebe dich", spricht sie und legt ihre Arme um meinen Nacken. ,,Danke, ich liebe dich auch, so sehr", flüstere ich gerührt und lege meine Lippen wieder auf ihre. ,,Und jetzt komm frühstücken", lächelt sie und deutet auf den Tisch, der mit allem möglichen bedeckt ist. ,,Warum stehen da so viele Teller?", frage ich verwirrt und im nächsten Moment, klingelt es schon an der Tür. ,,Geh schon", schmunzelt Elli und nimmt mir Paul ab. Als ich die Haustür öffne, stehen Mum, Shay und die Kinder vor der Tür. Hinter ihnen stehen auch meine Großeltern. ,,Happy Birthday", rufen sie gleichzeitig und schon allen mir die Kids um den Hals. ,,Danke, kommt doch rein", lache ich und schmeiße mir Leo über die Schulter. Diese quietscht augenblicklich los. ,,Hast du das geplant?", wende ich mich an meine Frau. ,,Ja, ganz still und heimlich", schmunzelt sie. ,,Danke", sage ich heute schon zum hundertsten Mal und lasse mich von meiner Familie gratulieren.

Meine Familie war den ganzen Vor- und den frühen Nachmittag hier. Wir haben einfach zusammengesessen und geredet. Einfach ganz gemütlich. So wie ich es mir gewünscht habe. Auch von meinen Freunden und den Fans habe ich unzählige Glückwünsche erhalten. Gegen 15:30 Uhr machen sie die anderen fertig um zu gehen. Als Elli mit Pauls Tasche wieder runter kommt und sie Mum gibt, schaue ich sie verwirrt an. ,,Was geht hier vor?" ,,Wir nehmen Paul mit", sagt Mum ohne mit der Wimper zu zucken und schnallt ihn in der Babyschale an. ,,Okay", erwidere ich immer noch verwirrt. Als sie sich verabschiedet haben, drehe ich mich zu Elli um, die mich breit grinsend anschaut. ,,Und du gehst jetzt bitte hoch und machst dich fertig", schmunzelt sie. ,,Für was?", frage ich verdattert. ,,Folge bitte einfach meiner Anweisung", kichert sie. Also gehe ich hoch, gehe duschen und ziehe mir etwas frisches an. Als ich wieder ins Schlafzimmer komme, steht Elli vor ihrer gepackten Reisetasche und meinem Rucksack. ,,Was wird das?", lache ich und lehne mich an den Türrahmen. ,,Das wirst du gleich sehen. Ich muss nur noch schnell meine Medikamente zusammenpacken und dann geht es für uns zwei Hübschen los", grinst sie. Kurz darauf sitzen wir schon im Auto. Diesmal bin ich derjenige der auf dem Beifahrersitz sitzt. ,,Denkst du, du schaffst das ohne Sauerstoff?", frage och vorsichtig. ,,Ja, meine Sättigung ist gut. Das geht bis dorthin", lächelt sie und startet den Motor. ,,Und wohin geht es?", versuche ich es nochmal. ,,Lass dich einfach überraschen", erwidert Elli kichernd und fährt vom Hof. ,,Da bin ich mal gespannt", schmunzle ich und lehne mich zurück.

Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt