WincentAls ich wieder aufwache, muss ich mich erstmal orientieren. ,,Wisst ihr schon was?", murmle ich und setze mich auf. ,,Nein, du hast nur 1 1/2 Stunden geschlafen. Willst du nicht vielleicht nach Hause fahren und dich dort ein bisschen ausruhen?", fragt Mama und streichelt mir durchs Haar. ,,Nein, ich bleibe hier. Ich lasse sie nicht allein", hauche ich und bekomme schon wieder Tränen in die Augen. ,,Ach Schatz", flüstert sie und lehr einen Arm um mich. ,,Ist bei Paul alles in Ordnung?", wende ich mich an Marco. ,,Ja, Nadine ist bei ihm. So viel wie ich weiß, sind sie gerade spazieren." ,,Okay, wenigstens geht es ihm gut", seufze ich und fahre mir durchs Haar. ,,Mach dir um ihn keine Sorgen." ,,Ich versuche es", murmle ich und lehne mich zurück ins Kissen. ,,Ich glaube, ich muss bisschen meine Beine vertreten gehen", murmle ich und stehe auf. ,,Oh ja, frische Luft tut gut. Oder willst du allein sein?", fragt Amelie und auch Marco schaut mich fragend an. ,,Ne, ihr könnt gerne mitkommen", antworte ich und schlüpfe in meine Schuhe. ,,Ich hole mir unten noch einen Kaffee", gähnt Marco und hält mir die Tür auf. ,,Kannst du mir einen mitbringen?" ,,Klar, ihr auch", wendet er sich an Amelie und Mum. Beide stimmen auch zu und so warten wir, bis er uns allen einen Kaffee holt. Während wir durch den kleinen Park laufen, schweigen wir und hängen unseren Gedanken nach. Zu wissen das Ellis Leben gerade am seidenen Faden hängt, macht mich fertig. Gerade als ich mich auf eine Bank niedergelassen habe, sehe ich im Augenwinkel zwei Mädels auf uns zu kommen. Alarmiert schaue ich zu Marco. ,,Marco", wispere ich und kralle mich an meinen Kaffeebecher. ,,Ich klär das. Keine Sorge", lächelt er aufmunternd und legt eine Hand auf meine Schulter. In dem Moment, in dem sie mich ansprechen wollen, geht Marco dazwischen. ,,Sorry Mädels, heute nicht." ,,Wir wollten nur nach einem Foto fragen." ,,Er macht heute keine Fotos", erwidert Marco mit Nachdruck. Seufzend dreht sie sich zu ihrer Freundin und murmelt etwas.
,,Seit er mit Elisa zusammen ist, hat er sich total verändert. Früher hätte er niemanden weggeschickt ohne etwas zu sagen", höre ich ihre Freundin sprechen. Augenblicklich bin ich auf 180. ,,Beruhig dich. Das bringt dich eh nichts", murmelt Marco, als ich aufspringen will. ,,Sie sollen nicht so über Elli reden", sage ich aufgebracht. ,,Wince, bitte", mischt sich nun auch Amelie ein und legt beruhigend eine Hand auf meinen Rücken.
Nun hab ich endgültig keine Lust mehr rumzulaufen. Also gehen wir wieder hoch ins Zimmer und warten dort. ,,Warum hören wir nichts", jammere ich und fahre mir verzweifelt durchs Gesicht. ,,Ich glaube das ist ein gutes Zeichen. Wenn irgendwas wäre oder die Lunge doch nicht passen würde, hätten wir wahrscheinlich schon was gehört", versucht mich Mama aufzubauen. Die Stunden vergehen ohne etwas von Elli zu hören. Zwischendurch habe ich auch schon mit vielen anderen telefoniert. Unteranderem mit Kevin und Mats. Auch mit Shaw habe ich kurz gesprochen und mich zu vergewissern, dass es Paul gut geht. Aber der hat im Hintergrund freudig gequietscht. ,,Ich halte es nicht mehr aus", seufze ich, nachdem ich zum tausendsten Mal an diesem Tag auf die Uhr geschaut habe. Elli ist schon 7 Stunden unten und wir haben immer noch kein Lebenszeichen. Eine weitere Stunde später klopft es an der Tür und eine Krankenschwester kommt rein. ,,Herr Weiß, sie sollen bitte nach unten kommen", lächelt sie. ,,Sind sie fertig?", frage ich hoffnungsvoll und stehe vom Bett auf. ,,Ja, aber alles weitere wird ihnen der Arzt erklären." ,,Kannst du mitkommen?", wende ich mich an Mama. ,,Klar", lächelt sie und legt mir eine Hand auf den Rücken. Wir fahren nach unten in Op-Bereich und werden schon vom Arzt empfanden, den sie auch operiert hat. ,,Hallo Herr Weiß", lächelt er und reicht mir die Hand. ,,Wie geht es meiner Frau?"
,,Ihr geht es gut. Sie hat eine wunderbare Lunge bekommen. Sie schnauft schon damit und wunderbare Sauerstoffwerte", erklärt er und dabei fällt mir ein Felsbrocken vom Herzen. Ich kann nicht anders als vor lauter Erleichterung los zu weinen. ,,Vielen Dank", schluchze ich und lasse mich von Mama in die Arme ziehen. ,,Jetzt müssen wir nur abwarten, ob der Körper die Lunge annimmt. Abe wir sind jetzt mal gute Dinge", lächelt er. ,,Wo ist sie jetzt?" ,,Sie wird gerade fertig gemacht und auf die Intensivstation gebracht." ,,Darf ich zu ihr?", frage ich hoffnungsvoll. ,,Sie braucht jetzt ihre Ruhe. Aber kurz dürfen sie zu ihr. Das beruhigt sie ja auch ein bisschen. Aber nicht erschrecken. Sie wird erstmal noch beatmet und schläft." ,,Ja, Hauptsache ich kann sie kurz sehen und sehe, dass sie lebt", murmle ich. ,,Warten sie kurz hier. Eine Schwester wird sie holen", sagt er noch, bevor er auch wieder geht. Erleichtert lasse ich mich an der Wand heruntersinken. ,,Sie lebt", hauche ich immer wieder und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. ,,Sie ist doch unsere Kämpfermaus. Den Rest meistert sie jetzt auch", spricht Mama auf mich ein. ,,Sie ist doch unsere Elli", flüstere ich und schaue sie mit verweinten Augen an. Paar Minuten später geht die Tür wieder auf und eine Krankenschwester bittet uns rein. Da Ellis Immunsystem nun komplett heruntergefahren ist, bekommen wir eine komplett Schutzausrüstung. Langsam betreten wir den Raum und sofort fange ich wieder an zu zittern. Der Anblick tut einfach weh.
Vorsichtig greife ich nach ihrer Hand. ,,Hey mein Schatz. Ich bin da. Jetzt schläfst du noch ein bisschen und dann geht es bergauf", flüstere ich und streichle über ihren Handrücken. ,,Sie schaut aber richtig friedlich aus", sagt Mama leise und stellt sich auf ihre andere Seite. ,,Das stimmt. Irgendwie ganz anders als die letzten Male, als sie so da lag", murmle ich. Nach ca. 10 Minuten müssen wir uns schweren Herzens von ihr verabschieden. Aber die nächsten 24 Stunden schläft sie eh noch. Wieder oben fallen wir erstmal Marco und Amelie in die Arme und berichten ihnen alles. ,,Ich würde dann auch mal nach Hause fahren. Ich muss jetzt einfach zu Paul." ,,Ja und dann ruhst du dich auch erstmal aus. Morgen kannst du ja wieder herkommen", erwidert Marco. ,,Und ich komme mit zu dir und unterstütze dich die nächste Zeit okay?", wirft Amelie ein. Dankbar schaue ich sie an. ,,Auf uns kannst du auch zählen Wince. Die nächsten Wochen werden noch sehr anstrengend für euch werden", spricht Marco und schaut mich eindringlich an. ,,Gib mir den Schlüssel. Ich fahre", sagt Amelie, als wir an mein Auto kommen. Da ich wirklich erschöpft bin, nicht nur körperlich, gebe ich ihr den Schlüssel und mache es mir auf dem Beifahrersitz bequem. Gedankenverloren schaue ich aus dem Fenster und lasse die letzten Stunden Revue passieren. Elli hat wirklich eine neue Lunge bekommen.
Eine halbe Stunde später kommen wir zu Hause an und werden gleich von Shay und Nadine begrüßt. ,,Es geht ihr gut. Die Lunge war laut Arzt wunderbar und ihre Werte schauen auch gut aus", erkläre ich die Kurzfassung. ,,Konntest du schon mit ihr reden?", fragt Nadine. ,,Nein, sie ist noch mindestens für 24 Stunden in einem Art Tiefschlaf und wird auch noch beatmet." ,,Ich bin einfach so erleichtert", seufzt Shay und schließt mich in ihre Arme. ,,Wo ist Paul?", frage ich, denn ich will ihn einfach nur in meine Arme schließen. ,,Der liegt in der Wiege", antwortet Shay und deutet ins Wohnzimmer. Als ich an die Wiege trete, sehe ich das er wach ist und nach dem Mobile greifen möchte. ,,Hallo mein Schatz", lächle ich und hebe ihn hoch. Sofort lächelt er und legt seine Hand an meine Wange. ,,Die Mama hat es geschafft, hörst du? Die Mama wird wieder ganz gesund", flüstere ich mit Tränen in den Augen und drücke ihn sanft an mich. Am Abend hat Amelie noch für uns gekocht, aber ich habe gar nicht viel geschafft. In Gedanken bin ich die ganze Zeit bei Elli. Später am Abend habe ich mich ein bisschen mit Paul zurückgezogen und habe ein bisschen die Zeit mit ihm allein genossen. Mittlerweile liege ich schon im Bett und versuche einzuschlafen. Bis tief in die Nacht habe ich mich im Bett herumgewälzt und erst sehr spät eingeschlafen.
Mittlerweile haben wir schon den nächsten Tag und ich bin mit Mama schon bei Elli. Sie ist gerade in der Aufwachphase und wird so langsam wach. Als sie die Augen leicht öffnet kämpft sie direkt gegen den Beatmungsschlauch. ,,Shh, ganz ruhig. Ich hole den Arzt", sage ich und gehe nach draußen. Gottseidank ist er gleich da und kommt ins Zimmer. Er redet irgendwas mit ihr und sie muss Zeichen geben. Ein paar Minuten später entfernt er vorsichtig den Schlauch. Und wir stehen ganz angespannt da und halten die Luft an. ,,Sehr gut Frau Weiß. Sie machen das ganz toll", hören wir den Arzt sprechen und nun kann ich auch endlich wieder atmen. Sie machen noch ein paar Sachen bei ihr, bis sie uns wieder alleine lassen. ,,Hey", sage ich leise und greife nach ihrer Hand. Da ihr Immunsystem so schwach ist, müssen wir leider Handschuhe tragen, die mich gerade ein bisschen stören. ,,Wince", haucht sie leise und schließt erschöpft die Augen. ,,Ja, ich bin da", flüstere ich und hauche ihr durch den Mundschutz einen Kuss auf die Stirn. ,,Warum hat sie jetzt eigentlich wieder die Sauerstoffbrille an?", frage ich Mama verwirrt. ,,Das ist noch zur Unterstützung. Es ist klar, dass sie das alleine noch nicht schafft." Stumm rollen Elli ein paar Tränen die Wange runter. ,,Nicht weinen. Es gibt nun keinen Grund mehr zu weinen", lächle ich leicht und wische ihr die Tränen weg. ,,Hast du Schmerzen?", fragt Mama leise und greift nach ihrer anderen Hand. ,,Leicht", murmelt sie und schaut uns wieder an.
,,Durst", haucht sie leise und drückt leicht meine Hand. ,,Warte", sage ich und gehe ums Bett herum. Ich fülle bisschen Wasser in den Schnabelbecher und reiche es ihr. ,,Danke", haucht sie und greift wieder nach meiner Hand. ,,Paul", sagt sie leise und schluckt angestrengt. ,,Dem geht es gut. Shay und Amelie sind bei ihm und bespaßen ihn." ,,Das ist gut", haucht sie und schließt wieder ihre Augen. ,,Schlaf ein bisschen", flüstere ich und setze mich neben sie. ,,Ich habe Angst", flüstert sie und schaut mich mit einem verängstigten Blick an. ,,Wovor hast du Angst?", frage ich sanft und streiche ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Das ich nicht mehr aufwache." ,,Och Süße, natürlich wirst du wieder aufwachen. Schau mal, das schlimmste hast du schon geschafft." ,,Bleibst du noch?", fragt sie leise und schaut mich hoffnungsvoll an. ,,Natürlich bleibe ich noch", lächle ich, obwohl sie es gar nicht sehen kann. Da sie es verdammt schwer hat einzuschlafen, rücke ich näher zu ihr. Sanft streichle ich ihr über den Arm und singe leise für sie. Oft wach war sie an diesem Tag nicht mehr, aber das ist auch gut so. Ihr Körper braucht jetzt sehr viel Schlaf und Energie. Mama und ich sind noch die ganze Zeit bei ihr geblieben, bis wir kurz vor 20:00 Uhr nach Hause gefahren sind.
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Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommen
FanfictionElli und Wincent haben viele Hürden überwunden, doch endlich scheinen sie auf dem richtigen Weg zu sein. Ihre Liebe hat sie durch stürmische Zeiten getragen, und nun sind sie bereit, den nächsten Schritt zu gehen: Das Paar erwartet voller Vorfreude...