Kapitel 315

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Wincent

,,Weiß", melde ich mich und greife vor lauter Anspannung nach Ellis Hand. ,,Hallo, sie sind der Ehemann von Elisa Weiß", höre ich jemanden am anderen der Leitung sprechen. ,,Ja der bin ich", antworte ich direkt. ,,Dann kommen sie mit ihrer Frau bitte so schnell wie möglich in die Klinik. Wir haben womöglich eine Lunge für sie." Augenblicklich geht beim Blick zu Elli. Nickend drücke ich ihre Hand und sofort schießen ihr die Tränen in die Augen. ,,Okay, wir machen uns so schnell es geht auf den Weg." Als ich auflege, liegen wir uns erstmal weinend in den Armen. ,,Und was ist, wenn das Organ nicht passt?", schluchzt sie. ,,Dann kämpfen wir weiter. Du siehst ja, es kann funktionieren." Ich schäle mich aus dem Bett und hole ihr etwas zum Anziehen raus. ,,Mach dich so gut es geht fertig. Ich rufe Mama an", sage ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. Unten wähle ich Mamas Nummer und als sie abnimmt, fange ich einfach an zu weinen. ,,Schatz, was ist los?", fragt sie besorgt. ,,Das Krankenhaus hat eben angerufen. Wir sollen kommen, es wäre eine Lunge unterwegs." ,,Oh mein Gott", haucht sie und schon höre ich ihre Bettdecke rascheln. ,,Wince, macht euch fertig. Ich sag Shayenne bescheid und dann kommen wir." ,,Beeilt euch", sage ich noch und lege auf. Gleich mache ich mich wieder auf den Weg nach oben. Elli sitzt ganz verweint auf dem Bett und kämpft mit ihrem Pullover. ,,Warte, ich helfe dir", sage ich leise und befreie sie. ,,Ich mach mich schnell fertig okay? Mum und Shay machen sich auf den Weg." Ich schnappe mir ein paar bequeme Klamotten und gehe schnell ins Badezimmer. Als ich nach draußen komme, steht Elli an Pauls Bett und weint wieder. ,,Hey, es wird alles gut", flüstere ich, stelle mich hinter sie und streichle ihr über die Schultern. ,,Was ist, wenn ich ihn zum letzten Mal sehe?", schluchzt sie. ,,Rede doch sowas nicht", versuche ich sie zu beruhigen und ganz tief in mir habe ich genau dieselbe Angst. Das Klingeln der Haustür lässt uns zusammenzucken.

,,Kommst du gleich mit runter?" Nickend haucht sie Paul noch einen Kuss auf die Stirn. ,,Mama liebt dich über alles." Sofort muss ich auch meine Tränen unterdrücken, aber gerade muss ich stark sein. Langsam gehen wir die Treppen nach unten und während ich zur Haustür gehe, setzt sich Elli an den Esstisch. ,,Hey", lächle ich und halte die Tür auf. ,,Wie gehts euch?", fragt Mama, während Shay sich aus ihrer Jacke schält. ,,Aufgewühlt und aufgeregt beschreibt es am besten", murmle ich und schon zieht sie Elli in ihre Arme. ,,Wince, was hältst du davon wenn ich euch begleite? Shay würde hier bei Paul bleiben." ,,Das wäre schön", lächelt Elli und zieht mit Shays Hilfe ihre Jacke an. ,,Dann ist es ja geklärt", sage ich und packe unsere letzten Sachen in den Rucksack. ,,Darf Ben später vorbeikommen und mir bisschen helfen?", wirft Shay an. ,,Klar", sage ich und schlüpfe in meine Schuhe. Meine Schwester ist immer noch glücklich vergeben und gegen meine Erwartungen ist er wirklich ein lieber Kerl. ,,Paul ist oben im Schlafzimmer und schläft. Ich denke, er wird in 2/3 Stunden wach und möchte eine Flasche." ,,Ich bekomme es schon hin. Meldet euch bitte und haltet mich auf dem Laufenden", sagt Shay und begleitet uns noch zur Tür. Ich helfe Elli ins Auto und schmeiße unser Gepäck in den Kofferraum. Als ich mich hinter das Steuer setze, merke ich wie Elli zittert und nervös ihr Taschentuch in den Händen zerknüllt. ,,Auch wenn es schwer ist, versuch dich ein bisschen zu entspannen", sage ich leise und greife nach ihrer Hand. ,,Soll ich nicht lieber fahren?", fragt Mama. ,,Nein, schon gut", winke ich ab und starte den Motor. ,,Ich hab so Angst", flüstert Elli und ihre zerbrechliche Stimme, lässt mein Herz in tausend Stücke zerreißen.

Nach einer halben Stunde kommen wir in Lübeck an. Während ich Elli helfe, schnappt sich Mama unsere Sachen. ,,Wie kann ich ihnen helfen?", fragt die Empfangsdame freundlich. ,,Wir wurden angerufen. Für meine Frau wäre eine Lunge unterwegs." ,,Ja, kommen sie doch mit", lächelt sie und führt uns in die Notaufnahme. Dort müssen wir kurz warten, bis wir von einer Krankenschwester abgeholt werden. Wir werden auf die Station gebracht, auf der Elli behandelt wird. ,,Ist alles gut Frau Weiß?", fragt Schwester Tanja behutsam, als sie wieder anfängt zu weinen. Leicht schüttelt sie ihren Kopf. ,,Sie hat eine unheimliche Angst", antworte ich und streichle ihr beruhigend über die Schulter. Doch auch als sie das EKG anschließt, beruhigt sich Elli nicht. ,,Sollen wir ihr vielleicht etwas geben?", wendet sich die Schwester an mich. ,,Ich glaube das wäre besser", antworte ich besorgt und streichle Elli über den Handrücken. Nach Absprache mit dem Arzt bekommt sie etwas zur Beruhigung gespritzt und Gottseidank hilft das auch. Nachdem ihr auch Blut abgenommen wurde, kommt endlich der Arzt und klärt uns auf. Ein Team ist gerade unterwegs um das Organ abzuholen und dann wird geschaut, ob es auch transplantiert werden kann. Und nun beginnt das Warten. Mittlerweile habe ich auch unsere engsten Freunde informiert, was gerade los ist. Gerade als Mama bei ihr sitzt und etwas erzählt, klopft es an der Tür. Keine Sekunde später steht Marco im Raum. ,,Was machst du denn hier?", frage ich überrascht. ,,Ich dachte ihr könnt bisschen Ablenkung gebrauchen", lächelt er und umarmt Elli zur Begrüßung. ,,Danke", flüstere ich und bin wirklich dankbar das er hier ist.

Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt