Kapitel 262

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Wincent

Heute Morgen sind wir recht früh nach Frankfurt aufgebrochen. Und Frankfurt bedeutet: Tourabschluss. Gestern haben wir das Geschlecht von unserem kleinen Wunder erfahren und ich kann es immer noch nicht realisieren. Wir bekommen einfach einen kleinen Jungen. Wie unglaublich ist das bitte? Am Wochenende veranstalten wir eine kleine Gartenparty mit unseren engsten Familienmitgliedern und Freunden. Dort werden wir ihnen auch endlich erzählen, dass wir einen Jungen bekommen. Elli hat schon länger geplant wie sie das mitteilen möchte, aber ich habe noch gar keine Ahnung. ,,Kommst du zum letzten Soundcheck der Tour?", schmunzelt Amelie, die in der Tür zu meiner Garderobe steht. ,,Ja, ich komme", sage ich und schnappe mir meine Sachen. Als ich vor zur Bühne komme, sehe ich Elli bei den Jungs stehen und quatschen. Da sie heute wieder große Schmerzen hat, benutzt sie heute wieder ihren Rollstuhl. ,,Na?", schmunzle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe. Während dem Siundcheck schaut Elli ein bisschen zu und unterhält sich nebenbei mit Amelie. Nach dem Soundchek ziehen wir uns noch ein bisschen in meine Garderobe zurück. ,,Kannst du das glauben, dass unsere Hochzeit morgen schon ein Jahr her ist", sagt Elli als sie sich an mich kuschelt. ,,Ne, glauben kann ich das nicht. Ich habe immer das Gefühl, als sei es gestern gewesen. Vor einem Jahr waren wir schon von einander getrennt und durften keinen Kontakt haben", lache ich und ziehe sie auf meinen Schoß. ,,Und jetzt sitzen wir einfach hier und ich hab 'ne dicke Kugel", lächelt sie und streichelt sich über den Bauch. ,,Dick kann man das ja noch nicht nennen", schmunzle ich und lege meine Hand ebenfalls auf den Bauch. ,,Er ist aber schon ein Stückchen gewachsen", erwidert sie direkt. ,,Und er wird noch viel dicker", grinse ich. ,,Och ne, hör mir auf", stöhnt sie und lehnt sich an meine Brust.

Als ich am Abend auf der Bühne stehe, habe ich das Gefühl als sei die Show nochmal besser. Auch heute bekomme ich viele Zurufe wegen dem Baby, aber groß darauf eingehen tu ich nicht. Auch wenn wir es jetzt öffentlich gemacht haben, möchten wir die Schwangerschaft und das Kind so privat wie möglich halten. Meine oberste Priorität ist, das kleine Menschlein zu schützen. Der Abschied von der Bühne fällt mir heute besonders schwer. Auch wenn noch ein paar Konzerte im Rahmen meiner Sommertour stattfinden werden, ist nun die ,,vielleicht irgendwann Tour" vorbei. Die Tour, auf die wir alle so sehnlichst gewartet haben. ,,Du warst einfach toll", flüstert Elli, als ich sie wie jeden Abend in meine Arme ziehe. ,,Danke", murmle ich in ihr Haar und möchte sie am liebsten gar nicht mehr loslassen. Sie ist einfach zu meinem Anker geworden und ich brauche sie einfach. Wenn ich sie dabei habe und überall mit hinnehme, habe ich alles was ich brauche. Sie und der Kleine sind meine persönliche Wunder. Alles was ich je erträumt habe. Warum werde ich gerade eigentlich so emotional? Manchmal habe ich das Gefühl als sei ich ebenfalls schwanger. Heute Mittag habe ich schon geheult weil mir Mum ein Foto geschickt hat. Leo hat uns alle als Familie gemalt. Irgendwie hat mich das so getroffen, das ich ein paar Tranchen verdrücken musste. Elli fand es jedenfalls süß.

,,Ist alles okay?", reißt mich plötzlich Ellis Stimme aus meinen Gedanken. ,,Ja", sage ich schnell und schüttle leicht den Kopf. ,,War da jemand in Gedanken?", schmunzelt sie und packt ihren Rucksack zusammen. ,,Ja", antworte ich und kratze mich am Hinterkopf. ,,Die anderen warten auf uns", lächelt sie und hängt ihren Rucksack an den Rollstuhl. ,,Dann mal auf", seufze ich und schnappe mir ebenfalls meinen Rucksack. Wir feiern mit dem Team noch ein bisschen den Tourabschluss, bevor wir uns relativ früh ins Hotel verabschieden. Aber Gottseidank hat dafür jeder Verständnis und es kommen keine blöden Sprüche. Am nächsten Morgen bin ich vor Elli wach. Das hat aber auch einen guten Grund. Ich habe mir extra den Wecker gestellt. Ich ziehe mich schnell an, hauche Elli einen Kuss auf die Stirn und verlasse leise das Hotelzimmer. Ich mache mich auf den Weg in die Stadt und besorge einen schönen Blumenstrauß. Mein Geschenk habe ich im Rucksack. Auch wenn wir gesagt haben wir schenken uns nichts, kann ich das nicht sein lassen. Zurück im Hotel bestelle ich uns gleich Frühstück aufs Zimmer. Draußen an der Festhalle sehe ich wie die letzten LKWs vom Gelände fahren. Das war endgültig. Ein Teil von unserem Team sehe ich im Speisesaal sitzen und frühstücken. Nachdem das Frühstück bestellt ist, gehe ich wieder hoch und finde meine wunderschöne Frau immer noch schlafend im Bett vor. Ich bin nicht lange oben, da klopft es schon an der Tür. Dankend nehme ich den Servierwagen entgegen und platziere ihn im Zimmer.

Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt