Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommen

Kapitel 314

Wincent

Nun sind schon ein paar Woche vergangen und Paul ist mittlerweile schon 5 Monate alt und macht wunderbare Fortschritte. Wir haben Ende März und die ersten Sonnenstrahlen haben sich schon blicken lassen. Bei unserem neuen Haus geht es auch ganz schön voran. Der Architekt ist sich sicher, das wir im Sommer einziehen können. Und nun komme ich zu Elli. Elli geht es gefühlt von Tag zu Tag schlechter. In den letzten Wochen hat sich ihr Zustand rapide verschlechtert. Ich mache mir wirklich Sorgen, dass die neue Lunge nicht rechtzeitig ankommt. Sie ist so schwach, das sie fast den ganzen Tag im Bett legt. Leo, Mila und Tommy sind auch zu 90% bei Mum und Shayenne, was uns wahnsinnig traurig stimmt. Gerade sitze ich unten am Esstisch und schreibe mit Mats hin und her. Wir wollen demnächst die Bilder für das Weihnachtsalbum besprechen. Als ich ein lautes Quietschen von der Krabbeldecke wahrnehme, schaue ich grinsend hin. Paul liegt unter dem Spielbogen und greift immer wieder nach den Tieren. Seit letzter Woche bekommt er auch schon Brei und den liebt er abgöttisch. Ach man, er wird einfach zu schnell groß. Für Elli ist es wahninnig traurig, dass sie nicht so für ihn da sein kann, wie man sich all das wünscht. Seufzend fahre ich mir durchs Haar und stehe auf. Da es schon wieder Zeit fürs Essen ist, gehe ich in die Küche und mache für Paul einen Brei fertig. ,,Dann wollen wir mal mmh?", schmunzle ich und hebe ihn hoch. Ich lege ihn in den Hochstuhl und ziehe ihm sein Lätzchen an. ,,Der Paul der hat Hunger", singe ich, während ich den Brei durchrühre und puste. ,,Und da kommt der Flieger", schmunzle ich und halte ihm den Löffel hin. Er schafft fast die ganze Portion. ,,Super mein Schatz", lächle ich und gebe ich ihm einen Schluck Wasser mit seiner Flasche. Ich mache ihn sauber und lege ihn nochmal auf seine Spieldecke. Anschließend räume ich ein bisschen die Küche auf. Doch irgendwann fängt Paul an zu quengeln. ,,Ist dir langweilig?", schmunzle ich und nehme ihn hoch. ,,Wollen wir mal zu Mama gehen?", flüstere ich und hauche ihm einen Kuss auf die Wange.

,,Bekomme ich Besuch?", lächelt Elli schwach und macht den Fernseher leiser. Ich lege Paul neben sie und hole ein bisschen von seinem Spielzeug.  ,,Schau mal", strahlt Elli und deutet auf den Kleinen. Paul hat es geschafft sich ein bisschen auf die Seite zu drehen. ,,Super", grinse ich und helfe ihn sich auf den Bauch zu drehen. Während er sich mit seiner Rassel beschäftigt, schaue ich Elli besorgt an. Heute gefällt sie mir gar nicht. Sie ist total blass und ihre Atmung ist sehr langsam. ,,Ist alles gut?", frage ich leise und streichle ihr durchs Haar. ,,Ich kann einfach nicht mehr", haucht sie und schließt erschöpft ihre Augen. ,,Mama kommt gleich vorbei. Willst du irgendwann bestimmtes machen?" ,,Können wir vielleicht bisschen spazieren gehen?" ,,Das können wir gerne machen. Wenigsten ein bisschen die Straße vor", lächle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe. ,,Gott wie süße", flüstert sie plötzlich. Paul ist einfach eingeschlafen. ,,Mit vollem Magen schläft es sich besser", schmunzle ich und lege ihn neben mich ins Beistellbett. Das mussten wir vor einiger Zeit auch auf meine Bettseite stellen. ,,Ich könnte mal wieder eine Fragerunde machen", überlege ich und öffne Instagram. ,,Gute Idee. Das hast du schon lange nicht mehr gemacht", haucht Elli neben mir und kuschelt sich mehr ins Kissen. Zwar habe ich mich ein bisschen zurückgezogen, aber auf Social Media melde ich mich immer mal wieder. Kurz nehme ich eine Story auf und verlinke den Fragesticker. Schon wenige Minuten später trudeln die ersten Fragen ein.

Als ich die erste Story aufnehme, hustet Elli neben mir. ,,Soll ich es löschen?" ,,Ne, kannst du ruhig drinnen lassen", lächelt sie schwach. In den letzten Wochen gab es von ihr fast kein Lebenszeichen. Aber natürlich bekomme ich täglich Nachrichten bezüglich ihr. Wie geht es dir? ,,Das ist eine gute Frage. So geht es mir eigentlich gut. Genieße die Zeit mit meiner Familie und arbeite nebenbei bisschen an neuen Projekten." Gehst du dieses Jahr wirklich nicht auf Tour? ,,Nein, wie ihr wisst, wartet Elli momentan auf ein Spenderorgan und daher möchte ich in ihrer Nähe bleiben. Wie ihr euch denken könnt, geht es ihr momentan auch nicht immer besonders gut. Und ich bitte euch, das zu respektieren." Hast du dir das Papa-Sein so vorgestellt? ,,Es ist noch schöner als ich es mir je erträumt habe. Die Liebe zu deinem Kind ist so etwas besonderes und kostbares. Es ist jedenfalls das schönste was man sich vorstellen kann." Gibt es etwa bald neue Musik? ,,Eventuell am Ende des Jahres", zwinkere ich und augenblicklich muss Elli neben mir kichern. Ich beantworte noch ein paar weitere Fragen, bis ich irgendwann mein Handy wieder zur Seite lege. Ich möchte mich gerade ein bisschen an meine Frau kuscheln, schon klingelt es unten an der Tür. ,,Das ist bestimmt Mama", flüstere ich und stehe auf. ,,Hey mein Großer", lächelt sie und umarmt mich. ,,Hey Mum. Komm rein", sage und halte ihr die Tür auf. ,,Ich war eben noch einkaufen. Habt ihr heute Abend Lust auf Eintopf?", fragt sie und stellt den Einkaufskorb in der Küche ab. ,,Du bist die Beste", lächle ich und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.