Aus vielleicht irgendwann, wird irgendwo ankommen

Kapitel 312

Elli

Nach einer etwas längeren Autofahrt kommen wir in Thierbach an. ,,So verschneit sieht es noch verträumter aus", schwärme ich und steige aus. ,,Sollen wir ihn rausholen oder den Maxi Cosi mit reinnehmen?", fragt Wincent und schnallt Paul ab. ,,Wir nehmen ihn so mit rein", sage ich und hole meine Tasche aus dem Auto. Kurz reden wir mit dem Pfarrer und schon gehts los. Johannes erweist uns die Ehre und untermalt den Gottesdienst musikalisch. Unter den Klängen von ,,Für immer ab jetzt", laufen Wincent, Marco, Amelie und ich in die Kirche. Ich habe den Kleinen auf dem Arm und er beobachtet alles mit großen Augen. In der ersten Reihe setzen wir uns hin und schon fängt der Pfarrer an zu sprechen. Schon bei den ersten Worten, habe ich Tränen in den Augen. Als Marco und Amelie aufstehen um die Fürbitten vorzulesen, ist es bei mir endgültig vorbei. ,,Och Süße", lächelt Wincent und haucht mir einen Kuss auf die Schläfe. Nachdem die beiden fertig sind, beginnt Johannes ,,Dir gehört mein Herz" zu spielen. Paul ist die ganze Zeremonie über wach und beobachtet alles ganz brav. ,,Wollt ihr ihn halten?", fragt Wincent die Taufpaten, als wir nach vorne ans Taufbecken gehen. ,,Nimm du ihn. Ich halte die Taufkerze", antwortet Amelie und schaut Marco an. Dieser nimmt mir Paul ab und zusammen stellen wir uns um das Taufbecken. Tommy, Leo und Mila bekommen die Aufhabe, das Weihwasser zum Taufbecken zu bringen. Anschließend stellen sie sich zu uns und beobachten alles ganz genau. Als Paul das Wasser über den Kopf bekommt, fängt er kurz an zu weinen, beruhigt sich aber schnell wieder, als Wincent ihm den Schnuller gibt. Er nimmt Marco den Kleinen ab und so laufen wir wieder zurück in die Bank. Der Pfarrer hält noch eine kurze Ansprache und schon ist der Gottesdienst zu Ende. ,,Wollen wir hier noch ein paar Fotos machen?", fragt Mats, der während dem Gottesdienst schon Fotos gemacht hat. ,,Gute Idee", strahle ich und rufe alle zusammen. Erst machen die Paten Einzel-und Paarfotos und dann machen wir ein paar Fotos mit der Familie und zum Schluss machen Wincent und ich noch mit dem Kleinen Fotos.

,,Schatz, kannst du ihn bitte nehmen?", frage ich meinen Mann, als wir nach draußen laufen. ,,Na klar", lächelt er und nimmt den Kleinen auf den Arm. ,,Nun fahren wir zurück zum Hotel und dort wird gefeiert", spricht Wincent draußen, sodass es jeder mitbekommt. Kurz unterhalten wir uns noch mit Benni und seiner Frau, bevor wir auch losfahren. ,,Der Gottesdienst war richtig schön", schwärmt Amelie auf dem Weg zurück. ,,Das stimmt. Der Pfarrer hat das richtig schön gemacht", stimmt Wincent ihr zu. Nickend lehne ich mich auf dem Sitz zurück. Ich glaube, ich brauch gleich meinen Sauerstoff. ,,Gehts?", fragt Wincent leise und legt eine Hand auf mein Bein. ,,Ja, bis ins Hotel schaffe ich es", lächle ich und greife nach seiner Hand. Immer wieder schaut Wincent besorgt zu mir rüber. Als wir endlich am Hotel ankommen, setze ich mir gleich die Sauerstoffbrille auf. ,,Wenn es gar nicht mehr geht, kannst du dich ruhig für eine Stunde ausruhen gehen. Das ist doch wirklich nicht schlimm", spricht Angela auf mich ein und streichelt mir über den Rücken. Nickend lächle ich sie an und nehme meine Tasche. Zusammen laufen wir alle in den kleinen Saal, indem wir die Taufe feiern. Das Hotel hat den Saal richtig schön und passend dekoriert. ,,Soll ich den Kinderwagen oben holen? Dann können wir ihn bisschen ablegen", schlägt Wincent vor. ,,Das ist eine gute Idee", erwidere ich und setze mich hin. ,,Dann gib mir mal den Kleinen", grinst Amelie und nimmt ihm schon Paul ab. Lächelnd beobachte ich die zwei. Für Paul könnte ich mir keine besseren Taufpaten vorstellen. ,,Bin gleich wieder da", flüstert Wincent und haucht mir einen Kuss auf die Schläfe und geht nach oben. ,,Hier trinkt mal was", spricht Angela und stellt mir ein Glas Saft hin. ,,Danke", seufze ich und trinke gleich mal einen Schluck. ,,Elli, gehst du mit uns nach draußen spielen", rufen Leo und Mila. Gerade als ich was erwidern möchte, muss ich anfangen zu husten. ,,Lasst Elli sich mal bisschen ausruhen", antwortetet Angela für mich. Traurig blicken mich die beiden an und dies zerbricht wieder mein Herz. ,,Soll ich mitkommen?", schlägt Shay vor und das lässt die Mädels wieder strahlen.

Kurz darauf kommt auch Wincen zurück und stellt den Kinderwagen hinter uns an die Wand. ,,Wo ist eigentlich unser Sohn?", lacht er und setzt sich neben mich. ,,Er war doch bei Amelie." ,,Ne, die ist eben an mir vorbeigelaufen", erwidert er und bestellt sich ein Bier. ,,Ich hab ihn eben bei Mats und seiner Freundin gesehen", wirft Kevin ein, der mit seiner Familie bei uns am Tich sitzt. ,,Ach, er ist schon unter", lache ich und lehne mich an Wincent. Die Stimmung ist von Anfang an sehr schön. Zu erst gibt es Kaffee und Kuchen. Dazu gibt es eine wunderschöne Tauftorte, die viel zu schade ist, um sie anzuschneiden. Aber schmecken tut sie himmlisch. Den ganzen Nachmittag über haben wir Paul fast nicht zu Gesicht bekommen. ,,Ich glaube Mats ist ganz schön vernarrt in den Kleinen", lachte ich und deute auf ihn und Emmie. ,,Sollen wir die beiden mal fragen, ob sie bisschen mit ihm spazieren gehen wollen? Denn ich denke, er würde auch mal bisschen schlafen", schlägt Wincent vor. ,,Gute Idee. Dann ist er später auch nicht so unruhig." Gesagt getan gehen wir zu den beiden und fragen sie. Natürlich sind sie gleich Feuer und Flamme. ,,Willst du mitkommen ihn fertig machen?", wende ich mich an Mats Freundin. ,,Klar gerne", strahlt sie sofort. ,,Gut, dann nimm ihn am besten"m sage ich und schnappe mir seine Wickeltasche. Zusammen gehen wir hoch in unser Zimmer. ,,Willst du ihn mal wickeln?" Überrascht schaut sie mich an. ,,Wenn ich darf?" ,,Natürlich. Falsch machen kannst du nicht viel", schmunzle ich und helfe ihr ein bisschen. Währenddessen unterhalten wir uns ein bisschen und ich stelle fest, wir verstehen uns echt gut.

Zusammen gehen wir wieder nach unten und dort wartet schon Mats mit dem Kinderwagen auf uns. ,,Wenn er ein bisschen unruhig wird, macht ihr einfach die Spieluhr an oder gibt ihm wieder den Schnuller, wenn er ihn verliert", sage ich und decke ihn zu. ,,Falls er anfängt zu weinen und sich nicht mehr beruhigen lässt, kommt ihr einfach zurück. Aber eigentlich macht er das nicht. Sobald er im Kinderwagen liegt, ist er total ruhig." ,,Okay, wir haben ja auch eure Nummer", wirft Mats ein. ,,Ja, habt viel Spaß", schmunzle ich und schaue den Beiden noch kurz nach. ,,Ich glaube, wir haben einen neuen Babysitter", lache ich und setze mich wieder neben Wincent. ,,Und ich brauche einen neuen Fotografen", schmunzelt dieser und nippt an seinem Bier. ,,Vielleicht haben wir ja bald einen neuen Papa in der Crew", lacht Benni. ,,Das glaube ich nicht. Die zwei sind ja noch jung", wirft Wincent ein und greift nach meiner Hand. Während Paul unterwegs ist, unterhalten wir uns bisschen mit unseren Gästen und genießen einfach den Tag. Rund eine Stunde später kommen Mats und Emmie zurück. ,,Stellt ihn einfach dahin. Dann kann er noch ein bisschen schlafen", ruft Wincent und deutet hinter uns. Gegen 18:00 Uhr wird das Buffet aufgebaut und so langsam bekomme ich echt Hunger. Doch wir haben die Rechnung ohne Paul gemacht. Als ich aufstehen will, fängt er an zu weinen. ,,Das ist doch wieder typisch", schmunzle ich und hole ihn. ,,Hat da jemand gehört, dass die Mama Hunger hat?" ,,Er hat bestimmt auch Hunger", erwidert Wincent und holt schonmal die Flasche und das Milchpulver raus.

,,Soll ich dir was mitbringen?", fragt Wincent, als ich dem Kleinen die Flasche gebe. ,,Das wäre lieb." ,,Irgendwelche Wünsche oder Egal?" ,,Ich hätte super gerne Knödel, wenn noch welche da sind", strahle ich. ,,Bestimmt, komme gleich wieder." Als er wieder zurückkommt, stellt er mir einen Teller mit Fleisch, Knödel und Gemüse hin. ,,Danke", lächle ich und küsse ihn kurz. Während Paul sein Bäuerchen macht, beginne ich endlich zu essen. ,,Soll ich ihn dir bisschen abnehmen?", fragt Angela irgendwann. ,,Bist du fertig?" ,,Ja, dann kannst du mal in Ruhe essen", schmunzelt sie und nimmt mir Paul ab. ,,Ist das lecker", seufze ich und stehe auf um mir nochmal Nachschlag zu holen. Doch nach dem zweiten Gang kann ich nicht mehr. ,,Satt?", schmunzelt Wincent neben mir. ,,Mehr als satt", stöhne ich und trinke einen Schluck. ,,Bitte lächeln", grinst Plötzlich Mats und hält seine Kamera hoch. Lächelnd rücke ich näher zu meinem Mann. Später am Abend hat sich die Sitzordnung ein bisschen aufgelöst. Jeder sitzt bei jedem und unterhält sich über alles mögliche. Gerade habe ich ein bisschen bei Marc und Jackie gesessen. Ihre Kleine ist seit einer Stunde total vernarrt in Paul und steht die ganze Zeit bei ihm am Kinderwagen. ,,Haben wir da schon einen Freund für unsere Tochter?", lacht Marc und prostet Wincent zu. ,,Will ich für meinen Sohn wirklich so einen Schwiegervater?", lacht Wincent und trinkt von seinem Bier. Lachend kuschle ich mich an seinen Rücken. ,,Alles gut?", fragt er leise und legt einen Arm um mich. ,,Ja", lächle ich. ,,Gerade schaut ihr richtig glücklich aus", lächelt Jackie. ,,Gerade bin ich es auch", erwidert Wincent leise und haucht mir einen Kuss auf die Schläfe.

Gegen 21:30 Uhr merke ich aber, dass ich nicht mehr kann. ,,Schatz, ich würde mich gerne hinlegen gehen. Ich schaff es nicht mehr länger", wende ich mich an Wincent. ,,Geh ruhig. Du hast es ja länger geschafft, als gedacht. Paul können wir ja noch ein bisschen hier unten bei uns lassen. Er ist ja noch topfit", lacht er und deutet auf ihn, der gerade bei Marco ist, der mit ihm Faxen macht. ,,Ja, das sind die Konsequenz für so viel Schlaf am Tag", schmunzle ich und kuschle mich kurz an seine Brust. ,,Ich liebe dich", flüstere ich und küsse ihn sanft. ,,Ich liebe dich auch. Schlaf gut", lächelt er und streichelt mir über die Wange. Ich verabschiede mich noch von unseren Gästen und gehe ich. Oben mache ich mich gleich bettfertig und kuschle mich ins Bett. Unten fängt die Feier gerade erst so richtig an und mir wird ganz schwer ums Herz, dass ich nicht dabei sein kann. Aber ich merke, dass ich an meine Grenzen gekommen bin. Und das ist das schwerste, was man lernen muss. Zu akzeptieren, dass man nicht mehr so kann wie früher ist verdammt schwer. Ich muss relativ schnell eingeschlafen sein, denn irgendwann höre ich Wincent mit Paul ins Zimmer kommen. ,,Seid ihr da?", frage ich verschlafen und setze mich auf. ,,Schlaf ruhig weiter. Wir machen uns schnell fertig und kommen dann auch", flüstert Wincent. Er zieht dem Kleinen seinen Schlafanzug und Schlafsack an und legt ihn ins Reisebett. Anschließend geht er selbst ins Badezimmer und macht sich bettfertig. ,,So, bin da", sagt er leise und kuschelt sich zu mir unter die Decke. ,,Es war so ein schöner Tag", nuschle ich und kuschle mich an seine Brust. ,,Da hast du recht", flüstert er, auch mir einen Kuss aufs Haar und schon bin ich wieder im Land der Träume.