Ohne zu zögern erwiderte ich den Kuss und meine Augen schloss ich automatisch. Er blieb sanft und vorsichtig, so als könnte ich ihm wie ein verschrecktes Reh davon laufen. Dabei waren seine Lippen perfekt auf meinen und dem Gefühl gab ich mich ganz hin.
Es fühlte sich sogar besser an als erträumt. Da war es kaum zu fassen, dass das gerade passierte. Die Schmetterlinge flatterten ganz wild in meinem Magen umher.
Den Kuss lösten wir wieder und ein Grinsen, welches weh tat, war kein bisschen zu halten. Meine Augen öffnete ich und Adam hatte dasselbe Grinsen im Gesicht. Beide waren wir in einem kleinen Glücksrausch gefangen.
Mit einem Daumen streichelte er über meine Wange und flüsterte: "Ich war mir nicht sicher, ob du den Kuss erwidern würdest." Mein Hirn war wie leer gefegt, da konnte ich keine passenden Worte finden. Dafür war das viel zu spontan gewesen.
Aber eine Antwort wurde sowieso unnötig, denn er beugte sich zu mir. Diesmal kam ich ihm entgegen, in dem ich mich auf die Zehenspitzen stellte. Meine Geldtasche ließ ich zu Boden fallen und legte ihm meine Arme um den Hals. Zeitgleich hatte Adam mich an meiner Hüfte näher an sich gezogen.
Dieser Kuss war weniger sanft und etwas stürmischer. Da rückte die Welt um uns herum in Vergessenheit. Es war nichts anderes mehr wichtig.
Einfach nur dieses Gefühl, welches er in mir auslöste.
Seine Lippen bewegten sich zu perfekt gegen meine. Am besten endete es nie.
Leider hatte man Luft nötig, was den Kuss gezwungenermaßen beendete. Adam lehnte seine Stirn gegen meine und beide mussten wir erst wieder zu Atem kommen. Vermutlich war genau das gemeint, wenn die Leute behaupteten, dass ihnen jemand den Atem raubt.
In seiner Tonlage war etwas Undefinierbares, als er leise fragte: "Selena?" Sofort öffnete ich meine Augen, denn mir wurde mulmig zumute. Auch sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, weshalb ich meine Stirn von seiner löste. Genauso leise und verwirrt fragte ich: "Ja?"
Nun wirkte er erleichtert, als er antwortete: "Ok."
Heute schien er mich gerne zu verwirren. Seine Reaktion machte keinen Sinn.
Meine Wölfin war selbstverständlich im Hintergrund anwesend und erklärte: "Dümmerchen, er dachte, dass ich am Steuer wäre. Adam trug die Sorge in sich, dass du den Kuss nicht erwidert hättest." Damit hatte sie mich mit sofortiger Wirkung in die Realität geholt. Es fühlte sich an als hätte sie mir eiskalt mitten ins Gesicht geschlagen.
Der Typ vor mir hatte mich geküsst. Er war der zukünftige Alpha. Ich konnte so ziemlich jeden küssen, nur nicht ausgerechnet ihn. Egal wie, das konnte niemals gut enden. Jegliches Szenario war zum Scheitern verurteilt.
Ich löste meine Arme um seinen Hals, wich einen Schritt zurück und stellte mich normal hin. Es war dringend nötig Abstand zu halten. Ich musste mich räuspern bevor ich fähig war zu sagen: "Ich geh dann besser ins Haus." Der Boden hatte es mir angetan, weshalb ich dorthin starrte.
Sisi rief: "Nein! Sei kein Angsthase! Bleib bei ihm!"
Meine Wölfin ignorierte ich und wandte mich ab. Es war höchste Zeit abzuhauen. Ich hätte doch die erste Gelegenheit ergreifen sollen.
"Selena, warte kurz." Er hatte gerade mal meinen Namen ausgesprochen, schon hatte ich auf die Klingel gedrückt. Ich verfluchte es, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte. Wer weiß wie lange Zane brauchte, bis er sich zur Tür bewegt hatte. Wenn er genervt war oder niemanden erwartete, ließ er sich meist Zeit.
Ich riss mich zusammen und war höflich genug mich ihm zu zudrehen. "Adam?"
"Ich hab mich kurz gefragt, ob es schon du bist, deshalb habe ich so reagiert. Falls dich das verschreckt hat." Ich tat es mit einer Handbewegung ab und gab mich gelassen. Dabei hämmerte mein Herz gegen meinen Brustkorb und ich hatte keine Ahnung wie ich mich verhalten sollte. Wenigstens irgendwas brachte mein Hirn zustande. "Nein, alles gut."
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Undesirable
Hombres LoboEin Sommer konnte vieles verändern, vor allem ich konnte mich verändern. ~~~ Die 18-jährige Selena verbrachte nicht wie jedes Jahr ihre Sommerferien in ihrem Rudel sondern in einem ganz anderen Territorium. Sie fand nicht nur ihr Selbstbewusstsein...