Mit jeder Minute, die der Abend näher rückte, wurde ich nervöser. Einerseits war ich gespannt was Adam vorbereitet hatte, andererseits war ich nervös, wie das mit uns weiter lief.
Ich war gefangen zwischen Euphorie und Angst. Es konnte so viel passieren, da musste praktisch ein Gefühlschaos entstehen.
Meine Selbstzweifel halfen dem Ganzen kein bisschen.
Lediglich meine beste Freundin wusste wie man mit mir am besten umging, wenn ich diesen Gemütszustand hatte.
Wir befanden uns in meinem Zimmer und Liz machte den letzten Check. Sie zupfte an meinen Haaren herum, in welche wir Wellen gemacht hatten. Es war das perfekte Zwischenmaß von Locken und glatten Haaren. Eine Strähne weigerte sich am vorhergesehenen Platz zu bleiben und mit jener kämpfte Liz gerade. Sie wirkte ganz konzentriert dabei und gab ihr Bestes.
Ich ließ sie machen und betrachtete währenddessen ihr Make-up. So machte auch ich an ihr einen Check. Sie hatte sich an ein bisschen Lidschatten gewagt, was ihr gelungen war. Ich hingegen hatte den Eyeliner Strich gezogen. Mittlerweile hatte ich Übung, weshalb beide Striche gleich aussahen. Teilweise war es eine Kunst das zu schaffen.
Bei den Haaren hatte Liz sich für Locken entschieden und mit dem Lockenstab hatte ich ihr diesen Wunsch erfüllt.
Beide hatten wir uns gemeinsam vorbereitet und waren im Grunde fertig.
Am Ende zupfte man unnötig an sich rum, weil man irgendwie versuchte die innere Unruhe zu mildern.
Schließlich ließ meine beste Freundin ab von mir und meinte: "Du siehst umwerfend aus. Adam wird tot umfallen." Ich lachte und musterte sie von unten bis oben. "Auch du siehst heute bezaubernd aus. Luke kann sich glücklich schätzen, das du heute seine Begleitung bist."
Sie hatten sich mittlerweile entschlossen auf den Ball zu gehen. Das war nicht weiter verwunderlich, weil Liz im tiefen Inneren schon immer ein Fan von solchen Veranstaltungen gewesen war. Nun wurde ihr dieser Traum erfüllt.
Luke war selbstlos genug mitzuspielen und tat ihr den Gefallen. Dank ihrer Begeisterung, empfand er genauso Freude. Also hatten beide etwas davon.
Mit dem Daumen deutete ich hinter mich und fragte: "Willst du in die Küche ein Glas Wasser trinken?" Damit hätten wir eine Beschäftigung, die vielleicht ein bisschen half. Eine Ablenkung war kein Fehler. Die Meinung teilte meine beste Freundin, denn sie setzte sich in Bewegung. "Sehr gerne. Ein Schluck Wasser sollte unsere Nerven beruhigen."
Ich folgte ihr und war selbst gespannt, wie die Leute auf dem Ball reagieren würden. Aber eigentlich sollte alles normal verlaufen, weil jeder Täter seine Strafe erhalten hatte. Das Mobbing sollte dann auch auf Veranstaltungen kein Thema mehr sein.
Gerade als wir an Zanes Zimmertür vorbei kamen, wurde die Tür geöffnet. Wir gingen zwar weiter, aber ich sah kurz zu ihm. Er trug einen Anzug, also würde er auf den Ball gehen. Das hatte er mit keinem Wort erwähnt.
Die nächste Frage flog mir automatisch über die Lippen. "Gehst du alleine oder mit Begleitung auf den Ball?" Während er in die entgegengesetzte Richtung ging, antwortete er: "Alicia hat mich gefragt." Bei diesen Worten blieb ich automatisch stehen, damit ich ihn mustern konnte. Er zuckte mit den Schultern als wäre das nichts und verschwand im Bad. Die Tür schloss er, weshalb Liz flüsternd fragte: "Will Alicia ihren Bruder ärgern oder meint sie das mit Zane als Date?" Das war mein Moment um mit den Schultern zu zucken.
Ich hatte keine Ahnung, wie genau das gemeint war. Entweder überspielte mein Bruder seine Nervosität oder er war wirklich entspannt.
Meine beste Freundin fälschte ein Weinen und ging weiter. Vermutlich hörte sie nie auf meinen Bruder anzuhimmeln. Da war es eine kleine Trauerphase, wenn er jemanden datete. Wenigstens nahm sie es nicht zu ernst.

DU LIEST GERADE
Undesirable
Lupi mannariEin Sommer konnte vieles verändern, vor allem ich konnte mich verändern. ~~~ Die 18-jährige Selena verbrachte nicht wie jedes Jahr ihre Sommerferien in ihrem Rudel sondern in einem ganz anderen Territorium. Sie fand nicht nur ihr Selbstbewusstsein...