Oktober
Als er mit seinem Neffen um halb sieben nach Hause kommt, vergisst Donghyuck völlig, nach Marks Plänen, seiner Schwester und dem Wohlbefinden seines Autos zu fragen. Und er bezweifelt, dass sein Boss sich noch meldet, aber irgendwie ist ihm im Moment alles egal. Und außerdem ist Donghyuck nicht wirklich erpicht darauf, dem Blonden zu begegnen, und sei es nur per Telefonat. Morgen und am Freitag sehen sie sich sowieso.Donghyuck denkt nicht an seinen Boss, okay, er versucht es, während er seinem Neffen aus der Jacke hilft. Und auch während er den Esstisch abwischt und Kyungie seine Spielzeugfiguren zusammensammelt. Aber natürlich fragt er zeitnah nach dem Blondhaarigen. Und will ihn unbedingt anrufen, was Donghyuck nach kurzem Zögern zulässt und beginnt, Karotten zu schneiden. "Hi, Mark", begrüßt Kyung aufgekratzt nach wenigen Sekunden seinen Gesprächspartner.
Donghyuck schaut nachdenklich in den Kühlschrank und hört gar nicht hin, erst wieder, als Kyungie in den Küchenbereich stürmt und das Smartphone von sich streckt. "Onkel Hyuuuck!", schreit er, viel zu laut für eine Entfernung von nicht mal einem Meter. "Mark will mit dir reden! Und er kann mitessen, oder?" Der Dunkelhaarige zuckt zusammen. Wortlos streckt er die Hand aus. Kyung legt das Gerät hinein und hüpft zurück auf die Couch.
"Mark?"
"Donghyuckie?"
"Mark, ist alles gut? Was macht das Auto?"
Heikles Thema, aber macht man das nicht so? Mark schnaubt. Vielleicht doch nicht? "Lieb, dass du frägst. Sie haben es mitgenommen und sind nicht sehr optimistisch, aber deshalb wollte ich nicht sprechen. Ich wollte mich entschuldigen. Ich weiß, wie nahe du deinem Bruder stehst. Ich wollte wirklich nicht..."
"Ist schon okay, Mark, wirklich. Ich bin vielleicht einfach ungeübt und ratlos in solchen Situationen." Er lacht verlegen und gekünstelt auf und Kyung schaut neugierig zu ihm herüber. "Und, ähm, K hat mich eingeladen, aber ich schätze, du willst deine Ruhe und-"
"Nein, das ist schon okay. Ich würde mich freuen", sagt Donghyuck schnell, eine Spur zu schnell. Mark lacht leise. "Wirklich?"
"Ja. Kyungie hat ein Bild für dich gemalt, dass du nicht mehr traurig sein musst." Mark kichert, was Donghyuck durch das Telefon eine ordentliche Gänsehaut verpasst. "Aww. Und ich hätte tatsächlich noch ein berufliches Anliegen." Mark raschelt. "Ich komme mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, keine Ahnung, wie lange das dauert. Halbe Stunde?" Er klingt schon wieder unsicher, aber Donghyuck merkt das nicht. "Alles klar", sagt er beschwingt, "du kannst dann auch auf dem Sofa schlafen, wenn du willst."
"Hat mir K auch angeboten. Und sein winziges Bett. Und deines." Mark atmet amüsiert ins Mikrofon. "Aber ich fahre nach Hause, ist schon okay."
"Wie du möchtest. Also dann bis später, Mark. Ich freu mich." Kurzes Schweigen. Dann: "Ich mich auch, Donghyuckie. Bye." Donghyuck legt flink auf und schaut erst zu den Karotten, dann zu Kyung. Hat er gerade gesagt, dass er sich freut? Laut? "Na, Großer, hol schon mal dein Bild. Ich schiebe das Essen in den Ofen, dann können wir Bilder anschauen, bis Mark kommt, was meinst du?"
Statt einer Antwort nickt der kleine Junge heftig und stürzt los, um sein Kunstwerk zu holen.
~
"Kann ich noch mit deinem Onkel reden? Es geht um die Arbeit, nichts Spannendes." Mark schaut unschuldig zu Kyung hinunter. Der klebt an Donghyucks Bein. "Kyungie, geh doch noch eine Folge TKKG gucken. Mark und ich müssen noch etwas besprechen."
