NEW HOLLAND

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Oktober

Der Fox rumpelt keine fünf Minuten später auf einen Parkplatz von irgendeinem Café, dass Donghyuck ab und zu sieht, wenn sie zu Fuß zu einem von Kyungies Freunden oder zum Spielplatz gehen. Mark stellt den Motor auf der nächstbesten Gelegenheit ab und schnallt sich ab. Es ist kaum jemand hier, in der Dunkelheit kann der Dunkelhaarige zwei andere Wägen erkennen, beide vermutlich neuer als die geliebte Karre seines Vorgesetzten. "Kyungie, mach die Augen auf. Wir essen nur kurz was, dann bringt Mark uns heim. Das ist kein Problem, oder, Mark?" Er streicht durch das glänzende Haar seines Neffen.

"Natürlich nicht", bestätigt der sofort, zieht einen Mantel über sein Hemd - die Krawatte hat er vorhin auf den Beifahrersitz geschmissen, "aber vielleicht kann Yuta uns noch Kakao machen. Den gibt es eigentlich nur bis vier. Mal schauen. Gehen wir erstmal rein." Er steigt aus und Donghyuck tut es ihm gleich. Er und Kyung haben die Jacken im Auto angelassen, weswegen er die schwarze Kälte jetzt umso intensiver spürt. Mit Mühe ein Zittern unterdrückend legt er einen Arm um den Jungen und geht so schnell wie möglich in den Laden.

Drinnen ist es nicht nur taghell, sondern auch extrem warm. Sein Neffe taut in Sekunden auf und hopst mit leuchtenden Augen zu den ausliegenden Snacks. Viele sind es nicht mehr, aber wie immer hat Kyungie nur Augen für die simplen Schokodonuts. Donghyuck und Mark treten an die Kasse ein paar Meter entfernt von dem kleinen Jungen. "Hey, Mark", sagt ein junges Mädchen, viel zu jung und viel zu vertraut für Donghyucks Geschmack, "du willst bestimmt zu Yuta, oder?" Mark nickt und lächelt flüchtig. Dann wendet er sich ohne Hast an den Jüngeren. "Was will denn der Kleine?"

"Wie es aussieht, einen Donut. Aber er braucht was richtiges auch noch..." Unschlüssig guckt der auf die Tafeln mit den Angeboten. Mark sagt nichts, überlegt kurz. "Irgendwas anderes, das er nicht verträgt, wie die Nüsse?" Er verzieht die Lippen zu einem Schmollmund. Donghyuck kichert. "Viel, viel. Die sieben könnte er vielleicht essen... wenn sie ohne Paprika ist. Und ohne Zusatzstoffe."

Er zieht sein Portemonnaie aus der Jacke. Mark schiebt bestimmt seine Hand zurück. "Ich mach schon. Setzt euch schonmal hin", sagt er und er klingt wie sein Vater, wenn er irgendetwas befohlen hat, wovon er keine Ahnung hatte. Donghyuck verzieht das Gesicht. "Ja, Sir." Er schreitet zu Kyung herüber und nimmt seine Hand. Sie suchen sich einen Platz und Mark gibt eine ellenlange Bestellung auf, die Peggy an der Kasse gewissenhaft aufschreibt und anschließend Yutas Namen schreit. Mark setzt sich an den Tisch, an dem K und Donghyuckie nur kurz ihre Mäntel abgeladen haben, bevor sie in Richtung Toiletten verschwunden sind.

"Stressiger Arbeitstag heute oder warum bestellst du dir zwei Sandwiches, zwei Softdrinks und einen Donut?" Yuta taucht verschmitzt grinsend mit einem Tablett an seinem Tisch auf. "Nein, ein Arbeitskollege ist nur auf dem Klo. Er und... sein Neffe."

"Ach, dieser eine, den du mal erwähnt hast? Romantisch. Und jetzt habt ihr es im Auto getrieben oder wo ist deine Krawatte?" Yuta schiebt das Tablett ganz auf die Tischfläche und setzt sich ihm gegenüber. "Sein Neffe ist sechs", grinst Mark zurück. Außerdem ist er eigentlich sauer, dass der Jüngere bewusst oder unbewusst auf die Flirtversuche des alleinerziehenden Vaters eingegangen ist. Aber so wie er Donghyucks zwischenmenschliche Kompetenzen kennt, weiß der bis heute noch nichts von Marks unterschwelliger Patzigkeit. Und er kann ihm nicht einmal ernsthaft böse sein.

"Ahh, dann ist der Donut für den Kleinen?"

"Richtig. Uuuuuuuuuuund", Mark klimpert mit den Wimpern, so gut er kann, "könnten wir ausnahmsweise noch eine heiße Schokolade bekommen? K ist ziemlich müde und durchgefroren."

"Für dich doch alles, Mark. Oh, da kommt deine Arbeitsaffäre und euer uneheliches Kind." Yuta grinst und winkt. Mark stützt seine Unterarme auf die Platte. "Er ist nicht...", setzt er an, aber er wird leise, als Donghyucks Geruch neben ihm präsent wird und Kyung neben ihn auf die Sitzbank klettert. Die Wärme hat ihm wohl wieder Lebensgeister gespendet. "Alles gut?", erkundigt der Blonde sich und sowohl K als auch sein Onkel nicken. Mark schiebt die kleine Eisteeflasche zu dem Jungen, bevor er die drei einander bekannt macht.

"Ihr seid Arbeitskollegen?" Yuta lächelt interessiert, nachdem er ein halbes Sandwich für Kyung auf einen extra Teller manövriert, den mit kleinen Gurkensticks aufgepeppt und wieder hergetragen hat. "Fast. Eigentlich ist Mark mein Boss", erwidert Donghyuck und sieht ein bisschen verlegen aus. "Aber ich dachte, du magst alle deine Chefs nicht!", fiept Kyung und dreht seine Gurke zum siebten Mal zwischen den Fingern.

"Quatsch. Das war vor Mark. Der ist ok."

"Mark ist toll! Ich mag ihn voll gerne!"

Donghyuck lächelt milde. "Siehst du, Kyungie." Er schaut aus dem Fenster und dann unsicher zu Yuta. "Ihr seid Schulfreunde, oder?" Der nickt und registriert zufrieden, dass der kleine Kyung mit seiner Speise ebenfalls zufrieden zu sein scheint. "Wir hätten sogar Kindergartenfreunde sein können, wenn Mark sich damals in der ersten Woche mit einem anderen Kind angelegt und in eine andere Gruppe musste", berichtet er schmunzelnd. "Wir haben uns ja draußen nett unterhalten", giftet Mark. Yuta sollte ihn jetzt um Himmels Willen nicht als Bad Boy des Kindergarten outen. "Nett unterhalten? Du hast deinen Traktor nach mir geworfen!"

"Du hast die Anhängerkupplung und die Fahrerkabine abgerissen! Und hinterher alles mit Edding beschmiert!"

"Er war hässlich blau!"

"Du warst hässlich blau!" Mark verschränkt aggressiv die Arme vor der Brust. "Und es war ein New Holland", murmelt er beleidigt. Yuta steht auf und wuschelt durch die blonden Haare des Anderen. "Ich geh mal den Donut holen, bevor ich Mark Lees Ruf komplett zerstöre. Darf es noch ein Kakao sein?"

KYUNG [SANA]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt