KYUNG [SANA]

GOSSIP

Juni

Renjun lehnt sich auf der Holzbank zurück und streckt sein blasses, zierliches Gesicht genießerisch der Sonne entgegen. Donghyuck neben ihm verschränkt die Arme vor der Brust und bereut seine Kleidungswahl heute morgen. Der Pullover ist einfach viel zu warm, den Sonntagnachmittag Anfang Juni hat er sich weit weniger sonnig vorgestellt.

"Ich hab seit Freitag einen neuen Auftrag", erzählt der blondhaarige Chinese stolz, "eine Handvoll Gemälde für eine neue Reihenhaussiedlung am Stadtrand." Er blinzelt seinen Kindergartenfreund an und Donghyuck verkneift sich einen Kommentar zu Renjuns Entwürfen als Kind. 

"Hey, super!", gibt er zurück und lässt den Blick über den Spielplatz gleiten, kontrolliert, ob bei dem Kleinen alles in Ordnung ist. Der stapft gerade zu den Schaukeln herüber und rutscht dann auf dem Sitzbrett hin und her.

"Es ist die selbe Architekturfirma wie im März, aber sie haben wohl einen neuen Kontaktmann da für Externe. Der ist wirklich nett." Renjun gähnt herzhaft. "Anscheinend waren die damals sehr zufrieden." Der Stolz in seiner Stimme intensiviert sich. Donghyuck nickt. Auch wenn Renjun in Kindertagen völlig abgedrehten und verrückten Mist gekritzelt hat, ist er doch ein wahnsinnig begabter und talentierter Künstler.

"Und die Bezahlung ist ordentlich und die Deadline ist erst im November. Ich hab also viel Zeit", erklärt er gutgelaunt. "Und Jeno hat bald Semesterferien, glaube ich. Falls du mal einen Babysitter brauchst. Oder zwei." Er kichert verschmitzt und führt den Coffee-To-Go-Becher an seinen Mund.

Donghyuck wird rot, ganz sicher. Er lacht laut, um es zu verbergen. "Gut zu wissen Jun, danke, aber ich will dich nicht von deiner Arbeit abhalten", meint er bemüht lässig. Er stößt seinen Kumpel in die Seite. Renjun verdreht die Augen. "Sind nur sieben Gemälde, chill mal."

Er dreht seinen Kopf ruckartig zu dem Anderen. "Was ist eigentlich mit dir, Hyuck? Hast du diesen neuen Vorgesetzten schon, von dem du mal erzählt hast? Hast du schon gossip?"

Donghyuck beobachtet, wie Kyung von einem blonden jungen Mann angeschubst wird.  Er kneift die Augen zusammen und Renjun folgt seinem Blick. Dann lässt der der Blondhaarige von dem kleinen Jungen ab und entfernt sich mit raschen Schritten.

"Ähm, ja. Hat vorgestern anfangen. Und ist tatsächlich der Sohn vom alten Lee", berichtet Donghyuck lahm. Mit seinen Kollegen (und besonders mit Kolleginnen) hat er schon zigmal dieses Gespräch geführt. Aber irgendwie verständlich, dass sein bester Freund nachfragt.

"Oh je. Über deinen ehemaligen Boss hast du doch nur geschimpft..." Renjun verzieht das Gesicht und spielt mit seinem unordentlichen Dutt. "Ein Glück ist der jetzt in Rente!" Er legt sich sogleich ein enthusiastisches, fröhliches Lächeln auf die Lippen. Donghyuck versucht, es zu erwidern.

"Bin zuversichtlich. Er hat einen IT-Master und viele Fortbildungen. Privat hat er schon drei Apps entwickelt und die Gerüchte mit der Freundin sind wohl auch falsch..." Er bemüht sich wirklich, Konversationen geschickt und angenehm zu gestalten und dank Renjun und Jeno ist er eigentlich schon viel, viel besser geworden.

Aber Renjun legt skeptisch und fragend den Kopf schief. Irgendwas hat er wohl wieder falsch gemacht. "Woher weißt du das alles, Hyuck? Seit wann machst du Kaffeekränzchen mit deinem Boss?"

"Mache ich nicht. Hab halt die Gerüchte gleich angesprochen", verteidigt der Braunhaarige sich schnell. "Er ist... in Ordnung. Ganz... nett?"