MARK (2)

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Oktober

"Wie geht es dir, Donghyuck?"

Fast hätte der Dunkelhaarige geschmunzelt bei der Frage, aber er bleibt neben Jisung auf der Couch in Marks Büro sitzen und regt keinen Muskel. "Gut, danke der Nachfrage. Zuhause sind schon die ersten Lebkuchen offen", sagt er höflich. Eigentlich hat Mark sich heute morgen schon per WhatsApp erkundigt und dem Kleinen viele liebe Grüße ausrichten lassen und er war es auch, der Kyung seine geliebten Minilebkuchen mit Aprikosenfüllung spendiert hat, aber das kann Jisung nicht wissen. Und der ist eigentlich nur hier, weil er einige Dokumente von Mark braucht. Die dieser natürlich nicht auf Anhieb findet und ausgerechnet dann musste Donghyuck auch noch hereinplatzen. Zum Glück hatte er genug Zeit, sein breites Lächeln aus dem Gesicht und die Kaffeetasse für Mark auf die Kommode neben der Tür zu schieben, ehe Jisung sich vom Fenster wegdrehte und ihn begrüßte.

"Das klingt doch toll. Von einem Kollegen kam schon die erste Deko, der Tannenzweig am Aufzug, und ich hoffe, ihr beide seid bei der diesjährigen Weihnachtsfeier von Lee Technologies dabei?" Mark setzt sich auf den Sessel gegenüber der Couch und lehnt sich auf seinen Oberschenkel nach vorne.

Jisung nickt. "Gerne. Können wir eine Begleitung mitbringen?"

Für eine Sekunde ist Mark still und blinzelt. Donghyuck ahnt, was in ihm vorgeht. Jisung ist einige Jahre jünger als er, als sie beide, und dennoch erfolgreicher, wie es scheint. "Natürlich, natürlich. Was ist mit dir, Donghyuck? Kommst du auch?"

"Wenn ich Zeit habe, ja."

Zeit ist hier das Synonym für Babysitter für Kyung, aber das wird er nicht näher erklären. Mark nickt zufrieden und erhebt sich wieder, geht an seinen PC. "Ist ja noch etwas Zeit. Deine Papiere sind sofort fertig gedownloadet, Jisung", berichtet er erfreut. Jisung nickt und schaut Donghyuck dann neugierig an. "Bringst du auch jemanden mit, Donghyuck? Du hast dich doch als bi geoutet letzten Sommer, oder nicht? Gibt es jemanden?", sagt er im Plauderton, eigentlich so, wie es sein sollte.

"Habe ich. Aber ich hab keine Beziehung. Ich würde zwei Freunde mitbringen wie immer bisher, ist das okay?"

Mark verbirgt sein Stirnrunzeln professionell und der Drucker fängt an zu rumoren. "Ich würde mich freuen, die beiden kennenzulernen!", sagt er förmlich-feierlich und übergibt Jisung die gewünschten Papiere. "Bitte sehr. Wenn du noch etwas brauchst, melde dich einfach."

"Danke, Mark!" Jisung lächelt und hebt die Hand. "Tschüss, Donghyuck."

Als der junge Mann verschwunden ist, zieht Donghyuck die Brauen hoch. "Mark?" echot er. "Du bist als bi geoutet?", frägt der zurück und schließt ein Fenster an seinem Monitor. Dann setzt er sich wieder in den Sessel. "Und ja, seit Montag biete ich den Mitarbeitern das Du an." Donghyuck kneift die Augen zu. "Sag nicht, du hast mich für ein beknacktes Du-Angebot herbeordert."

"Nein, nein, du machst doch eh, was du willst. Ich hätte es dir mitgeteilt, mehr nicht. Nein, ich wollte wegen des Projektes mit dir reden."

Mark tippt auf eine Akte, die zwischen ihnen auf dem Glastisch liegt. "Es geht ja ziemlich schnell voran, und ich habe für Freitag Vormittag Na Jaemin hochbestellt. Du kannst mal mit ihm sprechen über deine Wünsche und Vorstellungen und dann," das Telefon fängt an zu klingeln. Mark steht seufzend auf und wirft einen Blick auf das Display. "... dann ist es ihm überlassen, das selbst zu übernehmen oder einen Kollegen zu bestimmen. Tschuldige, ich muss kurz." Er greift über den Bildschirm nach dem Hörer und meldet sich wie der geborene Geschäftsführer.

"Wie bitte?"

Der Blonde setzt sich auf die Couch und drückt Donghyuck die Akte mit einem entschuldigenden Lächeln in die Hand. "Im November schon? Mhm, ja, ich verstehe. Einen Moment bitte." Er drückt den Hörer an die Brust, flüstert: "Komm einfach später nochmal, ja, Donghyuckie?", räuspert sich und hebt sich das Gerät wieder ans Ohr. Der Dunkelhaarige spürt die Hitze in seine Wangen strömen und er steht rasch auf, holt den Kaffee von der Kommode und stellt ihn vor seinem Boss ab, bevor er vergessen wird. Mark schenkt ihm ein warmes, dankbares Lächeln, als er sieht, dass Donghyuck ihn schwarz gelassen hat, wie ihn der Ältere mag. Doch bevor er geht, zieht Donghyuck noch einen Snickersriegel aus der Hosentasche, die ebenfalls in der Gemeinschaftsküche liegen. Den Riegel hatte er schon beim Eintreten in der Tasche, aber wegen Jisung hat er ihn nicht abgelegt und sich stattdessen draufgesetzt. 

Dementsprechend zerquetscht sieht er aus, aber Marks Strahlen erweckt nicht den Eindruck, als würde die Form des Riegels ihn stören.

KYUNG [SANA]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt