Irgendwann im neuen Jahr
Das Licht ist gedämmt und wirkt heimelig in der Küche der WG, aber das tut es immer. Dazu riecht es ganz sanft nach Gewürzen und anderen Überresten von den Zimtschnecken, die Renjun heute gebacken hat. Mark ist mit Kyung im Schwimmbad und Donghyuck hat sich abgesetzt, um den Nachmittag mal wieder komplett und ungestört bei seinen zwei Freunden zu verbringen. "Wie läuft eigentlich die Arbeit bei MoonTech?", erkundigt sich Jeno. Seine brummige Stimme passt irgendwie zu dem weichen Zimt-Back-Duft, welcher in der Luft hängt. Gedankenverloren spielt er mit den Ohren seiner namenlosen Babykatze, die sich auf seinem Schoß zu einem kleinen Fellball zusammengerollt hat. "Ganz gut eigentlich. Meine Kollegen sind super nett und mein Boss auch!"
"Aber nicht so nett wie Mark, oder?" Renjun streichelt drei, vier Mal hingebungsvoll über den Körper der wenige Wochen alten, weißen Katze. "Natürlich nicht", Donghyuck rutscht verlegen auf der Küchenbank hin und her. "Aber in verschiedenen Firmen klappt das besser als gedacht. Ich meine, es ist ungewohnt und komisch, aber..." Seine Worte lösen ein kleines, unauffälliges Stirnrunzeln bei Jeno aus. Er unterbricht die Spielereien mit den Ohren des schlummernden Kätzchens. "Seid ihr jetzt eigentlich etwas Offizielles?"
"Ja. Nein. Keine Ahnung. Vielleicht hat Mark mit dem Kleinen geredet, weiß ich nicht. Aber er hat eine Wohnung rausgesucht."
"Was? Eine Wohnung? Und das sagst du uns nicht?" Renjuns Stimme ist so laut geworden, dass das Kätzchen müde blinzelt und das Maul zu einem herzerwärmenden Gähnen aufreißt. Die winzigen, weißen Zähnchen sehen süß aus. "Habt ihr eigentlich inzwischen geheiratet?" Donghyuck fiept ahnungslos. "Nein. Hab das Gefühl, seit Mark gesagt hat, ich würde das nicht wollen."
"Naja", Jeno schürzt die Lippen, "no front, aber da hat er doch irgendwie recht. Und dann braucht du die Schuld gar nicht auf Mark schieben, mein Lieber."
"Naja, so eine Hochzeit ist ja sowieso nur materiell."
"Ist die Wohnung auch!" Renjun verengt die Augen um ein Vielfaches. Obwohl er eigentlich viel schonender und lieber mit dem rationalen Donghyuck umgeht als Jeno es tut, und er überdies schon lange akzeptiert hat, dass der Andere in dieser Hinsicht einfach eigenartig ist und nicht mit sich diskutieren lässt, kann er sich den vorwurfsvollen und etwas besserwisserischen Tonfall nicht ganz verkneifen. "Ihr habt gefragt!"
"Nach offiziell, ja! Das mit der Wohnung hast du ganz alleine damit verknüpft!"
"Ihr..."
"Lass mich da raus, man. Iss lieber noch eine Zimtschnecke!"
Jeno stiert Donghyuck grimmig an, krault mit einer Hand ihre fellige Mitbewohner, schiebt mit der anderen mit perfekter Koordination und Kräfteaufwand und einer eleganten 30-Grad-Teller-Rotation die Leckereien näher zu seinem Kumpel. "Die auf der Seite da sind hässlich, Jeno, hast du die gebacken?"
"Ja, danke."
Donghyuck bemerkt weder den angespannten, tödlichen Blickwechsel zwischen seinen beiden Freunden noch den würzigen Beigeschmack in Jenos Zimtschnecken, der seine natürlich wieder mit verschiedensten Dosen von irgendwelchen Substanzen aus seinem Nährstoffseminar versehen hat. Und keine Ahnung mehr hat, was genau gerade in Donghyucks Mund und dann in seinem Blut verschwindet.
~
"Hallo? Donghyuck?"
"Mark, ich bin's."
"Alles in Ordnung? Wir sind zum Abendessen zurück, das haben wir doch heute Vormittag schon verhandelt."
"Ja, Boss, ist gut, Boss."
Kurz Schweigen. Jeno kauert mit der Katze am Boden, Renjun sitzt neben ihm und wartet mit großen Augen auf einen Hinweis, was der völlig nüchterne Donghyuck konsumiert hat. Dann reißt Donghyuck mit einem Rülpser wieder das Rederecht an sich. Renjun schaut ihn verwundert an. Das ist sowas von untyp- "Willst du mich heiraten, Mark?"
Renjun zieht scharf die Luft ein.
"Rawr", macht Jeno und schielt zum Esstisch hoch.
Mark kichert nervös. "Ich bin schon lange nicht mehr dein Boss."
"Ja oder nein?"
"Bist du noch bei den J-Jungs? Gib mir Renjun."
"Erst beantwortest du meine Frage."
"Haben wir längst, um genau zu sein."
"Hö?"
Mark kichert wieder. "K hat die Ringe vertauscht, als wir sein Zimmer neu angestrichen haben." Stimmt. Die Farbe hat Leo ausgesucht, gleich nachdem Kyung ihm von seinen Augen erzählt hat, und laut Mark ist es ein schlichtes Beige und laut Leo ist es perfekt für Kyungs helles, kleines Zimmer. Und die Ringe - Marks hat auf dem Tisch gelegen, seinen eigenen hatte er in der Hosentasche, aber er hat ihn seinem Neffen ohne Fragen gegeben, als der danach gefragt hat. Er hat ihn ja auch sofort wieder zurückgebracht.
"Aber... aber das ist ja schon Monate her!"
"Tja. Nicht ideal, aber wie gut, dass du auf symbolische, materielle Dinge eh nichts gibst. Hat er mir übrigens erst vorhin verraten, lustig, dass du jetzt anrufst."
"Warum sagt er dir das und mir nicht?"
"Vielleicht weil ich toll bin? Und klug und witzig und verständnisvoll und gutaussehend?" Mark bricht ab. Donghyuck traut sich erst nach ein paar Sekunden, diese schöne Stille zu unterbrechen: "Ich hoffe sehr, ich kann der sein, der dir gibt, was du verdienst."
Ab jetzt wird es etwas kompliziert, weil ab jetzt die meisten Szenen und Kapitel (aber nicht alle!) ein paar Monate später spielen. Ich hab ein kleines neues Projekt hochgeladen, UNO, an dem ich mich unter dem Namen 'honey' schon mal kurzzeitig versucht habe. Kleinigkeiten habe ich geändert und ja, es wäre wirklich obermegacool, wenn irgendwer reinliest :3
