November
"Danke, dass du..." Donghyuck hievt seinen Einkaufskorb in den riesigen Kofferraum des Mitsubishi. "Keine Ursache." Leicht lächelnd schiebt Mark den Korb weiter nach hinten und schlägt behutsam die Kofferraumklappe zu. "Früher habe ich immer gebetet, dass keiner sieht, wie ich Einkäufe in deinem Monster von Auto verstaue." Donghyuck ächzt und stemmt die Hände in die Hüften. "Aber dieser rote Bonzengigant ist fast noch schlimmer."
"Du sieht, dass er rot ist?" Mark guckt ihn hoffnungsvoll und skeptisch zugleich an. "Nein", zuckt der Jüngere mit den Schulter, "aber du sagst es täglich im Schnitt vier Mal." Er zwinkert Mark zu und stützt sich auf den Einkaufswagen. "Ich bring den hier mal eben weg." Mark nickt. Die nächsten Minuten sind wie ein Déjà Vu für ihn, auch wenn ihr gesamter Einkaufstrip eine einzige Wiederholung von vor knapp zwei Monaten ist. Mit unwohlem Gefühl beobachtet er, wie irgendein Kerl auf Donghyuck zugeht, ihn in ein - zu langes - Gespräch verwickelt, und die beiden dann zu dem Floristen auf dem Parkplatz gehen. Mark ist nicht gerade glücklich damit, aber er erinnert sich an Donghyucks Unzufriedenheit letztes Mal, als er sich eingemischt hat. Also hält er sich zurück und lehnt außen am Wagen, obwohl es furchtbar kalt ist, aber von drinnen aus kann er den Jüngeren nicht sehen. Nach zu langer Zeit kontrolliert Mark die Uhrzeit auf seinem Handy. Hat Donghyuck vergessen, dass Mark sein Freitagnachmittagstreffen mit Jungwoo für ihn nur verschoben, nicht ganz abgesagt hat? Als Donghyuck wieder auftaucht, hat er eine große, prächtige Margarete in der Hand und klettert wortlos auf den Beifahrersitz.
"Hast du einen neuen Verehrer?" Mark nickt in Richtung der Blume im Schoß seines Mitarbeiters, während er achtsam auf die Straße rollte. Seine Stimme klingt bissiger und beleidigter als geplant, aber Donghyuck erkennt sowieso nichts als Verachtung in der Frage seines Vorgesetzten. Er legt schützend seine Finger um den Stängel der Blume. "Ja, genau. Vielleicht bin ich doch nicht so abstoßend, freu dich doch", murrt er provokativ. Mark lacht auf. "Verdammt, wieso sollte mich das freuen?", verlangt er hysterisch zu wissen. "Hast du das mit Absicht gemacht?"
"Was?"
"Mich eifersüchtig."
michael schulte, better me
jordy, hypothetical party
imagine dragons, bones
"Nein, ich, was?" Donghyuck schüttelt ungläubig den Kopf. "Können wir das einfach vergessen, Mark, bitte?" Sein Boss schüttelt den Kopf und hält an, schenkt der jungen Frau vor ihm ein halbherziges Lächeln. Sie nimmt ihr Kind an die Hand und eilt mit einem dankbaren Lächeln über den Zebrastreifen. "So funktioniert das aber nicht, Donghyuck." Seine Antwort wabert eine Weile im Auto herum, irgendwann trotzt Donghyuck zurück: "So funktioniert was nicht?" Er beginnt, M&Ms zu knabbern. "Wenn das eine Beziehung ist, will ich das nicht!" Mark aktiviert frustriert lachend den Scheibenwischer. "Das ist keine Beziehung. Aber warum genau willst du das nicht, Donghyuckie?" Schon wieder verschränkt der Dunkelhaarige die Arme vor Brust und schaut stur aus dem Fenster zu seiner Rechten. "Vergiss es."
"So funktioniert das nicht, so funktioniert nichts, keine Freundschaft, keine Beziehung, keine zwischenmenschliche Interaktion, nicht!" Mark wirft ihm einen verzweifelten Blick zu. "Du sagst mir jetzt, was genau dein Problem ist und dann sprechen wir darüber und finden eine Lösung. Damn, wie zur Hölle soll das mit Kyung werden, wenn er älter ist? Der wird doch nur noch Türen knallen und jede Emotion höchst ungesund 'verarbeiten'." Er löst die linke Hand vom Lenker, um symbolische Anführungszeichen in die Luft zu malen. Donghyuck lacht hauchig auf. "Wird schrecklich. Aber ich fürchte, die Phase mit Rebellion und Streitgesprächen hat noch nicht einmal begonnen." Er seufzt. Mark seufzt auch. "Bist du kontrollsüchtig, Boss?"