MR PERFECT

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November

"Und wir können den Namen noch ändern, ja?" Donghyuck lehnt sich konzentriert über den Schreibtisch seines Vorgesetzten und blinzelt in den hellen Bildschirm. Der atmet amüsiert aus. "Zum dritten Mal, Donghyuck, ja", schmunzelt er. "Ich hab die App nach einer befreundeten Augenärztin benannt. Für die Betaversion dürfte es total egal sein, aber 'xcv' ist dann doch keine App, die man auf dem Handy haben will."

"Aha." Donghyuck versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Schließlich hat er Mark von sich gestoßen. "Eine Freundin? Läuft da was?"

Mark verzieht seine Lippen zu einem winzigen Lächeln. "Was denkst du denn?", will er wissen. "Sie ist Yutas Verlobte", schiebt er hinterher. "Außerdem sind wir in romantischer Hinsicht so gar nicht kompatibel." Donghyuck nickt beruhigt und minimiert den Tab mit der Anwendung. Im Hintergrund öffnet sich eine Website. "Ernsthaft, du konfigurierst schon ein neues Auto?", fragt er amüsiert. Er kichert schwach, Mark schließt die Seite mit einem Shortcut. 

"Du hast echt keinen Anstand", protestiert er und zieht einen Schmollmund. Welcher ihm nur halbherzig gelingt, da ihn Donghyucks Hand dicht vor seinem Bildschirm ablenkt. Den schlichten Ring trägt der Jüngere sporadisch, seit feststeht, dass er nach Daegu geht. An das Gespräch von vor knapp einer Woche erinnert sich keiner der beiden gerne. Wie jedes ihrer Gespräche zur Zeit sind sie freundlich und doch distanziert gewesen, eine Tatsache, die es für Donghyuck noch schwerer gemacht, sein Engagement gutzuheißen.

Per Instragram-DM hat sein Boss nämlich mit seinen besten Freunden verhandelt, dass Kyung für drei Tage bei ihnen in der WG wohnen könne. Renjun hätte Donghyuck das sofort und ohne Wenn und Aber verziehen und vermutlich auch Jeno nicht länger als einen Tag beleidigt mit Ignoranz und Schweigen belohnt, aber Mark?

Mark hört die freche Antwort nicht, zu beschäftigt ist er damit, Donghyucks Ring - seinen Ring - anzulächeln und an seine Version des Gespräches und die darauffolgenden Tage zurückzudenken. Donghyuck hat ihn ignoriert, die schlimmsten vier Tage in Marks Leben, und es hat wohl Renjun und Jenos eindringliches Zureden gebraucht, dass der Dunkelhaarige letzten Donnerstag von sich aus in sein Büro gekommen ist und halbwegs offen darüber gesprochen hat, was ihm nicht passt.

Es kamen zwar Gerüchte im Büro auf, über das sonst so harmonische, fast schon pittoreske Miteinander der beiden und den Wandel der letzten Zeit, aber Mark Lee scheint immun und cool mit Reden jeder Art zu sein, ganz anders als Donghyuck.

"Mark, zum vierten Mal!"

Donghyuck hat ja keine Ahnung, dass die Gedanken seines Bosses überall sind, nur nicht bei ihrem Projekt, und dass dessen Herz ganz komisch klopft. Er tippt erneut abwartend auf den Standard-Hintergrund seines Vorgesetzten. "Ob Jaemin die Tage vorbei schaut. Oder soll ich runter?" Mit einem kleinen, unsicheren und bemüht professionellem Stirnrunzeln mustert der Andere ihn. "Nicht einmal Kyungie ist so ein Tagträumer wie du!" Kaum ist ihm der neckische Kommentar rausgerutscht, beißt Donghyuck sich auf die Lippen. "Tut mir leid, von dem willst du ja nichts hören", murmelt er und sieht starr auf das Selfie von Mark und seinen Freunden, dass seit einigen Tagen einen festen Ehrenplatz zwischen dem linken Monitor und einem Stiftebehälter hat.

"Das stimmt nicht", widerspricht der Blonde. Donghyuck presst die Lippen zu einem dünnen Strich. "Ach ja? Der Kleine wird nicht auf ewig glauben, dass du viel Stress auf der Arbeit hast!" Er verschränkt die Arme vor der Brust. "Ich will nicht weiter eine Figur für dein schönes Weltbild sein, das ist alles."  Er fährt sich stur durch die Haare. "Ich hab ihn wirklich gerne, Donghyuckie. Euch. Aber ich hab dir schon im Mai gesagt, dass ich kein Vorbild bin. Und keines sein will."

"Weißt du, ich hab die letzte Zeit wirklich oft gedacht, einen Fehler gemacht zu haben, als ich ein zweites Date abgelehnt hab", schleudert Donghyuck ihm leise entgegen, "aber in Momenten wie diesen weiß ich wieder, warum. Und dass es vielleicht doch nicht falsch war!" Mark zuckt zurück. Aua. "Was ist jetzt mit Jaemin?" Donghyuck spürt es irgendwie, er ist zu weit gegangen, und lenkt schnell ab. "Frag ihn doch, ob er mit K zur Einschulung geht. Oder zu Abendessen will", gibt Mark pampig zurück.

KYUNG [SANA]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt