⚝Kapitel 62⚝

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K A P I T E L  6 2
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Taehyung sah seine Familie fassungslos an. Anscheinend waren sie die ganze Zeit über noch geblieben und hatten ihm und Jeongguk zugehört. Aber es störte Taehyung nicht wirklich. Das einzige Problem war nur, dass Taehyung noch nicht ganz bereit war.

Jeongguk zuckte von der fremden Stimme ebenfalls zusammen und sah zu der Person, die gesprochen hatte. Waren sie also doch nicht die ganze Zeit über allein gewesen? Irgendwie war es dem Älteren doch etwas peinlich und so sah er mit einem leisen Räuspern zur Seite, versuchte die aufkommende Hitze zu unterdrücken.

,,Wie schön euch zu sehen", presste Taehyung hervor und verschränkte seine Hände hinter seinem Rücken, um sie einmal fest zusammen zu drücken. Vor seinen Geschwistern würde er sein Missfallen nicht äußern.

,,Das kann ich nur zurückgeben."

Eine unangenehme Stille entstand, in der sich Taehyung und sein Vater nur kalt ansahen. ,,Du bist also der Verlobte von unserem Sohn?", fragte plötzlich die sanfte Stimme seiner Mutter und sah zu Jeongguk. Beinahe hätte Taehyung verächtlich aufgeschnaubte und einen bissigen Kommentar gemacht, seit wann man ihn denn als Sohn anerkennen würde, blieb jedoch nur still.

Nun sah Jeongguk doch zu Taehyungs Familie und nickte. ,,Seit einigen Minuten würde ich sagen", murmelte er kleinlaut, sah jedoch unauffällig zwischen Taehyung und seinem Vater hin und her. Was war das für eine Beziehung zwischen ihnen? Die Stimmung wirkte kühl und unangenehm, nicht wie es zwischen Vater und Sohn eigentlich sein sollten.

,,Herzlichen Glückwunsch", rief Taehyungs Mutter erfreut und ließ dann die Hand eines kleinen Jungen los, die sie die ganze Zeit über gehalten hatte.

,,Tae!"

Taehyung breitete lachend die Arme aus und nahm den Jungen hoch, als er in seine Arme sprang. Mit einem kleinen Lächeln fuhr er ihm durch die Haare.

,,Bist du jetzt wirklich der Zar von Snezhnaya? Verkaufst du jetzt keine Spielzeuge mehr?", fragte Taehyungs kleiner Bruder Teucer ihn sofort und schaute den Harbinger mit großen Augen an.

,,Nein, mein Kleiner. Jetzt muss ich mich um Snezhnaya kümmern."

Auch Taehyungs Schwester trat hervor und umarmte ihren Bruder. Dann löste sie sich von ihm und bedachte Jeongguk eines strengen Blickes.

,,Unterstehe dich, meinen Bruder in irgendeiner Weise zu verletzen, Jeongguk. Das könnte nicht gut für dich ausgehen."

Teucer kicherte leise in Taehyungs Armen und versuchte, den Blick seiner Schwester nachzuahmen, um wirklich furchteinflößend auszusehen.

,,V-Vielen Dank..." Jeongguk war komplett überfordert von alldem. Schließlich hatte er noch nie das Gefühl von Familie erleben dürfen. Und doch erinnerte es ihn ein wenig an Liyue, um das er sich wie ein Vater Jahrtausende lang gekümmert hatte. Und nun war es erwachsen, auf sich allein gestellt und konnte die Welt entdecken, ohne dass der Vater auf es aufpassen musste.

Doch als Taehyungs Schwester ihn mit dunkler Stimme drohte, wurde er wieder ins Hier und Jetzt gerufen. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

,,Keine Sorge, das ist das Letzte, was ich Taehyung antun würde. Von mir wird er nur das Beste bekommen", versicherte Jeongguk ihr und neigte seinen Kopf.

Taehyung ließ seinen Bruder wieder auf den Boden und sah zurück zu seinem Vater. Er wusste, dass dieser noch etwas zu sagen hatte, obwohl dies Taehyung relativ wenig interessierte.

,,Du weißt hoffentlich, dass ich keines deiner Taten gutheiße, oder? Weder dass du jetzt ein Archon bist noch die Sache mit ihm da."

Taehyungs Vater sah Jeongguk nur herablassend an und verzog leicht den Mund, als würde er sich vor ihm ekeln.

,,Natürlich.weiß ich das. Aber dir müsste bewusst sein, dass mich das nicht im Geringsten interessiert." Taehyungs Worte waren kalt und ohne jegliche Freundlichkeit oder Wärme, wie es eigentlich normal für ihn war.

,,Du hast nicht das Potenzial, um die Tsaritsa zu ersetzen. Du wirst dieses Land in sein Ende stürzen!", rief Taehyungs Vater aufgebracht und sah seinen Sohn verächtlich an.

,,Dann hättest du mich damals nicht einfach wegschicken sollen, nur weil du dich nicht um deinen Sohn kümmern konntest!" Taehyung spürte, wie sich langsam Eis an seinen Händen bildete. Er hatte noch nicht gelernt, wie er mit dem Göttlichen Herzen umgehen musste, gerade dann, wenn er seine Emotionen nicht kontrollieren konnte.

Sofort griff Jeongguk nach Taehyungs und biss die Zähne aufeinander, als er die schmerzhafte Kälte des Eises spürte, die sich auf seiner eigenen Hand weiter ausbreitete. Trotzdessen ließ er den Jüngeren nicht los und versuchte ihn irgendwie, mit seiner Anwesenheit zu beruhigen. Dann sah er Taehyungs Vater mit einem bedachten Blick an.

,,Das Göttliche Herz hat sich Taehyung als Träger ausgesucht. Er ist einer der wenigen Menschen, der die Gnosis tragen kann, ohne gleich zu sterben. Oder wie erklärt Ihr euch, dass er noch lebendig vor Euch steht? Ich bin mir sicher, dass Taehyung das Land wieder in neues Licht tauchen und Snezhnaya bis zu seinem Tod schützen wird."

Taehyung drückte Jeongguks Hand, um sich irgendwie zu beruhigen. Es enttäuschte und machte in gleichzeitig so sauer, dass sein Vater ihm nichts zutraute und so tat, als sei alles Taehyungs Schuld.

,,Hmpf. Dennoch sehe ich keinen Grund, einem so undisziplinierten Jungen eine solche Aufgabe zu geben. Jeder andere Harbinger hätte diese Aufgabe weitaus besser erfüllt."

Das hatte gesessen. Taehyung hatte es gehasst, immer wieder mit den anderen Harbingern verglichen zu werden und unter die Nase gerieben zu bekommen, dass alle besser waren als er.

,,Verschwinde einfach. Ich dachte, es sei eine gute Idee, wenn ich dir meinen Geliebten vorstelle und du in irgendeiner verdammten Weise mal auf mich stolz bist, aber ich habe mich geirrt. Du bist das gleiche Arschloch wie früher, Vater."

Taehyung ließ Jeongguks Hand los, weil er ihn nicht verletzen wollte. Lieber verschränkte er seine Hand mit seiner eigenen hinter seinem Rücken und ließ das kalte Eis seine Arme heraufkriechen.

Jeongguk seufze nur leise und ballte seine Hände zu Fäusten, wobei die eine Hand noch immer leicht schmerzte.

,,Ein Mann wie Ihr solltet euch schämen, sich einen Vater zu nennen", hauchte Jeongguk nur mit dunkler Stimme und seufzte.

,,Dass ein Göttliches Auge ihn auserwählt hat, ist die größte Ehre. Die Gnosis weiß genau, wer würdig genug ist, sie zu tragen. Oder was habt Ihr schon in Eurem Leben erreicht? Und jetzt entschuldigt uns."

Jeongguk verbeugte sich einmal respektvoll vor seiner Familie und griff Taehyung unterm Arm, um ihn aus dem Thronsaal zu führen. Auch wenn die Familie nett wirkte, der Vater war ihm schon auf Anhieb unsympathisch gewesen. Vielleicht würde sich noch eine Gelegenheit bieten, in der Jeongguk in Ruhe den Rest näher kennenlernen konnte. Doch zunächst musste er Taehyung hier wegbringen. Der Ältere konnte einfach nicht weiter zusehen, wie dieser Mann, der sich als Vater bezeichnete, seinen eigenen Sohn runtermachte.

Stumm folgte Taehyung dem Älteren und presste seine Lippen aufeinander. Der Drang, einfach zu schreien und alles in seiner Umgebung zu zerstören, war groß, aber er wollte nicht schon wieder so einen Ausraster bekommen - jedenfalls nicht vor Jeongguk.

Er spürte die Wut in seinem.Körper pulsieren und musste irgendwie den Druck ausgleichen.

,,Tut mir leid. Ich hatte irgendwie immer noch die Hoffnung, dass er sich vielleicht nach all den Jahren verändert hat, aber er ist leider genauso wie früher", murmelte Taehyung betrübt und drückte seine Hand wieder zusammen. Die eisige Kälte, die aus dieser hervorströmte, betäubte augenblicklich seinen Arm.

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𝐄𝐯𝐞𝐫𝐰𝐢𝐧𝐭𝐞𝐫ᵏᵒᵒᵏᵛ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt