Kapitel 11

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,,Das ist für dich." er holte ein Päckchen welches rot eingepackt in Geschenkpapier und mit einer Schleife aus dem Seitenfach des Autos. Misstrauisch starrte ich auf das Geschenk in seiner Hand, denn sein Verhalten machte keinen Sinn warum wollte er mir nachdem ich ihn töten wollte ein Geschenk geben?

Unruhig versuchte ich mich erneut unauffällig nach einem Fluchtweg um zu schauen um diesem Psycho Spiel zu entkommen, doch Leandro erkannte sofort jede Regung auf meinem Gesicht und schnalzte ungeduldig mit der Zunge, während seine Hand erneut auf den Griff der Waffe legte welche in seinem Schoß lag.

Zögerlich gab ich nach und nahm das Paket, es passte genau in meine Hand und aus Angst gleich den Ring oder schlimmeres vor zu finden zog ich langsam an der hübschen Schleife. Leandro beobachtete mich ausdruckslos, schließlich hatte ich es ausgepackt und hielt ein schwarzes Samtsäckchen in der Hand.

Ich schüttete den Inhalt in meine Hand und als ich verstand was da in meine Hand gefallen war wurde mein Mund trocken, panisch starrte ich noch eine Sekunde auf das Teil bevor ich es endlich schaffte den Finger weg zu schmeißen.

,,Du- du bist krank." Leandro lächelte nur und nahm meine Hand in seine, er verhinderte ohne Mühe jegliche Gegenwehr und fuhr zu meinem kleinen Finger ,,Siehst du genau hier" er fuhr über eine kleine Stelle unterhalb meines kleinen Fingers ,,Haben wir Tyler den Finger abgetrennt." ,,Nein!" Ich schüttelte den Kopf in der Hoffnung das alles war ein schlimmes Flashback was bald aufhören würde.

,,Sehr schmerzhaft und sehr leicht entzündlich." erzählte mir Leandro entspannt weiter als ob er vom Wetter sprach und nicht davon wie er meinen Freund gefoltert hat. ,,Zudem sieht es nicht sehr schön aus." bedauerlich als hätte er jemanden der krank ist Gute Besserung gewünscht  schaute er mich an.

Aggressiv schaffte ich es meine Hand aus seiner zu ziehen ,,Du bist krank Leandro, was hast du Tyler angetan? Warum er? Wegen mir?" fragte ich wütend wobei ich die Antwort längst wusste.
Lachend lehnte er sich zurück ,,Aurora, es ist alles wegen dir. Genau deswegen lasse ich dir die Wahl." er hollte einen Zettel aus seiner Tasche und schmiss ihn mir ins Gesicht. Reflex artig wich ich aus, sodass der Zettel in meinem Schoß landete. Leandros arroganter Blick reizte meinen Würgereflex und der Drang ihm nicht doch noch wie ein kleines Kind ins Gesicht zu spucken war nur schwer zu unterdrücken.

Auf dem kleinen Zettel stand ein Datum welches morgen war und eine Adresse zu welcher ich anscheinend um 23 Uhr kommen sollte ,,Wenn er dir so viel Wert ist kommst du, deine Wahl." sprach Leandro im Hintergrund.
,,Du kannst gehen." gelangweilt zeigte er auf die Tür und tippte auf seinem Handy rum, geschockt war ich überfordert und starrte den Finger auf dem Boden an, plötzlich kam mir der Wagen zu klein vor und die Luft wurde immer dicker. Mein Atemzüge wurden kürzer und ich hatte das Gefühl zu ersticken während tausend Emotionen und Bilder in meinen Kopf mir die Tränen in die Augen trieben.

Gehetzt fiel ich fast schon aus dem hohen SUV, Leandros Hand hielt mich in letzter Sekunde vor dem Aufprall zurück, schnell riss ich meine Hand aus seiner und atmete die kalte, muffige Luft der Tiefgarage ein um mich zu beruhigen, Leandro schloss die Autotür und kurz bevor er los fuhr öffnete er sein Fenster ,,Aurora, wenn du kommst wirst du nicht mehr gehen." Nachdrücklich starrte er mir in die Augen und schmiss den Zettel mit dem Ort und der Uhrzeit vor meine Füße,welchen ich vergessen hatte.

,,Wer bist du eigentlich?" meine Worte waren nur ein Hauchen doch es war die Frage welche mich seit dem Amoklauf beschäftigte.
Lächelnd schloss sich das Fenster und der andere Typ fuhr aus der Garage, wie in Trance lief ich zurück hoch zu Rick denn er war der einzige welcher mir jetzt helfen konnte.

Drei Stunden später:

Ruhig atmete ich den beruhigenden Geruch des Kräutertees ein, während Rick nach der Addresse suchte welche auf dem Zettel stand. ,,Anscheinend ist die Addresse in einem Bürogebäude in mitten der Stadt." Überrascht hatte ich eher erwartet auf einem abgelegenen Bauernhof erscheinen zu sollen. ,,Was denkst du? Was soll ich tun?" ,,Ich weiß es nicht." ehrlich schaute er mir in die Augen ,,Wenn du nicht hin gehst dann ist das absolut verständlich und schlau doch die Frage ist wird Leandro diese Entscheidung wirklich akzeptieren? Aber auch wenn du hin gehst verstehe ich dich und bewundere dich für deinen Mut den nicht jeder auf bringen kann. Egal wie du dich entscheidest ich stehe hinter dir, dennoch kannst nur du allein diese Entscheidung für dich treffen, weil es dein Leben ist."

Ich nickte und spürte die Angst vor der bevorstehenden Entscheidung die ich treffen musste, nach einigen Stunden verließ ich abends Rick dankbar für seine Unterstützung und fuhr Nachhause, wo ich mich in mein Zimmer einschloss da ich mich jetzt nicht meinen Stiefeltern stellen konnte.

Vor Erschöpfung schlief ich irgendwann ein und als ich am nächsten Morgen aufwachte war ich keinen Schritt weiter was ich tun sollte, müde  da ich die ganze Zeit von Leandro Alpträume gehabt hatte, ging ich joggen um den Kopf frei zu bekommen. Unter der warmen Dusche später zerbrach ich mir erneut den Kopf darüber was ich tun sollte. Würde ich für Tyler mein Leben opfern? Genau das war es was Leandro von mir verlangte. War mir Tyler so viel Wert mich diesem Monster den Rest meines Lebens zu stellen?

Ich könnte zur Policia gehen doch jedesmal wenn ich das tat zeigte sich wie weit Leandros Macht über das gesamte Land reichte. Natürlich könnte ich versuchen zu fliehen, doch so müsste ich alle Menschen die ich liebte mit nehmen da sich ansonsten nur die selbe Situation wie jetzt ergeben würde. Er erpresste mich mit jedem Mittel das er hatte, die Frage war würde ich mich erpressen lassen?

Immer mehr Zweifel sähten sich in mein Herz und ließen mich daran Zweifeln ob ich wirklich so viele Menschen hatte die ich liebte. Insgesamt gab es vier Personen auf einer Welt von 8 Milliarden Menschen denen ich wichtig waren. Rick schaffte sein Leben alleine das bewies er mir mit jeder Faser seines Körpers, meine Stiefeltern wollten einfach vergessen und Tyler, ich liebte ihn doch war er mir so wichtig?
Konnte ich ihm zu 100 Prozent vertrauen? Vertrauen war so schön und gefährlich, ich liebte ihn dennoch hatte ich Angst, eine solche Angst die größer war als jedes andere Gefühl in meinem Körper.

So oft hatte ich schon Menschen vertraut und jedesmal hatte mich dieses Vertrauen einiges gekostet an Schmerz und Leid. Entschlossen schaute ich auf die Uhr, es war 15 Uhr heißt noch 8 Stunden bis die Frist abläuft, hektisch begann ich mir eine riesige Sporttasche zu packen und hollte alles ersparte aus meinem Sparschwein.

Ich wusste nicht ob ich richtig oder falsch reagierte in dem ich alle die ich liebte verriet, es fühlte sich richtig und falsch gleichzeitig an, ich schrieb einen Abschiedsbrief in welchem ich meine Situation erklärte. Während des Schreibens rannen Tränen meine Wangen hinunter, doch es war der einzige Weg diesem Wahnsinn zu entkommen. Bis jetzt war ich fest gekettet in einem Gefängnis und nur durch Matteo konnte ich fliehen, doch solange ich mich in Italien befand würde mich Leandro nicht mein Leben leben lassen. Meine Angst trieb mich dazu an so schnell wie möglich zu fliehen wie ein Feigling und nicht lange über die Konsequenzen nachzudenken, den ein Bild in meinem Kopf von Leandro wie er mich misshandelte reichte völlig aus um einfach weg zu rennen.

Ich nahm keines meiner Elektronischen Geräte mit, da Leandro bestimmt ebenfalls diese ortete, als ich aus der Tür lief blickte ich wehmütig zurück bevor ich in den Bus stieg und Richtung Flughafen fuhr, während der fahrt überkamen mich tausend Zweifel und ich es fühlte sich komplett hoffnungslos an einfach zu gehen. Was war falsch mit mir? Ich musste sofort zurück! Dennoch blieb ich in dem Bus und reagierte nicht auf meine Zweifel sondern beschäftigte mich damit in welches Land ich am besten fliehen sollte um in Sicherheit zu kommen.

Am Flughafen war einiges los und überall wollten Familien in den Urlaub fahren, in meinem Bauch war eine wahnsinnige Furcht davor einfach in ein Flugzeug zu stiegen gleichzeitig erwartete Leandro eindeutig das ich kommen würde, was mein entscheidender Vorteil sein würde. Auf der rießigen Tafel welche die Flüge anzeigte waren drei Flüge Richtung Deutschland, England und Polen aufgelistet.

Ich entschied mich für England da ich dort wenigstens die Sprache sprechen konnte und trat an den Tresen zu einer jungen Frau ,,Guten Tag, was kann ich für sie tun?" ,,Ein Ticket nach England, bitte." Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe und betete das der Flug nicht ausgebucht war. Die Frau nickte und nach ein paar Rotinefragen  gab sie mir mein Ticket und schickte mich Richtung Sicherheitskontrolle.

Ein Blick auf die Uhr zeigte mir das ich noch 4 Stunden hatte bis Leandro meine Wahl mit bekommen würde, während der Sicherheitskontrolle rasste mein Herz, aus Angst gleich Verraten zu werden, doch die Beamten interessierten sich nicht großartig für mich und ich konnte es nicht glauben das ich es so weit geschafft hatte.




Wie findet ihr Auroras Entscheidung zu fliehen und sich selbst zu retten? Mutig? Egoistisch? Unrealistisch? Schlau? Gefährlich...

Cosa Nostra 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt