Kapitel 12

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Angespannt kaute ich auf meiner Unterlippe und lief vor dem Gate hin und her, bis zum Einstieg der Passagiere musste ich noch 30 quälend lange Minuten hinter mich bringen. Bis jetzt lief alles glatt, keiner der mich aufhielt oder länger als zwei Sekunden beachtete und genau das beunruhigte mich noch mehr. Konnte es wirklich sein das alles so perfekt lief? Das erste mal seit dem Amoklauf?

Misstrauisch traute ich dem Frieden nicht, als sich die Türen der Glastüren öffneten und mehrere Männer in dunklerer Kleidung aus einem Nebenraum heraus traten. Reflexartig umklammerte ich das Taschenmesser in meiner Jackentasche welches mich wahrscheinlich nur selbst verletzten würde, doch das Gefühl etwas dabei zu haben was mich beschützte reichte aus um das Messer in meinem Schuh zu verstecken.

Ich war überrascht und erschrocken zugleich, wie einfach es mir gelungen war das Messer mit zu nehmen, was wenn ich ein Serienkiller wäre? Das näher kommen der Männer riss mich aus meinen Gedanken und gerade als diese um die Ecke traten, fing mein Herz für einen Moment auf zu schlagen. Geschockt starrte ich drei Sekunden in das Gesicht von Matteo, innerlich zwang ich mich zur Ruhe und Gelassenheit, um seine Aufmerksamkeit nicht auf mich zu ziehen.

Während ich gespielt interessiert aus der rissigen Fensterfront schaute, beobachtete ich ihn im Spiegelbild wie er sich kurz mit einer rot haarigen Stewardess unterhielt. Matteo, sah genauso aus wie damals, perfekt gestylt und muskulös, sein Erscheinungsbild feuerte eine rießige Wut in meinem Bauch an. Er hatte sich nicht verändert, sondern lebte sein Leben weiter ohne Rücksicht auf Verluste, ohne an den Folgen zu leiden welche seine Handlungen auf meinem Körper und in meinem Kopf hinterlassen hatten.

Er genoß seinen Erfolg und seine Überlegenheit genau wie Leandro, während sie feierten lag ich schluchzend in meinem Bett und bekam die traumatisierenden Bilder nicht mehr aus meinem Kopf. Dabei sollte es genau anders sein, ich sollte feiern frei zu sein und sie sollten an ihren Taten ersticken. Dennoch fühlte sich in dem Moment wo ich Matteo unbekümmert sah es sich nicht an als hätte ich gewonnen, sondern einfach nur Überlebt.

Verkrampft drückte sich der Griff des Messers in meine Hand und das unglaubliche verlangen dieses in seinem Hals zu sehen, sodass er an seinen Taten ersticken würde, erfasste mich.

Wahrscheinlich hatte ich einen mörderischen Blick drauf, als ich aus dem Fenster schaute, schnell zwang ich mich zurück auf meinen eigentlichen Plan und plante meine Mord Gedanken ein anderes mal weiter zu verfolgen.

Gerade als ich dachte er würde gehen schoss sein Blick hoch zu mir und unsere Augen trafen sich in dem Spiegelbild des Fensters. Ruhig atmete ich durch und blieb äußerlich gelassen während mein Herz rasste, mein erster Instinkt war es weg zu rennen, doch was würde das bringen? Solange ich hier war konnte ich soweit rennen wie ich wollte, egal wohin ich renne sie würden mich finden. Matteo sprach in sein Telefon als er schnell auf mich zu lief.

Das rassen meines Herzes fühlte sich an als würde es aus Angst gleich herausspringen, dennoch wusste mein Verstand das ich mehr Chancen hatte zu entkommen wenn ich weiter meine Rolle spielen würde. Noch war die Frist Leandros nicht abgelaufen und Matteo war es welcher die Entscheidung getroffen hatte mich auszutauschen, warum sollte er mich wieder mit nehmen?

,,Aurora, welch unerwartete Überraschung." langsam drehte ich mich um und blickte diesem Verbrecher, welcher mir innerlich eine riesige Ansgt machte, ins makellose Gesicht. ,,Matteo." kühl musterte ich ihn kurz und bemerkte im Augenwinkel wie einige Menschen sich von uns entfernten, Matteo und Leandros Einfluss war größer als mir bewusst war, wie so einiges, was mir mal wieder vor Augen geführt wurde.

,,Was tust du hier?" Es war schlauer ihm eine Antwort zu geben als die Wahrheit das dies ihn einen Scheiß anging ,,Ich genieße die Aussicht." ohne mit der Wimper zu zucken blickte ich zu ihm hoch und fragte mich innerlich wie er hier einfach so herum laufen konnte nachdem Leandro ihn aus einem Hochsicherheitsgefängnis erpresst hatte, was mal wieder die Korruption Italiens unter Beweis stellte.

Er schmunzelte kurz und schaute einen Moment hinter mich ,,Willst du dich nicht von deinen Eltern verabschieden?" der Fakt wie selbstverständlich er es ansah das ich das brave Mädchen welches seine Geliebte Eltern rettete, ohne an sich selbst zu denken spielte, ließ mich meine Augen innerlich Rollen. Wie Klischee Haft lebte er bitte?

,,Ich muss alleine nachdenken." kühl wusste ich das Matteo mir das heulende und bettelnde arme Mädchen nicht abkaufen würde, doch wie sah es mit der kühlen, abgeschotteten aber dennoch verletzten Aurora aus? Seine Augen scannten jede meiner Regungen, bevor er lächelte ,,Egal wie oft man dich warnt, immer denkst du du wärst schlauer als wir, warum ist das so, Aurora?"

Nachdenklich schwebte seine ironische Frage kurz zwischen uns, wie selbstverständlich packte er meinen Arm und zog mich mit sich. ,,Matteo, was soll das?" Ich versuchte das Beben aus meiner Stimme zu verbannen was so halb klappte.

Ohne mir eine Antwort zu geben, zog er mich Richtung Damen Toiletten, ich hasste es wie er sich über meine Meinung hinwegsetzte, dennoch wusste ich das ich,  wenn ich mich von ihm los reißen würde, als Antwort seine Waffe an meiner Schläfe hätte und niemand hier würde mir helfen.

Die Toiletten waren leer und er schubste mich gegen das Waschbecken ,,Was soll das?" wiederholte ich meine Frage ,,Gib mir dein Ticket." fordernd nickte er leicht zu meiner Tasche welche neben mir auf dem weißen Fließenboden lag. ,,Was? Warum?"

Matteo ignorierte meine Fragen weiter und der Griff um das kleine Messer in meiner Tasche vermittelte mir selbst das Gefühl nicht schutzlos zu sein, auch wenn ich mich mit diesem Gefühl nur selbst anlog.

Cosa Nostra 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt