Kapitel 38

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,,Auch ein Kämpferherz hat irgendwann keine Kraft mehr." ~Leandro







Müde saß ich morgens in dem dunklen SUV, ich trug eine Jogginghose und einen passenden schwarzen Hoddie. Leandro hatte seine Ankündigung zu verreisen sofort umgesetzt sodass ich jetzt erschöpft mit ihm in dem Wagen saß.

Ich musste mich zwingen nicht hier und jetzt einzuschlafen, da ich die ganze Nacht über Bauchschmerzen hatte. Hinter und vor uns fuhren zwei weitere dunkle Autos und auch wenn ich noch nicht wusste weshalb genau Leandro nach Spanien wollte, hatte ich ein ungutes Gefühl im Magen.

Innerlich betete ich immer wieder vor mich hin das Tyler noch lebte und klammerte mich an den Gedanken mit ihm zusammen fliehen zu können, auch wenn eine leise Stimme in meinem Ohr mir immer wieder zuflüsterte wie unrealistisch es war das er noch lebte.

Leandro war die ganze Fahrt über bis zum Flughafen am Handy, worüber ich froh war, da ich nicht die Kraft und Lust hatte jetzt ein erneutes Gespräch zu überstehen.

Das Auto hielt auf dem Flugplatz, merkwürdiger Weise gab es keine Kontrolle oder sonstiges. Alle Personen die ich draußen sah trugen entweder einen Anzug oder waren schwer Bewaffnet.

Selbstsicher stieg Leandro aus dem Wagen und wurde sofort respektvoll von allen anderen Personen auf dem Flugfeld begrüßt.

Alles in mir sträubte sich dagegen auszusteigen, als mir von einem grimmigen Riesen die Tür geöffnet wurde.

Angsterfüllt fiel es mir schwer aus dem Wagen zu kommen und ich blieb mit zitternden Knien verloren neben dem SUV stehen. Der grimmige Mann lief zum Kofferraum und hielt, als er zurück kam, Krücken in der Hand. Erleichtert nahm ich diese entgegen und entlastete so meine Wunden.

Gerade als ich los laufen wollte erstarrte mein Körper, scheppernd fielen die Krücken auf den Boden als ich erkannte wer aus dem Auto vor uns stieg. Ich wusste das sie kommen würden und ich wusste das mich diese erneute Konfrontation aus der Rolle bringen würde, trotzdem schockte es mich als ich Nero und Matteo sah.

Ein unkontrolliertes zittern ergriff meinen Körper, es kostete mich viel Überwindung mit dem Mann mit zu gehen welcher meine Krücken vom Boden auf gehoben hatte.

Langsam folgte ich ihm bis zum Flugzeug, während Leandro noch mit wichtig aussehenden Männern sprach. Angestrengt kämpfte ich mich die steile Treppe hoch, welche nicht zu enden schien während die starke Sonne auf meinen Rücken prallte.

Eine Stewardess empfing mich und begrüßte mich. Stumm nickte ich ihr zu und sie brachte mich zu meinem Platz, welcher sich am Fenster befand. Zuvor war ich noch nie in meinem Leben geflogen und wenn ich es wäre dann sicher nicht so luxuriös.

Mir wurde unaufgefordert ein Glas Sekt gebracht von der jung aussehenden Frau, welche ich auf Mitte Zwanzig schätzte ,,Entschuldigung, könnte ich Wasser haben?" ,,Natürlich." sie lächelte und lief nach hinten.

Kurz darauf kam sie mit einem Glas Wasser in der Hand zurück welches sie mir reichte, dankbar nippte ich nervös daran als Leandro, Nero und Matteo zusammen mit der schwarz haarigen Frau welche Tyler gefoltert hatte, in das Flugzeug einstiegen.

Ich hatte ihren Namen schon wieder vergessen und dennoch verachtete ich sie zu tiefst. Leandro setzte sich neben mich und bestellte sich sofort Whiskey bei der Stewardess.

Dieser Flug würde mein erster und schlimmster werden, als sich Nero und Matteo gegenüber von mir hin setzen und die schwarzhaarige Frau im hinteren Flugzeug verschwand.

Diese ganze Situation war so surreal und unrealistisch, sodass mich das verrückte Verlangen schreiend aus diesem Alptraum zu erwachen erfasste.

Mein Magen knurrte und ich sehnte mich nach einer Dusche. Mit zittrigen Beinen saß ich in dem gemütlichen Sessel, während sich meine Hände in die Lehne krallten als das Flugzeug zu rollen begann.

Leandro, Nero und Matteo waren alle an ihren Handys und schien es nicht zu interessieren das wir gleich abheben würden.

Die Schnelligkeit drückte mich in meinen Sitz und das Gefühl als wir in der Luft waren, war merkwürdig. Nach ein paar Minuten flogen wir senkrecht und mein Herzschlag beruhigte sich etwas.

Kurz darauf kam die Stewardess mit den Getränken, ihre Hand zitterte leicht als sie den Whiskey auf den edlen Tisch stellte. Leandro beachtete sie nicht doch würde er sie einen Moment ansehen hätte er bemerkt wie viel Angst sie hat.

Sehnsüchtig schaute ich aus dem Fenster, trotz das mich nichts mehr in Italien hielt war da dieser Hoffnungsschimmer meines alten glücklichen Lebens, zudem war noch gut versteckt im Badezimmer ein Messer, welches entweder mich umbringen oder retten würde.

Die ganze Zeit während des gestrigen Abend hatte ich überlegt ob ich das Messer nicht einfach hätte weg werfen sollen, doch so eine Chance, auf eine Waffe, verstreichen  zu lassen hatte mein Kampfgeist nicht zu gelassen.

Zwei Stunden später landete das Flugzeug und ich konnte erleichtert aufatmen. Alle stiegen aus, sodass ich schnell meine Krücken nehmen musste und Richtung Tür lief.

Ich spürte Leandro dicht hinter mir, auch wenn er mich nicht berührte, wie er jeden meiner Schritte beobachtete, während ich die Treppen hinunter zu den Wägen ging.

Er öffnete mir eine Tür und wir fuhren los, draußen sah die Landschaft trocken und heiß aus und nur vereinzelt sah man verfallene Häuser. Wir mussten uns ziemlich abseits von der Stadt Valencia befinden, als schließlich kein einziges Haus mehr auftauchte.

Die Jeeps fuhren über den Sand bis schließlich ein herrschaftliches Anwesen in der Ferne zu erkennen war. Es erhob sich über dem Meer und der Landschaft was perfekt zu Leandro passte.

Mit quietschenden Reifen hielten die Autos und ich stieg erschöpft aus. Mein Körper sehnte sich nach einer Dusche und Schlaf.

Plötzlich legte sich Leandros Hand auf meinen Rücken und ein unangenehmes Gefühl kletterte meine Wirbelsäule hinunter, als wir zusammen zum Eingang liefen. Alle anderen waren schon drinnen und kurz bevor wir eintraten hielt Leandro mich am Arm zurück.

,,Ich werde in den nächsten Tagen viel Arbeiten, du wirst in dieser Zeit hier bleiben, verstanden?" Ich nickte und als ich erneut los laufen wollte, hielt er mich erneut zurück.

Ich unterdrückte ein Stöhnen welches halb aus genervtheit und Schmerz, darüber das er meine aufgescheuerten Handgelnke fest hielt, bestand.

Leandro starrte kurz meine Hand an, bevor er einen Ring aus seiner Tasche holte und mir an den Finger steckte. Geschockt schaute ich den Ring an welcher der gleiche war, welchen er mir an seiner Zwangshochzeit an den Finger gesteckt hatte, bevor ich versucht hatte ihn umzubringen.

,,Vergiss nicht wem du gehörst."

Cosa Nostra 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt