Kapitel 36

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,,Das Gefährliche am Verrat ist, dass er nie von deinen Feinden kommt."  ~Leandro







Schwitzend wachte ich auf und schreckte hoch. Sofort bereute ich meine schnelle Bewegung und stöhnte bei dem Schmerz auf. Als ich an die hohe Decke des Raumes schaute erkannte ich das ich in dem Schlafzimmer von Leandro sein musste.

Schmerzerfüllt legte ich meine Hand an meine Schläfe um den schrecklichen Pochen zu entkommen, was nicht funktionierte. Mein Gehirn war noch nicht in der Lage zu verstehen warum ich hier war oder was passiert war. Nur in Schemen erinnerte ich mich an die letzten Momente bevor ich einfach weggekippt war.

Ich hörte wie sich eine Tür öffnete und hievte mich angestrengt in eine Sitzende Position. Ich erkannte Leandro welcher schnell auf mich zukam, als er sah das ich wach war.

Er setzte sich an die Bettkante, sein Hemd war mit Blut Spritzern befleckt. Kurz starrte ich auf sein Hemd, als mich seine Hand, welche er an meine Stirn legte, ablenkte.

,,Fass mich nicht an." meine Stimme war ausgetrocknet, sodass die Worte nicht so selbstbewusst klangen wie sie sich im Kopf angehört hatten.

Leandro ignorierte meine Aussage und holte ein Glas Wasser vom Nachtisch ,,Hast du Durst?" ich schüttelte den Kopf woraufhin er das Glas zurück stellte. Lieber trank ich später aus dem Wasserhahn als Wasser von Leandro anzunehmen.

,,Wie geht es dir?" ,,Was hat deine Meinung geändert?" antwortete ich seine Frage mit einer Gegenfrage um endlich antworten zu bekommen.

,,Beantworte meine Frage." Genervt rollte ich mit meinen Augen, wie sollte es mir schon gehen? Leandro drückte blitzschnell seine Hand auf meinen Mund und schüttelte leicht meinen Kopf ,,Roll nochmal deine Augen und ich ändere vielleicht meine Meinung, wenn du keinen Respekt vor mir hast, dann eben Angst."

Das Verlangen erneut mit den Augen zu rollen war verlockend trotzdem nickte ich nur eingeschüchtert.

Leandro nahm seine Hand von meinem Mund ,,Wir geht es dir?" ,,Besser." murmelte ich.

,,Wir reden heute Abend." Er starrte mir einen Augenblick herausfordernd in die Augen und wartete ob ich es wagen würde ihm erneut zu wiedersprechen, was ich nicht tat, denn die letzten Stunden hatten mir eine unvorstellbare große Angst eingejagt.

,,Ruh dich aus, dein Körper ist noch nicht bereit für dieses Gespräch."

Wütend versuchte ich meine Wut zu verstecken, was bildete er sich ein entscheiden zu können wann ich ausgeruht genug war? Stumm akzeptierte ich es einfach, wie ich es in letzter Zeit öfter getan hatte.

Leandro legte seine Lippen auf meine, welche von Tränen benetzt waren. Ich reagierte nicht auf seinen Kuss, stumm ließ ich seine übergriffigkeit über mich ergehen.

Endlich lief er zurück zur Tür, gerade als er raus gehen wollte hielt er inne und drehte sich wieder um. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten, trotzdem versprach er nichts gutes.

,,Du weißt was passiert wenn du dich mir wiedersetzt?" Gefahr schwebte in seiner Stimme mit, welche ich auf keinen Fall hören wollte. ,,Ja." antworte ich ruhig um eine erneute Eskalation zu verhindern. Meine Worte beruhigten Leandro nicht, im Gegenteil er wirkte noch angespannter auf mich.

Erst jetzt konnte ich seinen Gesichtsausdruck deuten-
es war Misstrauen.

Ruhig beruhigte ich mein rasendes Herz, er konnte das mit dem Zettel nicht wissen, denn ansonsten wäre ich noch im Verließ.

,,Wirklich?" spöttisch setzte er sich zurück, mir Gegenüber auf das Bett, was ich eigentlich verhindern wollte. Seine Augen starrten in meine, um dort die Wahrheit- oder Lüge zu finden.

,,Wo bleibt dein nutzloser Wiederstand? Deine frechen Antworten?" Stumm antwortete ich auf seine Frage nicht.
,,Weißt du was ich in deinen Augen sehe?" Ruhig schüttelte ich den Kopf, sein heißer  Atem strich über mein Gesicht, als er erneut zu sprechen begann.
,,Hoffnung." Leandro musterte genauestens meine Reaktion.

Monoton starrte ich ihn an ,,Worauf hoffst du, Aurora?"

,,Ein Wunder." Überzeugt versuchte ich jedes verräterische Zucken zu unterdrücken, was meine komplette Selbstbeherrschung forderte. ,,Lüg mich nicht an." Seine Hand umfasste meinen Hals, bereit jeden Moment zuzudrücken.

,,Was willst du jetzt von mir?" verzweifelt schaute ich ihn an ,,Wenn ich nicht tue was du willst, bestrafst du mich und wenn ich das tue was du willst bestrafst du mich, dafür das ich das tue was du willst?"

Wütend schlug ich seine Hand von meinem Hals, wobei ich das leichte Zittern versteckte. Sein Gesichtsausdruck zuckte kurz und ich verstand warum er auf einmal so misstrauisch war. Hinter seiner ganzen dominanten und selbstbewussten Fassade hatte er Angst. Davor das ich doch einen Weg fand ihm zu entfliehen oder etwas anderes plante.

,,Trink das jetzt." anscheinend glaubte er mir vorerst, was meine Muskeln etwas entspannte. Misstrauisch schaute ich auf das Glas Wasser was er mir schon davor angeboten hatte.

,,Ich habe immer noch keinen Durst." antwortete ich Stur. ,,Mir egal." kalt holte er seine glänzende Waffe, welche er vorne in seinem Anzug Hosenbund stecken hatte, hervor und legte sie deutlich sichtbar in seinen Schoß, mit der Hand um den Abzug.

,,Was ist da drin?" zitternd starrte ich das leicht milchig wirkende Wasser an. ,,Schlafmittel." mit zitternden Händen nahm ich das Glas und war froh darüber nicht wie ein naives Kind es gleich beim ersten Mal, als er es mir angeboten hatte, zu trinken. Auch wenn mir diese Intelligenz gegenüber seiner Überlegenheit nicht viel gebracht hatte, außer ein paar Minuten.

,,Bitte Leandro, ich-" er unterbrach mich in dem er die Waffe auf meinen Oberschenkel richtete, genau auf die Stelle in welche mir Matteo geschossen hatte.

Panik ergriff mich als ich erneut wie ein Déjà-vu die Waffe an der gleichen Stelle spürte, mit der Drohung jeden Moment abzudrücken. Hektisch trank ich das Glas leer. Zufrieden packte Leandro die Waffe weg und ich spürte seine Hände unter meinen Rücken, welche mich in eine liegende Lage brachten, ohne mich wehren zu können, da ich mich auf einmal noch schwacher fühlte als vor ein paar Minuten.

Mir wurde immer schummriger bis ich einfach in eine friedliche Dunkelheit kippte.


Unbekannte Zeit später:

Als ich aufwachte, war es draußen schon wieder dunkel geworden.
Neben mir auf dem Bett lag ein schwarzes Abendkleid zusammen mit passendem Schmuck.

Stöhnend vor Schmerz, schlurfte ich zuerst ins Bad um etwas zu trinken. Mein Bauch schmerzte stark und mir wurde extrem schlecht. In meinem Kopf drehte sich alles und ich musste mich übergeben.

Zitternd starrte ich kurz auf die Magensäure, da ansonsten seit Tagen nichts mehr in meinem Magen gewesen war.
Ich fühlte mich unglaublich schwach als es mir schwer fiel auf zu stehen und am Waschbecken meinen Mund auszuspülen.

Komplett fertig von dem Schlafmittel und der Folter sackte ich auf dem dunklen Stein Boden zusammen. Immer wieder kam wie ein Dauerschleife das Gefühl der unglaublichen Angst und Hilflosigkeit in mir hoch, welche ich unten, in diesem Keller, gespürt hatte.

Es war anders gewesen, als damals wenn Leandro und Matteo mit einem Messer in meiner Wunde herum gestochert hatten. Damals wusste ich, das ich jemanden hatte der sich um mich sorgte, ich war voller Temperament und vor allem von Wut getrieben. Diese Wut hatte all meine Angst verdrängt, gleichzeitig hatte sie mich die ganze Zeit an Leandro fest gekettet.

Allein der Gedanke an Nero und Matteo ließ meinen ganzen Körper zittern. Leandro hatte sie wie Tiere auf mich los gelassen, wofür ich ihn nur noch mehr verachten konnte, meine einzige Hoffnung war ein scheiß Zettel aus einem Dampfbad.

Cosa Nostra 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt