Kapitel 20

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,,Verlierer hören auf, wenn sie scheitern.
Gewinner scheitern, bis sie erfolgreich sind." ~Leandro


Sofia redete ununterbrochen leise mit der Frau neben ihr wobei sie mich immer wieder verstohlen musterte. Genervt schaute ich auf meine Handschellen welche ich unter dem Tisch bis jetzt versteckt hatte.

Auch wenn ich sie mit Stolz tragen sollte, da sie zeigten das das hier nicht normal ist und ein Symbol des Protestes waren, fühlte ein Teil von mir sich gedemütigt.

Die Erniedrigung welche Leandro mir verschaffte in dem er zeigte wer das letzte Wort hatte, ließ mich zögern. Unglaublich wütend auf ihn das er mich ohne Vorwarnung in dieses Frühstück hinein geworfen hatte, mit all diesen Menschen, ballten sich meine Hände zu Fäusten.

Am liebsten wäre ich aufgestanden und kommentarlos gegangen, doch zwischen drei Mafiosis wäre dies nicht die beste Reaktion.

Leandro schaute mich schon mehrmals aus dem Augenwinkel an und ich wusste das er mich gleich zwingen würde etwas zu essen. Renia schickte mir immer mal wieder hasserfüllte Blicke welche ich lächelnd erwiderte, sie war die einzige in diesem Raum bei welcher ich Respektlosigkeit nicht mit Respekt erwidern musste.

Mein Magen knurrte und ich überblickte das Essen, die meisten Gerichte waren mit Gluten was ich wegen meiner Zöliakie nicht vertrug. ,,Renia." Leandro rief die Haushälterin, hektisch rannte sie fast schon zu ihm, wobei sie ihm anzügliche Blicke schenkte.

,,Was kann ich für sie tun?" ,,Aurora was möchtest du essen?" fragte Leandro mich ,,Gibt es Glutenfreie Brötchen?" Renia nickte kalt und Leandro schickte sie mit einer Handbewegung los.

Renia knallte mir das Brötchen auf den Teller und stellte daneben Butter hin. Ich ignorierte ihr kindisches Verhalten, ich schaute mich auf dem Tisch nach einem Messer um, doch alle außer mir hatten ein Messer.

Wie selbstverständlich nahm Leandro mein Brötchen und begann es zu schneiden während er im Gespräch mit Matteo war. Wie ein kleines Kind das von seinen Eltern das Brötchen geschnitten bekam fühlte ich mich nur noch mehr erniedrigt, gestresst fuhr ich mir kurz durchs Haar, wobei meine Handschellen klimperten und jegliche Aufmerksamkeit beanspruchten.

Peinlich berührt wollte ich einfach nur im Erdboden versinken, Leandro gab mir das Brötchen und ich begann einfach stumm an dem Brot zu knabbern.

All das hier war krank. Wie diese Verbrecher an einem Tisch frühstückten mit ihren Tussis, welche aufgesetzte Gespräche führten als ob sie nicht ein eigenes Leben hätten, in welchem sie eine bedeutendere Rolle einnahmen, als ein Accessoire eines Verbrechers.

,,Wir wollten heute einmal in den Spa Bereich von Sofia und Matteos Haus gehen." begann die mir Unbekannte Gesprächspartnerin Sofias. Innerlich rollte ich die Augen, da es eindeutig wichtigeres gab als Entspannungs Quatsch. Zudem wüsste ich nicht seit wann Sofia ein Haus hat. Sofia nickte zustimmend und erzählte begeistert von den Saunen und sonstigem Zeug.

,,Du bist Aurora oder?" sprach mich jetzt die Unbekannte an ,,Ja." kalt musterte ich sie, ihre blonden Haare stachen hervor und ihr Gesicht war ebenfalls sehr hübsch, aber etwas aufgesetztes falsches machte sie unsympathisch. ,,Ich bin Felicia, eine enge Freundin der Familie und Sofias. Sofia kennst du ja oder?" ihre Frage war provokativ an mich gerichtet als würde sie mir zeigen wollen das sie nun die neue beste Freundin war.

,,Ja ich kenne Sofia, wir wurden beide bei einem Amoklauf in unserer Schule verschleppt." mit einem Satz brachte ich jedes Gespräch am Tisch zum Abbruch und es herrschte eine geschockte Stille, das ironischste war das wir mit denn Geiselnehmern an einem Tisch frühstückten.

Ich musste schmunzeln als ich Sofias entsetzten Gesichtsausdruck sah, anscheinend hatte sie vergessen warum sie hier war. Leandros, Matteos und Neros Blick durchbrannten meine Seele, dennoch kommentierte niemand das gesagte und nach ein paar Minuten in welchen nur Geschirr klapperte begannen langsam wieder Gespräche.

Hungrig hatte ich große Lust mir einen Obstsalat oder ein anderes Rezept aus meinem Glutenfreien Kochbuch selbst zu kochen und nahm mir vor dies zu tun, wenn Leandro weg.

Diese Felicia begann erneut von dem Spa Bereich zu schwärmen und mir bluteten langsam die Ohren von ihrer Stimme. ,,Aurora möchtest du nicht mit kommen heute? Ein wenig Wellness schadet dir nicht." ihre unterschwellige Beleidigung ignorierte ich bewusst.

Auf keinen Fall würde ich mit den beiden einen Wellness Tag unternehmen ,,Nein." antwortete ich ,,Warum nicht? Leandro, Matteo, Cleo und Nero werden bis morgen Abend weg sein, ein Mädelsabend wäre doch schön." ,,Nein." antwortete ich ihr erneut und freute mich insgeheim darauf das Leandro weg musste.

Vor den Kopf gestoßen wollte Felicia zur nächsten Überredungstaktik ansetzten als Leandro sie unterbrach. ,,Sie wird mit kommen, Felicia." freudig klatschte Felicia etwas zu glücklich in die Hände ,,Perfekt."

Fassungslos schaute ich Leandro an, was sollte das? Warum musste ich mit diesen zwei Personen Zeit verbringen? Das dringende Bedürfnis Zeit für mich zu haben, würde ich noch weiter verschieben müssen, eigentlich wollte ich in Ruhe darüber nachdenken, wie ich mit der jetzigen Situation umgehen soll, doch ich hatte das Gefühl das Leandro mir keine Zeit zum Atmen ließ.

Als alle fertig waren stand Leandro auf und zeigte mir ihm zu folgen. In einem Nebenraum in welchem eine Art Lounge mit Bar  sich befand, begann er zu sprechen ,,Ich werde morgen Abend zurück sein, bis dahin bist du bei Matteo, unter der Aufsicht von Felicia und Sofia." ein glitzern schlich sich in meine Augen, mein Kopf baute sofort einen Fluchtplan zusammen bei dem Gedanken nur von ihnen
"beaufsichtigt" zu werden.

Natürlich bemerkte Leandro sofort meine Stimmungsänderug ,,Denk gar nicht erst daran zu fliehen, weißt du noch was dann passieren wird?" fragend blickte er mich an, bei seinen Worten wich das Glitzern aus meinen Augen ,,Was wird passieren, Aurora?" fragte er wütend ,,Du wirst mir das Rückenmark durchtrennen." antwortete ich leise.

,,Genau, zudem werden natürlich viele meiner Männer jeden deiner Schritte bewachen und mir sofort Bericht erstatten." ,,Warum lässt du mich nicht einfach hier? Ich male irgendwas oder Koche Glutenfrei.." fragte ich, noch immer nicht bereit diesen tollen Plan auf zu geben.

Leandro lächelte bösartig ,,Du hast mich und einen meiner Männer mit einem Messer angegriffen, glaubst du wirklich du hast noch irgendeinen Anspruch auf irgendetwas? Du hast dir jegliche Priviligien verspielt. Das hier ist genauso eine Strafe wie die Handschellen." enttäuscht sagte ich nichts mehr und gab den Gedanken auf diese zwei Tage Wellness mit Sofia und Felicia verhindern zu können.

Cosa Nostra 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt