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RUUUUUMMS!

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RUUUUUMMS!

Mit einem Ächzen saß ich senkrecht im Bett, mein Herz hämmerte wild und unwillkürlich griff ich nach dem Baseballschläger, den Miss Miller mir vor zwei Nächten gegeben hatte. Nachdem sie uns in einem großen und komfortablen Gästezimmer einquartiert hatte und Kiara - eine Schmusedecke um sich gewickelt - tief und fest schlummerte, hatte ich der netten Bikerdame alles erzählt.
Sie hatte ruhig zugehört, mich dann nachdenklich gemustert und sehr treffend angemerkt: „Schöne Scheiße, meine Liebe!" Dann hatte sie eine Tasse Earl Grey vor mich gestellt und mir einen massiven Baseballschläger aus Hartholz in die Finger gedrückt.
Ihr Rat zur Handhabung war derart simpel, dass selbst ich wohl kein Problem mit der Umsetzung haben würde, sollte es einmal hart auf hart kommen.
„Vergiss den Quatsch mit auf den Schädel hämmern! Kein Kerl steht so schnell wieder auf, wenn du ihm mit einem kräftigen Aufwärtsschwinger die Klöten zermatschst!"

KRACH!

Heiliger Ochsenmist aber auch!
Das konnte doch unmöglich ein Einbrecher sein. So derart meschugge und vor allem laut waren die nun wirklich nicht.
Rasch eilte ich zur Tür und kaum hatte ich diese aufgerissen, peeste Rain im Affenzahn an mir vorbei, das Fell dermaßen gesträubt, dass sie wie eine laufende Pelzkugel aussah und nahm mit ausgefahrenen Krallen die Kurve in Richtung Wandschrank.
Ihr folgte ein ziemlich junger, dafür aber extrem enthusiastischer Rauhaardackel mit wild wedelnder Rute.
„Bones!"
Das Dackelchen wirbelte zu mir um, ließ sich fiepsend auf den Teppich fallen und sah mich reuevoll an. Hoch oben auf dem Schrank kauerte indes meine Mieze und fauchte den Kleinen auf Teufel komm raus an.
Könnte sie sprechen, hätte das Hündchen jetzt vermutlich diverse neue Schimpfwörter gelernt, für die jede Mutter ihrem Kind den Mund mit Seife auswaschen würde.
Ich wartete nur noch darauf, dass Rain dem sechs Monate alten Welpen sehr erwachsen, die Zunge herausstrecken würde.
„Ach, Ruhe da oben!" maulte ich müde und funkelte meinen Pelzträger genervt an. „Miiiauuuu!"
Ja, ja, ja ... als würde ich ihr diese Ausrede abkaufen!
Ich wusste, dass Rain dem Dackel zuerst den Krieg erklärt und dem winzigen, extrem niedlichen Vieh bei der ersten Begegnung erstmal zünftig ein paar gezimmert hatte. Bones hatte die Katze aus herzzerreißend verzweifelten Augen angesehen und nicht verstanden, warum der neue Spielkamerad sich als Mobber herausgestellt hatte.
Doch dann offenbarte sich, dass der Dackel einen Dickkopf hatte, mit dem er mühelos Betonwände würde einrennen können.
Diese Katze war in sein Revier gekommen, demzufolge hatte sie gefälligst mit ihm zu spielen!
Rain war davon nicht überzeugt.
Aber so gar nicht!
Und so kam es immer mal wieder zu mehr oder weniger freundschaftlichen Auseinandersetzungen, die stets damit endeten, dass die Mieze mit ausgefahrenen Krallen an irgendeiner Wand klebte oder für Stunden auf einem Schrank festsaß ...
Ich ging neben Bones in die Hocke und kraulte ihn hinter den Ohren. Sofort verschwand der unglückliche Ausdruck in den braunen Hundeaugen und die kleine Rute wedelte eifrig Bremsstreifen in den Teppich.
Ich hob den Welpen hoch und trug ihn gurrend zu seinem Körbchen.
Dort abgelegt fiel dem Kleinen auf, dass es mitten in der Nacht war, er kippte zur Seite und schnarchte, noch bevor sein Köpfchen auf dem dicken Kissen landete.
„Na, Klasse ... das konntest du nicht vor fünf Minuten machen?", murmelte ich erschöpft und stellte die umgeworfene Stehlampe wieder auf.
Dann nahm ich Handfeger und Kehrblech aus dem Schrank, um der Topfpflanze wieder zu ihrer verschütteten Erde zu verhelfen.
Nach ein paar Minuten waren die Beweise des nächtlichen Scharmützels beseitigt und ich wankte wieder ins Bett zurück.
„Maaoooo!"
Rain saß mitten auf meinem Kopfkissen und unterbrach das Putzen ihres Hinterteils genauso lange, wie es brauchte, um mir einen Blick zuzuwerfen, der bittere Vergeltung versprach.
Ohne Rücksicht auf die Unversehrtheit meiner Pulsadern schubste ich das renitente Vieh von meinem Kissen und kuschelte mich wieder in die Decke.
Im Schlaf drehte Kiki sich zu mir und schmuste sich in meine Arme.
Die letzten Tage hatten ihr und ja, auch mir echt gutgetan.
Miss Miller hatte sich schlicht geweigert, irgendeine Bezahlung für die Unterkunft und hatte zudem darauf bestanden, dass wir uns in aller Ruhe ausruhen und wieder zu Kräften kommen sollten.
Und so hatten wir fast nur geschlafen und gegessen.
Die Omelette-Lady war eine grauenhafte Köchin und ließ sogar Wasser anbrennen, so hatte ich ohne Zögern das Kochen übernommen, was in unser aller Interesse gewesen war.
Miss Miller bestand allerdings darauf, für die Einkäufe aufzukommen und versicherte mir nahezu im Stundentakt, dass sie sich das ohne weiteres leisten konnte.
Kiara hatte wieder Farbe bekommen und sah nicht mehr so hohlwangig aus und auch ich begann allmählich wieder Hoffnung zu schöpfen.
Wozu genug Schlaf und Essen doch gut waren.
Beleidigt fläzte sich Rain neben mein Kind und startete ihren Motor, auch wenn sie derzeit nicht so wahnsinnig gut auf mich zu sprechen war, sie liebte Kiki mittlerweile über alles und so schwebten wir gemeinsam in Morpheus Arme.

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem seltsamen Enge-Gefühl um den Hals auf und als ich die Augen öffnete und benommen mir an die Kehle griff, ertasteten meine Finger etwas Warmes und Lebendiges, das mit rauem Fell bedeckt war.
Und dann schlabberte eine Hundezunge über mein Gesicht.
„Iiih ... Booones!", jammerte ich und schob den Welpen von meinem Hals runter, um welchen dieser sich wie ein Schal gewickelt hatte.
Rain nutze die Gunst der Stunde und tacherte dem Köterchen mit Schmackes ein paar auf den Hinterkopf, was den Dackel natürlich prompt daran erinnerte, dass seine neue (im Moment zwar noch recht unwillige) beste Freundin zu seinem größten Fan umerzogen werden musste.
Also stürzte er sich auf die Katze, begrub den kreischenden und spuckenden Minitiger unter sich und begann diesen sehr sorgfältig mit langen Zungenschlägen abzuschlecken.
Kiki wachte auf, sah die beiden Tiere und kicherte vergnügt vor sich hin.
Als Bones mit der Katzenwäsche fertig war, erhob sich der Dackel und marschierte hochzufrieden mit sich zu seinem Futternapf in der Küche.
Rain indes war traumatisiert.
Mit einem Mal nur noch die Hälfte ihrer Erscheinung, weil klatschnass, fühlte sich die Mieze zutiefst gedemütigt und mir war klar, dass ich ab jetzt Doppelschichten würde schieben müssen, um die erforderliche Therapie für den Pelzträger zahlen zu können. Ich seufzte, tätschelte der Katze den Kopf und begab mich ins Bad, um rasch zu duschen und mir die Zähne zu putzen.
Dann zog ich mich an und ging in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten.
Miss Miller lehnte am Tresen, schlürfte ihren Kaffee und lobte den winzigen Dackel, der anscheinend seit dem heutigen Morgen endlich stubenrein war, derart, dass das Vieh vor lauter Glückseligkeit fast ausrastete.
„Guten Morgen", sagte ich lächelnd, ging ebenfalls zu Kaffeemaschine und goss mir auch eine Tasse ein. Candice strahlte mich fröhlich an und antwortete: „Dir auch, meine Liebe. Dein Handy hat ein paar Mal geklingelt. Ich glaube, Valeria hat Notstand im Mexican Delight."
Ich griff rasch nach dem Telefon und jepp ... Zehn verpasste Anrufe.
Oh, Shit!
Entschuldigend sah ich Miss Miller an und diese nickte mir nur zu, um dann nahtlos wieder dazu überzugehen, Bones in den Himmel zu loben.

„Alessia? Oh, Gott sei Dank! Hast du heute Zeit? Bitte, sag ja! Biiiitte! Das Mädel, was ich für deine Vertretung angeheuert hat, stiefelt vor einer Stunde hier in den Laden, flötet mich an, dass sie zu gut sei, um in einem schäbigen Diner zu arbeiten und segelt wieder von dannen. Und ausgerechnet heute sind wir für eine größere Party ausgebucht. Kannst du kommen? Oh, bitte, Alessia, bitte!"
„Äh ...", schaffte ich einzubringen, da ging Val auch schon zu Bestechung über und bot mir drei Dollar mehr pro Stunde. Miss Miller lachte amüsiert und rief durch den Raum:
„Geh nur, Kindchen! Ich pass' doch gerne auf Kiara auf! Meine Schwester wollte nachher vorbeikommen und sie ist eine wunderbare Bäckerin. Wir werden einfach Berge von Plätzchen backen und dann vielleicht später noch schwimmen gehen."
Ein Zupfen an meiner roten Carmen Bluse ließ mich den Blick senken und ich sah in leuchtende Kinderaugen.
„Bitte, Tante Lessa! Ich will Plätzchen backen! Und schwimmen! Bitte sag ja!"
„Bitte sag ja", echote Val am anderen Ende der Strippe und auch Bones bellte auffordernd.
So viel Überredungskunst konnte ich wohl nichts mehr entgegensetzen.
„Okay, okay ... ich mache mich auf den Weg!", stöhnte ich ins Handy und Kiki quietschte von Freude, umarmte meine Beine und rannte dann zu Miss Miller und dem Dackelchen hinüber, um begeistert die sturmfreie Bude zu feiern.
Kopfschüttelnd zog ich mir meine Vans an und winkte zum Abschied.

Tja ... hätte ich doch nur vorher meine Kristallkugel gecheckt ...

Es begann mit einem RingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt