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Klo, Klo, Klo

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Klo, Klo, Klo ... wo zum verdreckten Donnerwetter noch mal war das verdammte WC?
Ohne Rücksicht auf Leib und Leben schubste ich die schlafende Katze von meiner Brust - das Vieh flog mit einem Kreischen vom Bett, direkt auf den flauschigen Teppich runter - und ich kugelte prompt hinter dem empörten Pelzträger her.
Ich presste eine Hand vor dem Mund, die andere auf den Bauch und eierte, so schnell ich konnte, zur nächsten Tür.
Als ich endlich den verdammten Lichtschalter gefunden hatte, sah ich, dass ich im Wandschrank stand.
Wieso?
Wieso? Wieso? Wieso? Wieso?
Wieso braucht ein blödes Schlafzimmer mehr als eine Tür?
Niemand in der Welt benötigt einen verflucht noch mal begehbaren Kleiderschrank!
Ich ignorierte gewissen pflichtig die extrem teure und umfangreiche Garderobe, welche eindeutig für eine Frau mit meinen Maßen gekauft worden war, wirbelte herum und rannte im nächsten Atemzug Rain über den Haufen.
Das Tier war jetzt mehr als nur empört und fauchte mich beleidigt an, während ich auf allen vieren (ich hatte mich nach dem Kontakt mit dem Fellknäuel langgelegt) über den Boden krabbelte, um zur zweiten Tür in Sichtweite zu gelangen.
Die führte auf den Gang hinaus!
NATÜRLICH führte das blöde Teil auf den blöden, blöden Gang hinaus!
Ich wimmerte, weil jetzt die Übelkeit in Wellen kam und ich wirklich das dringende Bedürfnis hatte, den teuren Mamorboden vollzukotzen.
Yay, Morgenübelkeit!
Astrein!
Der Tag fing ja wirklich toll an, obwohl, ein kurzer Blick aus den halb geschlossenen Vorhängen hinaus sagte mir, dass es draußen noch zappenduster war.
Also war diese Schwangerschaft ein Miststück wie aus dem Bilderbuch!
Ich hatte anscheinend nicht nur Morgenübelkeit.
Nein, ich hatte auch noch Nachtkotzerei dazu, ganz toll!
Schließlich erreichte ich die dritte und letzte Tür und ... Halleluja!
Ein Badezimmer.

Mit Ach und Krach schaffte ich es zum Porzellanthron und würgte, was auch immer in meinem Magen war, in die Schüssel hinein. Nach einer gefühlten Ewigkeit stemmte ich mich mühsam in die Senkrechte und spülte mir den Mund aus.
Zu meiner Freude entdeckte ich Mundwasser und gurgelte munter drauflos, während der nun sehr skeptische Stubentiger auf der Türschwelle sitzend mit schräg geneigten Kopf aufpasste, dass ich mich nicht aus Versehen selbst mit der minzigen Brühe ertränkte.
Zuzutrauen war es mir leider!
Da ich schon mal das Badezimmer gefunden hatte, beschloss ich die gigantische Regendusche gründlich auf Funktionalität zu überprüfen.
Scheiß auf die Verbände!
Ich fühlte mich wie, ähm ... nun ja, ausgekotzt und wollte die Erinnerungen an die letzten Wochen im Abfluss verschwinden sehen!
Lasst mich mal eines sagen ... duscht niemals mit Verbänden!
Unschöne Sache ... wirklich unschön.
Zwar verschwand der Dreck und Schweiß mit dem abfließenden Wasser, dafür hatte ich jetzt das Gefühl, frisch einbalsamiert worden zu sein.
Mit spitzen Fingern pulte ich mir die klatschnassen Gaze Streifen vom Körper und beging dabei aus Versehen den Fehler, in den Ganzkörperspiegel gegenüber zu schauen. Ich konnte mühelos als Zombie bei The Walking Dead mitspielen - ohne jemals Make-up zu benötigen, versteht sich ...
Schaudernd wandte ich mich ab, wickelte mich in die riesigen superflauschigen Handtücher und wackelte zum Bett zurück.
Rain hockte auf dem Kopfkissen und putzte sich meckernd demonstrativ das Hinterteil. Seufzend gab ich die Nacht vorerst als verloren, setzte mich auf die Bettkante und dachte nach, während meine Finger an dem weichen Handtuch herumfummelten und dann unweigerlich sich auf meinen noch flachen Bauch legten.
Gott, was war das für eine Scheißsituation!
Es war schon schwer bis fast unmöglich gewesen, neben mir und der Mieze auch noch Kiki durchzubringen.
Wie sollte ich das zusätzlich mit einem Baby noch schaffen?
Vor allem so ganz ohne Supportsystem?
Keine Familie, genau eine langjährige Freundin, die mit ihrem Diner allerdings mehr als genug zu tun hatte ...
Ich verbot es mir, hilfesuchend an die russische Sahneschnitte zu denken, der ich diesen ganzen Schlamassel ja erst zu verdanken hatte.
Ich meine, da entführt mich die Familie seiner Zukünftigen aus welchen abstrusen Gründen auch immer.
Und ich sitze in einem fensterlosen Raum für Wochen!
SCHWANGER! Weil er mich ohne Kondom gegen eine Wand genagelt hat!
So ein blöder Mistkerl!

Zu einer Schwangerschaft gehören immer noch zwei! Du warst so geil auf den Kerl, dass auch du nicht mal im Traum daran gedacht hast, Verhütung zu benutzen ...

Jaaaaahaaaa ...
Danke, innere Stimme!
Ich weiß schon, dass ich gerade nicht fair bin, aber hallo?
Mittellose Schwangere hier, schwerst angeschlagen durch die vergangenen Wochen Einsperrens, Prügel, vermutliche Lungenentzündung und eines Streifschusses am Kopf!
Da darf Frau auch mal für ein paar Sekunden unfair durch die Gegend ausflippen!
Danke sehr!
Als keine innere Erwiderung diesbezüglich kam, nickte ich zufrieden und steigerte mich natürlich weiter in meine Wut auf Maxim Suderow hinein, den König der Unterwelt, Lord des Bösen und schlimmsten Erfindung, seit es After Eight gab.
Mitten in meiner Selbstmitleidsparty hörte Rain auf einmal auf, sich demonstrativ auf meinem Kopfkissen den Hintern zu putzen und sah mit einem beunruhigten Maunzen zur Tür.
Wie der Blitz war der Pelzträger vom Bett herunter und stromerte ausgesprochen zielgerichtet drauflos, um nur Sekunden später an der Türzarge Richtung Gang zu kratzen.
„Schon gut, schon gut ... Ich komm' ja schon!", murmelte ich und hoffe dabei sehr, dass die Katze nicht aufs Klo musste.
Ich hatte keinen Schimmer, wo ich A: in diesem Irrgarten von Villa untergebracht war. B, wo der Ausgang sich befand und C, wo das Katzenklo stand.
Und ich bezweifelte sehr stark, dass der besagte Unterwelt Bigboss, welcher für meine Nachtkotzerei verantwortlich war, sehr erpicht darauf wäre, wenn meine Katze ihm auf den sündhaft teuren Designerteppich kacken würde.
Mühsam angelte ich einen Bademantel aus der unanständig großen Garderobe im Nebenzimmer hervor und beeilte mich, die Katze hinauszulassen, bevor sie aus dem Türrahmen einen Totempfahl kratzen konnte.
„Mauuu!"

Wie eine Rakete sauste Rain mit steil erhobenem Schwanz zum Nachbarzimmer hinüber und begann dort ebenfalls wie eine Wahnsinnige die Tür zu bearbeiten.
Das Tier machte mich noch wahnsinnig!
Doch dann hörte ich es ... das leise Wimmern und Weinen meines Babys.
Trotz der massiven Übelkeit und des Schwindelgefühls hatte ich mich vermutlich noch nie so schnell bewegt.
Ohne Zögern schubste ich die Katze aus dem Weg und öffnete rasch das Zimmer, in welchem Kiara untergebracht war. Ein Nachtlicht kämpfte tapfer gegen die Dunkelheit an und auf dem riesigen Bett wälzte sich mein kleines Mädchen hin und her, fuchtelte mit ihren Ärmchen und weinte im Schlaf.
Der Anblick zerriss mir schier das Herz.
„Oh, mein armes süßes Schätzchen!", flüsterte ich verzweifelt und eilte zum Bett hinüber, meine Katze folgte auf dem Fuß, das Fell in alle Richtungen gesträubt, bereit für jede nur erdenkliche Gefahr, die es wagte, das Leben oder den Schlaf von Kiki zu bedrohen.
„Mamiiii ...", schluchzte mein Mäuschen und ich krabbelte zu ihr und streichelte zärtlich durch die zerzausten Locken.
„Kiki? Wach auf, mein Liebling! Es ist alles gut, niemand tut dir etwas."
Schließlich fuhr das Kind mit einem heiseren Schrei aus ihren Alpträumen und sah sich mit wildem Blick um.
„Hey ... Hi, mein Schatz."
Weiter kam ich nicht, denn schon kletterte Kiara weinend in meine Arme und presste ihr Gesichtchen gegen meine Schulter.
Ich begann uns beide Hin und Her zu wiegen und summte leise die Melodie ihres Lieblingsliedes ‚Let it go'. Die Katze nutzte derweil schamlos ihre Krallen als Aufstiegshilfe und erklomm furchtlos das Gebirge, sprich meinen Rücken, um zu Kiki zu gelangen.
Kaum kauerte das Vieh in meinem Nacken, startete es den Außenbordmotor mit einer Lautstärke, die mir prompt einen Tinnitus bescherte.
Schnurrend stieß Rain ihren Kopf in Kiaras Haare und machte sich sofort daran, die Kleine gründlich zu putzen.
Dass die Mieze immer wieder beinahe an den langen Locken erstickte, ignorierte sie dabei konsequent.

Donnernde Schritte wurden laut, dann polterte Diego in den Raum, eine ansehnliche Wumme in der einen und seltsamerweise einen Löffel in der anderen Hand.
„Ja?", flötete ich, immer noch einen auf Schiffschaukel machend.
Der Riese schob die Knarre hinten in den Hosenbund und nährte sich rasch dem Bett.
„Hab die Kleine schreien hören! Dachte, jemand wär eingebrochen ..." grummelte der Schrank von einem Mann und setzte sich auf die Bettkante.
„Onkel Deeegooo ..." schnuffelte Kiki und sah ihren Beschützer aus wässrigen Augen an.
Dann streckte sie die kleinen Hände nach ihrem Tee-Buddy aus und kuschelte sich kurz darauf in sein weiches T-Shirt, als er sie auf den Arm nahm.
Auf der einen Seite verpasste mir dies einen Stich. Anscheinend fühlte sie sich bei ihm sicherer als bei mir ... auf der anderen Seite war ich ganz froh, dass ich mit der Schaukelei aufhören konnte, denn mir kam gerade wieder alles hoch!
Ich bekam gerade noch: „Klo?", heraus und folgte dann so schnell ich konnte dem ausgestreckten Zeigefinger.
Dankenswerterweise landete ich nicht im nächsten Kleiderschrank, sondern tatsächlich im Badezimmer und kübelte mir Sekunden später erneut die Seele, oder die Galle aus dem Leib.
Ganz toll ...
Danke Schwangerschaft ...
Danke für dieses so eindeutige Zeichen ...
Es war ja nicht so, als würde im Nebenraum ein verdammter ZEUGE sitzen!

Es begann mit einem RingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt